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Plenum 25. Januar 2018 - Mündliche Anfragen

Frage 11: Wie sicher sind die Kavernenspeicher in Etzel?


Abgeordnete Meta Janssen-Kucz und Imke Byl (GRÜNE)


Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung namens der Landesregierung


Vorbemerkung der Abgeordneten

In den ersten Tagen des neuen Jahres haben sich bereits zwei Vorfälle bei den Kavernenspeichern in Etzel ereignet.

Wie die Wilhelmshavener Zeitung berichtete, beobachteten Bürger einen Gasaustritt auf dem Gelände des Verdichters der Firma Uniper: „Am Dienstag vergangener Woche soll über 45 Minuten hinweg Erdgas aus einer Leitung auf dem Verdichtergelände unkontrolliert unter starken Ausblasgeräuschen ausgetreten sein. ‚Es kondensierte und bildete eine 6 bis 8 m hohe sichtbare Dampfwolke‘, teilte Stefan Gaidies mit, Mitglied für ‚Die Friesen‘ im Gemeinderat. An einer anderen Stelle sei sogar eine Gasflamme über der bodennahen Armatur zu sehen gewesen. Bürger in Horsten hätten Gas- und Verbrennungsgerüche wahrgenommen. (…) Bei Uniper stößt die Empörung auf wenig Verständnis. ‚An der Verdichtung wurde eine routinemäßige Instandsetzung vorgenommen. Dabei ist Druck abgelassen worden und Gas ausgetreten - eine Gefahr für die Bürger bestand zu keinem Zeitpunkt‘, erklärte Uniper-Pressesprecher Georg Oppermann auf Anfrage. Er widersprach auch den Vorwürfen, es habe ein Feuer gegeben und die Behörden seien nicht informiert worden“ (Wilhelmshavener Zeitung vom 10. Januar 2018, http://www.wzonline.de/nachrichten/aktuelles-/artikel/die-friesen-erdgas-ist-unkontrolliert-ausgetreten.html ).

Zeugenaussagen belegen jedoch, dass es zu einer Flammentwicklung in einem hochsensiblen Bereich des Gasverdichters gekommen ist. In diesem Zusammenhang wird auf eine Explosion an einem Gasverdichter im österreichischen Baumgarten am 12. Dezember 2017 verwiesen, die einen Toten forderte und den Einsatz von 40 Feuerwehren aus der dortigen Umgebung zu Folge hatte (Kurier vom 18. Dezember 2017, https://kurier.at/chronik/oesterreich/pipeline-lange-vor-gasexplo-sion-gewarnt/302.505.858 ).

Wenige Tage später führten starke Regenfälle zu einer Überflutung des Verteilerplatzes 14 des Betreibers Storag Etzel. Das Verteilergebiet stand zwei Tage unter Wasser. Laut Presseberichten räumte ein Sprecher der Storag Etzel ein, „dass man so eine Lage noch nicht gehabt habe“ (NDR am 9. Januar 2018, https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Verteiler-im-Kavernengebiet-Etzel-unter-Wasser,etzel402.html ). Nach Angaben des LBEG hat sich der Boden im Umfeld der Kavernen bereits um 40 cm abgesenkt, weitere Absenkungen von bis zu 6 cm pro Jahr werden erwartet.


Vorbemerkung der Landesregierung

Am 02. Januar 2018 wurde auf dem Gelände des Untergrundspeichers Etzel, Landkreis Wittmund, an der Verdichteranlage des Betreibers Uniper Energy Storage GmbH kontrolliert Erdgas abgelassen. Ursache hierfür war nach Auskunft des Betreibers eine betriebliche Störung an einer Armatur. Um eine Überprüfung dieser Armatur zu ermöglichen, erfolgte planmäßig eine vollständige Druckentlastung der Armatur sowie des zugehörigen Leitungssystems. Das bei der Druckentlastung freigesetzte Erdgas kühlte sich dabei ab, was bei den vorherrschenden Witterungsverhältnissen eine sichtbare Kondensation nach sich zog.

