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Fracking-Moratorium für Niedersachsen?

Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 27.06.2014 - TOP 31. Antwort vom Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Olaf Lies auf die mündliche Anfrage der Abgeordneten Adrian Mohr und Martin Bäumer (CDU)


Die Abgeordneten Adrian Mohr und Martin Bäumer (CDU) hatten gefragt:

Am 9. Mai 2012 fand im Landtag eine Debatte zum Thema Fracking statt. Darin äußerte sich der damalige Landtagsabgeordnete und heutige Umweltminister Stefan Wenzel in folgender Weise: „Am Ende halte ich es für sinnvoll, für die Nutzung von Fracking ein 30-jähriges Moratorium anzusetzen und zunächst die Potenziale zu nutzen, die wir im Rahmen der Energiewende haben. Wir können in den nächsten Jahrzehnten unsere Energieversorgung auf regenerative Quellen umstellen. Dann kann die nächste Generation immer noch entscheiden, ob beim Fracking die Gefahren oder die Chancen überwiegen. Ich bitte, das ernsthaft zu diskutieren, und danke Ihnen fürs Zuhören.“

In der Celleschen Zeitung vom 13. Mai 2014 heißt es unter der Überschrift „Lies will Blockade brechen“: „Die Fracking-Diskussion hat dazu geführt, dass die Erdgasförderung in Deutschland ruht. Mit einer Bundesratsinitiative will Niedersachsens Wirtschaftsminister Lies dies ändern.“ An anderer Stelle heißt es: „Mit Blick auf das umstrittene Fracking-Verfahren solle eine verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung auch den Einsatz von Hydraulic-Fracturing in konventionellen Gas-Lagerstätten in dichtem Sandstein (Tight-Gas) ermöglichen, erläuterte Lies.“

Wir fragen die Landesregierung:

  1. Was hält die Landesregierung von einem 30-jährigen Moratorium in Sachen Fracking, von dem der damalige Landtagsabgeordnete und heutige Umweltminister Stefan Wenzel im Jahr 2012 gesprochen hat?
  2. Ist die Gewinnung von Erdgas unter Einsatz von Fracking aus energiepolitischen und/oder versorgungswirtschaftlichen Gründen für das Land Niedersachsen erforderlich?
  3. Wann fand in Niedersachsen die letzte stimulierende Frackingmaßnahme im Zuge der Erdgasförderung statt, und wann ist nach Einschätzung der Landesregierung der nächste Einsatz von Hydraulic-Fracturing in Niedersachsen zu erwarten?

Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Olaf Lies beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:

Im Übergang zu einer Versorgung aus regenerativen Energien ist das vergleichweise klimafreundliche Erdgas für die Sicherung einer bezahlbaren und verlässlichen Energieversorgung unverzichtbar. Erdgas kann gegenüber der Energiegewinnung aus Steinkohle und Braunkohle mit weitaus geringeren Emissionen genutzt werden. Durch direkte Speichermöglichkeiten trägt Erdgas entscheidend zur Versorgungssicherheit bei. Einen deutschen Energiemix ohne eine starke Komponente Erdgas wird es deshalb auf absehbare Zeit nicht geben.

Mit einem Anteil von rund 11 % trägt die heimische Erdgasproduktion zur Deckung des bundesweiten Erdgasbedarfes aktuell bei. Dieser Anteil ist seit Jahren stark rückläufig (2012: rund 12 %; 1994: rund 23 %), da die produzierenden Lagerstätten einem natürlichen Förderrückgang unterliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Weiterentwicklung bestehender Erdgasfelder nicht in dem erforderlichen Maße stattfinden konnte, um den Förderrückgang zu kompensieren.

