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Plenum 23. August 2018 - Mündliche Anfragen

Frage 12: Kavernenfeld Etzel: Welche Gefahren gehen von automatisch freigesetztem Erdgas aus?


Abgeordnete Meta Janssen-Kucz und Imke Byl (GRÜNE)

Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung namens der Landesregierung

Vorbemerkung der Abgeordneten

Auf dem Gelände der Kavernenanlage in Etzel sind am Samstag, 28. Juli 2018 rund 4 400 m3 Erdgas in die Atmosphäre abgelassen worden. Grund sei ein Fehlalarm gewesen, so das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Der Fehlalarm sei durch zwei Gas-Sensoren ausgelöst worden und habe zur Abschaltung eines Verdichters geführt. Durch das automatische Sicherheitssystem sei Druck von den Kompressoren genommen und damit Gas abgelassen worden.

Auf Anfrage der Fragestellerin teilte das Wirtschaftsministerium zudem in der vergangenen Woche mit, dass es sich um den dritten Störfall mit Freisetzung von Erdgas bzw. Erdgaskondensat in den vergangenen zwei Jahren handelt, wobei zu den vorangegangenen Zwischenfällen keine Angaben zu den freigesetzten Mengen gemacht wurden (Drs. 18/1282).

Vorbemerkung der Landesregierung

In den frühen Morgenstunden am 28.07.2018 kam es am Standort des Kavernenspeichers in Etzel zu einer automatischen Sicherheitsabschaltung eines Erdgasverdichters des Betreibers Etzel-Kavernenbetreibergesellschaft mbH & Co. KG (EKB). Nach eingehenden Kontrollen vom Anlagenpersonal (u.a. Gasfreimessung) konnte der Alarm jedoch kurzfristig beendet werden. Auch bestand keine Notwendigkeit, externe Rettungskräfte zu alarmieren. Ursächlich für die Sicherheitsabschaltung war eine prozesstechnische Fehlermeldung an zwei von drei Gassensoren, die die Stromversorgung zu einem Gasverdichter der Speicheranlage überwachen.

Der Vorfall wurde aufgrund der begleitenden Lärmentwicklung (betriebsinterne Sirenenwarnung, Notentspannung über einen Ausbläser) von Anwohnern wahrgenommen und der Polizei gemeldet. Vom Betreiber der Anlage wurden sowohl das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als auch der Landkreis Wittmund und die Gemeinden Friedeburg und Etzel über die Sicherheitsabschaltung informiert. Vor Wiederinbetriebnahme der Speicheranlage wurde diese von einem Mitarbeiter des LBEG inspiziert.

1. Warum wurde das Gas vor der Abgabe nicht abgefackelt?

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass entsprechend immissionsschutzrechtlicher Vorgaben grundsätzlich alle brennbaren Gase in Feuerungs- oder Verbrennungsmotorenanlagen mit Energienutzung zu verbrennen oder anderweitig zu verwerten sind. Restmengen sind abzufackeln, sofern andere Nutzungsmöglichkeiten ausscheiden.

Ausgenommen hiervon sind Maßnahmen zur Notentspannung (z.B. Verdichteranlage eines Kavernenspeichers), bei denen aufgrund technischer Standards kurzfristig sehr große Volumenströme, verbunden mit hohen Strömungsgeschwindigkeiten auftreten, die nicht verbrannt werden können (Abriss der Flamme). Um derartige Notsituationen sicher zu beherrschen, kommen sogenannte Ausbläser zum Einsatz, die eine schnelle und gefahrlose Entspannung der Gasanlagen ermöglichen.

Das automatische Sicherheitssystem der Speicheranlage der EKB unterscheidet aus sicherheitstechnischen Gründen nicht zwischen einer Fehlermeldung und einem tatsächlichen Vorfall. In beiden Fällen wird der betroffene Anlagenabschnitt prozesstechnisch eingeschlossen und automatisch über einen Ausbläser vollständig druckentlastet. Der Standort und die technische Gestaltung des Ausbläsers sind dabei so gewählt, dass vom ausströmenden Gas (leichter als Luft) keine Gefahren für den Anlagenbetrieb oder das Umfeld der Speicheranlage ausgehen können.

2. Was ist die maximale Menge Erdgas, die das Sicherheitssystem automatisch in die Atmosphäre abgegeben kann?

Die gesamte Speicheranlage der EKB ist prozesstechnisch in unterschiedliche Sektionen unterteilt, die separat voneinander eingeschlossen und druckentlastet werden können. Im Falle einer Alarmmeldung wird jedoch nur die Sektion gasfrei geschaltet, auf die sich der Alarm bezieht. Beispielsweise umfasst der Anlagenbereich der Gasverdichter ein Volumen von etwa 12.000 m³ (Vn), welches bei einer Notentspannung freigesetzt werden könnte.

Im Falle einer vollständigen Druckentlastung der gesamten Speicheranlage der EKB (alle Sektionen) könnte theoretisch ein Erdgasvolumen von maximal 53.000 m³ (Vn) in die Atmosphäre abgegeben werden.

3. Welche Klimawirkung haben 4 400 m³ unverbrannt freigesetztes Erdgas (bitte in CO2-Äquivalenten angeben)?

Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC - Weltklimarat) verfügt Methan über ein Treibhauspotential, das etwa 28-mal größer als das von Kohlendioxid ist. Abschätzungen des IPCC zufolge hat Methan heute einen Anteil von ungefähr einem Sechstel an den globalen anthropogenen Treibhausgasemissionen. Damit besitzt Methan eine hohe Klimawirksamkeit und macht einen substanziellen Anteil des menschgemachten Treibhauseffektes aus. Gleichwohl trägt Kohlendioxid seit Beginn der Industrialisierung deutlich stärker zum Anstieg des globalen Treibhauseffektes bei, etwa doppelt so stark wie Methan. Zudem hat sich der Anstieg der Methankonzentration in der Atmosphäre seit Mitte der 1990er Jahre deutlich verlangsamt, während der von Kohlendioxid sich weiter beschleunigt.

Das aufgrund der Sicherheitsabschaltung der Speicheranlage der EKB freigesetzte Methanvolumen von 4.400 m³ (Vn) entspricht einem CO2-Äquivalent von rund 83.000 kg.

Artikel-Informationen

erstellt am:
23.08.2018

Ansprechpartner/in:
Pressesprecher Dr. Eike Frenzel, Pressesprecherin Julia Wolffson

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