Die im Anlagensystem der Verdichteranlage implementierten Möglichkeiten zur Teil- bzw. Vollentspannung einzelner Anlagenkomponenten dienen der Anlagensicherheit. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass bei betrieblichen Störungen zu keinem Zeitpunkt Gefährdungen der Beschäftigen vor Ort sowie der Bevölkerung im Umfeld von gasführenden Anlagen zu befürchten sind.


1. Welche Maßnahmen wird die Landesregierung ergreifen, um die Aussage der Firma Uniper Energy Storage zu überprüfen, es sei keine Flammenbildung entstanden?

Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat sich nach Bekanntwerden des Ereignisses zunächst vom Betreiber über das Vorkommnis unterrichten lassen. Die Untersuchungen zu diesem Vorkommnis sind jedoch noch nicht abgeschlossen, sodass eine Bewertung der in der Anfrage benannten Flammenbildung und der sich daraus möglicherweise ergebenden Konsequenzen derzeit nicht möglich ist.

Nach derzeitigen Erkenntnisstand liegen dem LBEG keine belastbaren Hinweise vor, dass bei der gesteuerten Druckentlastung am 02. Januar 2018 eine Gefährdung des Betriebes sowie der Öffentlichkeit bestanden hätte.


2. Vor dem Hintergrund der bereits erfolgten und der nach Ansicht von Fachleuten weiter zu erwartenden Bodenabsenkungen und damit verbundenen Hochwassergefährdung: Mit welchen konkreten Maßnahmen soll die Sicherheit der Anlagen gewährleistet werden?

Die Schaltkästen für die Fernwirkeinrichtungen sind auf einem Sockel errichtet und waren von dem Hochwasserereignis nicht betroffen. In der ständig besetzten Stelle des Unternehmers konnten daher während der Überflutung alle Überwachungsparameter (Drücke, Ringraumüberwachung etc.) abgelesen und kontrolliert werden. Falls es zu Fehlermeldungen kommt, schließt die zentrale Sicherheitsarmatur am Kavernenkopf automatisch (Fail Close Stellung) und die Kaverne wird sicher eingeschlossen.

Auf Grundlage von prognostizierten Senkungen wird im Auftrag des Kavernenbetreiber STORAG Etzel GmbH zurzeit analysiert, welche langfristig wirksamen Auswirkungen die zu erwartenden Senkungen haben können (Auswirkungsprognose). In einem weiteren Schritt werden konkrete Maßnahmen ermittelt und umgesetzt, damit auch in Zukunft keine nachteiligen Auswirkungen auftreten können. In diesem Zusammenhang ist der Betreiber aufgefordert, insbesondere die notwendigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Entwässerung im senkungsbetroffenen Gebiet sowie die damit verbundenen Aspekte des Hochwasserschutzes dezidiert zu betrachten. Die Vorlage der Auswirkungsprognose wird vom LBEG bis Mitte des Jahres 2018 erwartet.


3. Wie ist die Funktionsfähigkeit der technischen Anlagen, vornehmlich der Elektrik und der Ölabscheider, bei Überflutungen gesichert?

Die Fernwirktechnik (Kamera, Akustik, Elektrik und Elektronik) zur Überwachung des Verteilerplatzes 14 und die Steuerung der Absperrarmaturen ist wassergeschützt eingebaut und hat nach Erkenntnissen des LBEG einwandfrei funktioniert.

Die auf dem Verteilerplatz 14 befindlichen Ölabscheider waren zum Zeitpunkt der Überflutung planmäßig frei von Öl und anderen wassergefährdenden Stoffen, sodass eine Gewässerverunreinigung durch das Hochwasserereignis nach aktuellem Kenntnisstand nicht stattgefunden hat. Diese Ölabscheider werden vorrangig im Instandhaltungsbetrieb benötigt und nach Beendigung der Instandhaltungsarbeiten standardmäßig gereinigt. Während der Instandhaltungsarbeiten sind die Verteilerplätze mit Personal belegt, so dass die Ölabscheider bei einer Hochwasserwarnung unverzüglich gereinigt werden können.

Artikel-Informationen

erstellt am:
25.01.2018

Ansprechpartner/in:
Herr Dr. Eike Frenzel

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