Folglich ist ein Anstieg der Importabhängigkeiten unvermeidbar, zumal der jährliche Erdgasverbrauch in Deutschland weiter zunimmt. Nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wurden im Jahr 2012 rund 38 % des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus Russland importiert. Damit ist Russland der wichtigste Erdgaslieferant Deutschlands gefolgt von Norwegen (35%), den Niederlanden (22%) und sonstigen Lieferländern, wie Dänemark und Großbritannien, mit einem Anteil von rund 5%. Zukünftig ist damit zu rechnen, dass der russische Importanteil weiter anwachsen wird, da Russland über große Erdgasreserven verfügt und dadurch die Förderung substantiell steigern kann. Diese Entwicklung birgt jedoch Risiken, die sich auf die Versorgungssicherheit und Preisstabilität in Deutschland auswirken können. Insbesondere die geopolitischen Entwicklungen im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine verdeutlichen, dass eine Diversifizierung der Erdgasversorgung auf verlässliche Bezugsquellen notwendig ist. Die umweltverträgliche Nutzung heimischer Ressourcen kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, ebenso wie die Energieeffizienz.

Nach Angaben des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) betragen die nachweislich bekannten Erdgasreserven in Deutschland derzeit rund 103,6 Mrd. m³ (davon 102,0 Mrd. m³ in Niedersachsen). Diese Menge ergibt im Vergleich mit der Jahresfördermenge von 10,7 Mrd. m³ eine statische Reichweite der Reserven von 9,7 Jahren. Ergänzend dazu werden im Bereich von konventionellen Tight-Gas Lagerstätten weitere Förderpotenziale von rund 150 Mrd. m³ für Deutschland prognostiziert. Sofern diese Potenziale zu Reserven entwickelt werden könnten, würde sich die statische Reichweite der Erdgasförderung (bei gleichbleibender Fördermenge) mehr als verdoppeln.

Die Förderung dieser konventionellen Vorhaben hält Niedersachsen für sinnvoll.

Im Gegensatz dazu lehnt die Landesregierung die Erschließung und Nutzung von unkonventionellen Schiefergas- und Tonsteinlagerstätten mittels Fracking in Niedersachsen ab, da die Risiken, insbesondere für das Grundwasser, derzeit nicht abschätzbar sind.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1.:
Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie angewiesen, keine Genehmigung für Fracking-Maßnahmen zur Erschließung unkonventioneller Lagerstätten zu erteilen.

Das Zitat bezog sich auf unkonventionelle Lagerstätten.

Im Übrigen wird auf die Vorbemerkung verwiesen.

Zu 2.:
Mit einem Anteil von 22,5 % am Primärenergieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland (Quelle: AG Energiebilanzen e.V., Dezember 2013) ist Erdgas ein wichtiger Energieträger, dessen Bedeutung im Rahmen der eingeleiteten Energiewende voraussichtlich weiter zunehmen wird.

Die deutsche Erdgasförderung trug 2013 mit rund 11 % zur Deckung des bundesweiten Erdgasbedarfs bei.

Die Konsolidierung des Anteils der heimischen Förderung am jährlichen Erdgasverbrauch in Deutschland wirkt der steigenden Importabhängigkeit entgegen, verbunden mit positiven Effekten für die Versorgungssicherheit und Preisstabilität.

Im Übrigen wird auf die Vorbemerkung verwiesen.

Zu 3.:
Zur Verbesserung der Zuflussbedingungen wurde die Fracking-Technologie zuletzt am 27. Juli 2011 in der Förderbohrung Buchhorst T 12 des Unternehmens ExxonMobil Production Deutschland GmbH (Gemeinde Sulingen, Landkreis Diepholz) eingesetzt.

Zu welchem Zeitpunkt ein erneuter Einsatz dieser Technologie in Niedersachsen zu erwarten ist, kann derzeit nicht abgeschätzt werden.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
27.06.2014

Ansprechpartner/in:
Herr Stefan Wittke

Nds. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung
Pressesprecher
Friedrichswall 1
30159 Hannover
Tel: (0511) 120-5427
Fax: (0511) 120-995427

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