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Bahnhaltepunkt Jaderberg (Landkreis Wesermarsch)

Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 14.04.2011 - TOP 23. Antwort von Verkehrsminister Jörg Bode auf die mündliche Anfrage der Abgeordneten Filiz Polat und Ina Korter (GRÜNE)


Die Abgeordneten Filiz Polat und Ina Korter (GRÜNE) hatten gefragt:

Die „Potenzialabschätzung Haltepunkt Jaderberg“ (PDT Umwelt und Verkehr GmbH im Auftrag der Gemeinde Jade, Oktober 2009) kommt zu dem Ergebnis, dass mit einer zu erwartenden Ein- und Ausstiegszahl von ca. 700 Fahrgästen pro Tag das Nutzen-Kosten-Verhältnis der Wiedereröffnung des Bahnhaltepunkts positiv ist. Dennoch lehnt die Landesnahverkehrsgesellschaft die Einrichtung eines Haltepunktes in Jaderberg ab (Schreiben der LNVG an die Gemeinde Jade vom 03.03.2010). Als Begründung führt sie u. a. die längere Fahrtzeit durch die Einrichtung des Haltepunktes Jaderberg auf der Strecke Wilhelmshaven–Oldenburg–Osnabrück an und die dadurch entstehenden Schwierigkeiten am Knoten Oldenburg, die Umsteigeanschlüsse zu erreichen. Diese Argumentation erscheint vor dem Hintergrund der geplanten Ertüchtigung der Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven im Zuge des JadeWeserPorts wenig stichhaltig, da zum einen die Streckengeschwindigkeit von 100 km/h auf 120 km/h heraufgesetzt werden soll, was zu einer Fahrtzeitreduzierung von drei Minuten führt (Angabe der LNVG), und zum anderen eine weitere Fahrtzeitersparnis von zwei bis drei Minuten durch die nachfolgend geplante Elektrifizierung der Strecke erreicht werden soll. Diese fängt die Fahrtzeitverlängerung von ca. drei Minuten für die Einrichtung des Haltepunkts bei Weitem auf. Eine Verschlechterung der Umsteigesituation in Oldenburg tritt keinesfalls ein; es ist vielmehr mit einer Verbesserung - trotz Einrichtung eines Haltepunkts Jaderberg - zu rechnen. Im Übrigen bestehen im Knoten Oldenburg vor allem Umsteigeschwierigkeiten von Fahrgästen aus Richtung Leer/Emden, die in Richtung Osnabrück umsteigen wollen, da der Zug aus Wilhelmshaven in Richtung Osnabrück den Bahnhof zum Teil vor Ankunft der Züge aus Leer/Emden verlässt.

Die zur Ablehnung des Haltepunktes herangezogenen fahrplantechnischen Gründe vermögen in der Region kaum zu überzeugen.

Das Interesse der Bevölkerung an einem Bahnhaltepunkt ist weiterhin enorm. Die Landesnahverkehrsgesellschaft ist jedoch auch auf Nachfrage nicht bereit, ihre ablehnenden Gründe vor Ort zu erklären (Antwort vom 14. Februar 2011 auf ein Schreiben der Abgeordneten Ina Korter).

Wir fragen die Landesregierung:

  1. Hält die Landesregierung das Vorgehen der Landesnahverkehrsgesellschaft, sich einer Diskussion vor Ort nicht zu stellen und mit nachvollziehbaren Argumenten das nachgewiesene Interesse der Gemeinde Jade und der Bevölkerung an einem Bahnhaltepunkt zurückzuweisen, für ein angemessenes und vertrauensbildendes Vorgehen?
  2. Welche Voraussetzungen müssen nach Auffassung der Landesregierung gegeben sein, um einen Haltepunkt einzurichten bzw. wieder zu eröffnen?
  3. Sind der Landesregierung über die angeführten Gründe hinaus weitere Gründe bekannt, die gegen die Wiedereröffnung des Bahnhaltepunkts Jaderberg sprechen?
Verkehrsminister Jörg Bode beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:

Wichtiges Ziel der Angebotsgestaltung im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Niedersachsen ist ein vertaktetes Angebot mit kurzen Fahrzeiten und kurzen und verlässlichen Umsteigezeiten in den Umsteigeknoten. Auf vielen SPNV-Linien konnten dadurch bereits hohe Nachfragezuwächse verzeichnet werden. So auch zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg.

