Nutzen und Kosten luftreinigender Straßenbeläge
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 21.01.2011 - TOP 27. Antwort von Verkehrsminister Jörg Bode auf die mündliche Anfrage der Abgeordneten Gabriela König (FDP)
Die Abgeordnete Gabriela König (FDP) hatte gefragt:
Experimente im niederländischen Hengelo haben ergeben, dass sogenannte photokatalytische Straßenbeläge einen großen Beitrag zur Luftreinhaltung leisten können. Es hat sich gezeigt, dass Stickoxide durch einen dem Straßenbelag beigesetzten Katalysator - besonders im Bereich bis zu 3 m über der Oberfläche - erheblich reduziert werden können.
Konkret wird dem Belag Titandioxid, ein Mineral, das sich beispielsweise auch in Hustenbonbons, Zahnpasta oder Sonnenschutzmitteln findet, als Katalysator beigefügt. Das Titandioxid absorbiert Sonnenlicht und wirkt als Katalysator, der einen Teil der gefährlichen Stickoxide oxidiert, die anderenfalls zur Anreicherung bodennahen Ozons beitrügen.
Ich frage die Landesregierung:
- Existieren weitere Studien über das Experiment in Hengelo hinaus über photokatalytische Straßenbeläge, und, wenn ja, zu welchen Ergebnissen kommen sie?
- Ist die Verwendung photokatalytischer Straßenbeläge beim Bau teurer, und, wenn ja, sind hier in Zukunft Preisreduzierungen zu erwarten?
- Inwieweit würden durch photokatalytische Straßenbeläge besondere Ansprüche an Pflege und Unterhalt der jeweiligen Streckenabschnitte entstehen?
Der Einsatz von luftreinigenden Straßenbelägen wurde in Holland mit der Verwendung von katalysatorgespickten Pflastersteinen vorgenommen. Der Belag wird dabei mit Titandioxid (TIO2) versetzt und kann Stickoxide aus der Luft filtern. Ergebnisse liegen hier nicht vor.
Im Bereich der niedersächsischen Straßenbauverwaltung kommen die durch die Bundesländer abgestimmten technischen Regelwerke zur Anwendung, in denen Bauweisen mit dem Einsatz von Titandioxid bisher weder als Regelbauweise noch als Sonderbauweise aufgeführt sind.
Der Einsatz von TIO2 zur Reduzierung der Stickoxidbelastung an Verkehrswegen soll aber auch in Niedersachsen erprobt werden: Unter Leitung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wird als Forschungsvorhaben zusammen mit dem regionalen Geschäftsbereich (rGB) Osnabrück an einer Lärmschutzwand im Zuge der BAB A1 zwischen Anschlussstellen (AS) Osnabrück-Hafen und Osnabrück-Nord im kommenden Jahr eine Titandioxidbeschichtung vorgenommen. Dies ist nach Rücksprache mit dem BMVBS das erste Vorhaben dieser Art auf bzw. an Bundesfernstraßen.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1.:
Weitere Maßnahmen wurden nach Rücksprache mit dem BMVBS von der Firma Eurovia in Ballungsgebieten (vorwiegend innerstädtischer Bereich) in Frankreich durchgeführt; weiter Informationen liegen nicht vor.
Zu 2.:
Nach Veröffentlichungen aus Holland sollen die Kosten der Pflastersteine etwa um die Hälfte teurer als herkömmlicher Pflasterstein sein.
Zu 3.:
Über die Pflege und Unterhaltung von photokatalytischen Straßenbelägen liegen bisher keine Erkenntnisse vor. Diese sollen durch geplante Versuche bei der BASt noch erforscht werden, wie auch u. a. Griffigkeits- und Abriebsfestigkeitsuntersuchungen, chemische Untersuchungen, Umwelteinwirkungen des Nitrats auf Böden und Gewässer, Auswirkungen auf akustische Eigenschaften von Oberflächen und Auswirkungen auf Straßenausstattung.
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erstellt am:
21.01.2011