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Plenum 07. April 2017 - Mündliche Anfragen

Frage 34


Abgeordnete Helmut Dammann-Tamke, Hans-Heinrich Ehlen und Heiner Schönecke (CDU)

Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr namens der Landesregierung

Vorbemerkung der Abgeordneten

Die Land & Forst berichtet in ihrer Ausgabe 11 vom 16. März 2017 unter dem Titel „Vion macht zu“ über die Schließung des Schlachthofes in Zeven im Landkreis Rotenburg-Wümme. In einer Pressemitteilung der Vion Food Group vom 9. März 2017 steht wie folgt geschrieben: „Der Vorstand der Vion Zeven AG hat heute Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten informiert, dass der Schlacht- und Zerlegebetrieb in Zeven zum nächstmöglichen Zeitpunkt - spätestens zum 28. April 2017 - geschlossen werden soll.“

Vorbemerkung der Landesregierung

Der Schlacht- und Zerlegebetrieb in Zeven, die Vion Zeven AG, ist ein Tochterunternehmen der niederländischen Vion Holding N.V.

Vion ist ein internationaler Fleischproduzent mit nach eigenen Angaben 25 Produktionsstandorten in den Niederlanden und in Deutschland und Vertriebsstellen weltweit in 16 Ländern. 2015 hat Vion nach eigenen Angaben einen Umsatz von 4,6 Mrd. € erzielt.

Nachdem VION für 2012 ein Bilanzergebnis mit einem Minus von 830 Millionen Euro ausgewiesen hat, wurde Ende 2013 eine einschneidende strategische Umstrukturierung eingeleitet. 2014 wurde der komplette Unternehmensbereich „VION Ingredients“ für 1,6 Mrd. Euro an ein nordamerikanisches Unternehmen verkauft. Im verbleibenden Unternehmensbereich „VION Food“ wurde ein groß angelegtes, mehrjähriges Restrukturierungsprogramm begonnen, in dessen Verlauf bereits mehrere Standorte verkauft oder geschlossen wurden. In Niedersachsen wurde 2014 die Tiefkühlkostproduktion am Standort Wunstorf geschlossen.

Im Bereich Schweineschlachtung wurden ebenfalls bereits kleinere Standorte geschlossen; z. B. 2013 in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen (jeweils 5.000 Schweineschlachtungen pro Woche) und 2014 in Niedersachsen Lingen (zuletzt wöchentlich 12.000 Schweineschlachtungen). Die Produktion der aufgegebenen Standorte wurde damals an die VION-Standorte Emstek und Zeven verlagert.

Nach dem aktuellen Ranking „Die Top 10 der deutschen Schweineschlachter 2016“ der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN) belegt VION mit insgesamt 8,87 Mio. Schweineschlachtungen Platz zwei.

Das ISN-Schlachthofranking 2016 zeigt, dass die Konzentration im Bereich der Schweineschlachtung weiter gestiegen ist.

Eine Ursache hierfür könnte sein, dass sich der Fleischverbrauch in Deutschland verändert hat. So aßen die Deutschen 2016 pro Person nach vorläufigen Berechnungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 8 kg weniger Fleisch als vor 20 Jahren.

Der Pro Kopf-Verbrauch an Schweinefleisch sank seit 1996 sogar überproportional um 10 Kilogramm, nämlich von 46 Kilogramm auf nur noch 36 Kilogramm in 2016. Das bedeutet einen Rückgang um 22 %.

1. Wann hat die Landesregierung von den Plänen der Vion erstmals erfahren?

Die Landesregierung hat am 10. März 2017 von den Plänen der Vion Zeven AG erfahren.

2. Welche Aktivitäten wurden seitens der Landesregierung unternommen, um den Schlachthof und die Arbeitsplätze zu erhalten?

Am 10. März 2017 hat die Landesregierung Kontakt mit dem Unternehmen und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten aufgenommen.

Nach Darstellung von Vion arbeitet der Betrieb im Landkreis Rotenburg/Wümme seit mehr als vier Jahren nicht mehr wirtschaftlich; die Verluste beliefen sich auf einen hohen siebenstelligen Betrag.

Angesichts der extremen Wettbewerbssituation könnten derzeit im regionalen Lebensmitteleinzelhandel beim Frischfleisch nicht die Preise erzielt werden, die eine kostendeckende Produktion ermöglichten. In der Folge sehe Vion keine Perspektive zur Ergebnisverbesserung am Standort Zeven.

Den Beschäftigten sei Weiterbeschäftigung an anderen Standorten des Vion-Konzerns angeboten worden.

Die Landesregierung hat die Beratungsstelle mobile Beschäftigte in Niedersachsen aufgefordert, zu den Fremdbeschäftigten der Vion Zeven AG Kontakt aufzunehmen. Eine „vor-Ort-Beratung“ hat am 15.03.2017 in Zeven stattgefunden. Dabei wurde berichtet, dass die meisten der Fremdbeschäftigten von ihren Arbeitgebern nach Schließung des Standortes Zeven am 28. April 2017 bei anderen Unternehmen an anderen Standorten in Nordrhein-Westfalen bzw. Niedersachsen eingesetzt werden. Nur in wenigen Fällen seien Kündigungen ausgesprochen worden.

3. Zu welchen Ergebnissen führten diese Aktivitäten?

Nach Einschätzung der Landesregierung handelt es sich bei der Entscheidung zur Schließung des Standortes Zeven um eine unternehmerische Entscheidung, die VION im Zuge der mehrjährigen Konsolidierung des Gesamtkonzerns getroffen hat, um das Unternehmen insgesamt zukunftsfähig zu machen und die verbleibenden Standorte, wie z. B. Emstek zu sichern.

Die Landesregierung bedauert die Entwicklung für die Beschäftigten und den Standort Zeven außerordentlich, sieht aber keinen Ansatzpunkt, mit dem eine Weiterführung der Schweineschlachtung in der Betriebstätte in Zeven erreicht werden könnte.


Minister Olaf Lies spricht im Niedersächsischen Landtag, Fotograf: Thiemo Jentsch   Bildrechte: MW-Nds

Minister Olaf Lies spricht im Niedersächsischen Landtag

Artikel-Informationen

erstellt am:
07.04.2017

Ansprechpartner/in:
Pressesprecher: Christian Haegele und Sabine Schlemmer-Kaune

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