Die Züge zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg nutzen täglich etwa 6.000 Reisende. Die Linie Wilhelmshaven – Oldenburg – Osnabrück ist daher dem hochwertigen „Expressnetz“ in Niedersachsen zugeordnet, auf dem hohe Reisegeschwindigkeiten im SPNV erreicht werden sollen, um gegenüber dem Pkw konkurrenzfähig zu sein. Dieses Ziel ist nur mit hohen Geschwindigkeiten in Zusammenhang mit großen Halteabständen zu erreichen.

In diesem Zusammenhang haben die Erfahrungen der letzten Jahre außerdem gezeigt, dass mit kurzen attraktiven Reisezeiten zwischen den wichtigen Mittel- und Oberzentren deutlich höhere Nachfragezuwächse erzielt werden können als mit einer Reaktivierung von Stationen. Im Südabschnitt dieser Linie zwischen Oldenburg und Osnabrück wurden daher nach Abschluss des Streckenausbaus von 100 auf 120 km/h zur Betriebsaufnahme der NordWestBahn im November 2000 sogar sechs Verkehrsstationen aufgegeben, um attraktive Reisezeiten zwischen den beiden Oberzentren Oldenburg und Osnabrück zu erreichen und dort kurze Anschlüsse herzustellen.

Die Linie Wilhelmshaven – Oldenburg – Osnabrück stellt im nördlichen Abschnitt neben Oldenburg auch in Sande wichtige Anschlüsse her. Mit der geplanten Erhöhung der Streckengeschwindigkeit von 100 km/h auf 120 km/h kann zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg eine Fahrzeitverkürzung von etwa drei Minuten erreicht werden. Dieser Fahrzeitgewinn wird aber benötigt, um die Anschlüsse in Oldenburg weiterhin sicherzustellen und die Betriebsqualität zu verbessern. Weitere Fahrzeitverkürzungen durch die geplante Elektrifizierung werden nicht erreicht, da im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Dieseltriebwagen eingesetzt werden.

Da aus fahrplantechnischen Gründen keine Perspektive für eine Reaktivierung eines Bahnhaltepunktes in Jaderberg gesehen wird, ohne wichtige Anschlüsse in Oldenburg und Sande aufzugeben, wurde zwischen der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) und der Gemeinde vereinbart, mit Unterstützung durch den Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) die Möglichkeiten zur Verbesserung der ÖPNV-Anbindung mit dem Bus zu prüfen.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1.:
Nach Mitteilung der LNVG sind Fragestellungen zu einem Bahnhalt Jaderberg in mehreren Gesprächen mit der Gemeindeverwaltung ausgiebig erörtert worden. Auch die Annahmen und Schlussfolgerungen des zitierten Gutachtens sollen im Detail besprochen worden sein. Im Ergebnis soll Einvernehmen erzielt worden sein, dass seitens der Gemeinde eine bessere Einbindung Jaderbergs in das Busnetz angestrebt werden soll. Die Landesregierung hält das Vorgehen der LNVG deshalb für angemessen und geeignet, die Haltung des Landes transparent zu machen.

Zu 2.:
Die Einrichtung eines zusätzlichen Haltepunktes ist in jedem Einzelfall zu prüfen. Voraussetzungen sind u. a. die Verträglichkeit mit dem Fahrplankonzept und das positive Ergebnis einer Nutzen-Kosten-Untersuchung. Letzteres liegt im Fall Jaderberg nicht vor. In der von der Gemeinde beauftragten Potenzialstudie werden unter optimistischen Annahmen lediglich Fahrgastpotenziale aufgezeigt.

Zu 3.:
Abgesehen von den fahrplantechnischen Schwierigkeiten liegen der Landesregierung keine Informationen über die erforderlichen Investitionskosten und eine Nutzen-Kosten-Untersuchung für einen Bahnhalt in Jaderberg vor.

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erstellt am:
14.04.2011

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