Reaktivierung von Stationen
In der niedersächsischen Koalitionsvereinbarung 2017 – 2022 heißt es:
„SPD und CDU wollen durch die Reaktivierung von Bahnstrecken und Haltepunkten sowie verbesserte Taktungen den Schienenpersonennahverkehr stärken und länderübergreifende Kooperationen ausbauen.“
Zuständig für die Prüfung möglicher Reaktivierungen stillgelegter Haltepunkte oder des Baus neuer Stationen sind die Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr in Niedersachsen, die Landesnahverkehrsgesellschaft mbH (LNVG), die Region Hannover sowie der Regionalverband Großraum Braunschweig. Sie planen und bestellen die Nahverkehrsleistungen auf der Schiene.
Möglichkeiten zur Reaktivierung sind in den letzten Jahren auf Vorschlag der Kommunen unter enger Einbindung des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr , Bauen und Digitalisierung für eine große Anzahl von Haltepunkten geprüft worden. Erste Ergebnisse wurden im Mai 2015 präsentiert. Anhand von sieben Kriterien wurden die möglichen Stationen im LNVG-Gebiet untersucht:
- Das Einwohnerpotenzial im 1,5 km-Radius liegt über 2.000 Einwohner
- Die Entfernung zum nächsten Haltepunkt/Bahnhof beträgt mehr als drei Kilometer
- Der Hauptort liegt direkt an der Schienenstrecke
- Die Strecke wird von einer Regional (RB)- oder S-Bahn bedient
- Die Anschlüsse in den Knotenbahnhöfen sind nicht gefährdet
- Es entsteht möglichst kein Mehraufwand durch zusätzliche Fahrzeuge
- Die fahrplantechnische Machbarkeit ist gegeben
Im Zuständigkeitsbereich der LNVG können im Ergebnis mittelfristig bis zu zehn Stationen (Adendorf, Altenwalde, Cappel-Midlum / Spieka, Bunde, Hildesheim-Himmelsthür, Ihrhove, Kirchlinteln, Neermoor, Osnabrück-Rosenplatz, Rosdorf) reaktiviert bzw. neu gebaut werden, im Gebiet des Regionalverbandes bis zu 9 Stationen (Bienrode, Braunschweig-Broitzem, Braunschweig-Rüningen, Isenbüttel, Wendessen, Wolfsburg West, Leiferde Ost, Leiferde West, Salzgitter-Thiede). Langfristig und in der Regel erst nach separater Umsetzung größerer Infrastrukturausbauten können bis zu elf weitere Stationen im Zuständigkeitsbereich der LNVG hinzukommen.
Zur Umsetzung der genannten Stationen im Rahmen des Projektes Stationsoffensive der Deutschen Bahn (DB) haben Land und Aufgabenträger am 28. März 2019 mit der DB Rahmenvereinbarungen in Bezug auf die Finanzierung und Umsetzung geschlossen. Entsprechend der Rahmenvereinbarungen steht im nächsten Schritt nunmehr eine Durchführung der erforderlichen Vorplanung seitens der Standortkommunen für die einzelnen neuen Haltepunkte an, auf deren Grundlage dann erst die abschließenden Vereinbarungen zur Realisierung und Finanzierung geschlossen werden können. Das Land Niedersachsen und die Aufgabenträger übernehmen nach der Vorplanung grundsätzlich 75% der förderfähigen Kosten für die Realisierung, die nach Abzug einer Eigenbeteiligung der Deutschen Bahn von mindestens 25% verbleiben. Die restlichen Kosten tragen die Aufgabenträger. Anschließend erfolgen die Planfeststellung und die bauliche Umsetzung.
In der Region Hannover könnten bis zu 3 Stationen neu eingerichtet werden, wobei hier die Prüfungen noch nicht abgeschlossen sind.
Bereits in 2017 war nach umfangreichen Vorarbeiten ein Vertrag zur Realisierung und Finanzierung der Station Jaderberg geschlossen worden. Die Station zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg wurde im Juli 2020 als erste Station aus dem Reaktivierungsprogramm offiziell in Betrieb genommen.