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Landesregierung schreibt Aktionsplan Fachkräfteinitiative Niedersachsen fort

Fachkräftesicherung ist und bleibt die zentrale bildungs- und arbeitsmarktpolitische Herausforderung der nächsten Jahre. Sie wird wie kaum eine andere über die Zukunftsfähigkeit des Standortes Niedersachsen entscheiden. Darüber sind sich die Teilnehmer des Spitzengesprächs Fachkräfteinitiative Niedersachsen am Dienstag, 22. Oktober 2019, im Gästehaus der Landesregierung einig.

„Trotz der derzeit verhaltenen Wirtschaftsaussichten“, so Ministerpräsident Stephan Weil, „haben niedersächsische Unternehmen in ganz unterschiedlichen Branchen nach wie vor einen hohen Fachkräftebedarf. Es bleibt eine wichtige Aufgabe der Fachkräfteinitiative, die Rahmenbedingungen zur Fachkräftegewinnung stetig zu verbessern und sich dabei immer wieder an neue Rahmenbedingungen anzupassen. Mein herzlicher Dank gilt allen Partnern für ihr seit 2014 andauerndes Engagement. Ich bitte alle Beteiligten, weiter gemeinsam engagiert an der Sicherung der Fachkräftebasis und damit an der Zukunft des Landes zu arbeiten.“

Ein Drittel der niedersächsischen Beschäftigten geht in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand. Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann betont: „Der Höhepunkt des demografischen Wandels steht uns noch bevor. Alle Arbeitgeber sind gut beraten, trotz nachlassender Konjunktur ihre Fachkräfte zu halten.“

Die Ministerien für Wirtschaft, Kultus, Soziales und Wissenschaft haben auf Basis des Aktionsplans 2018 einen fortgeschriebenen 34-seitigen Aktionsplan 2019 erarbeitet. Der Aktionsplan 2019 enthält die für die Fachkräftesicherung relevanten bereits laufenden Aktivitäten der Ressorts sowie die geplanten Maßnahmen, gegliedert nach folgenden Schwerpunktfeldern:

  • Mobilisierung der inländischen Erwerbspersonenpotenziale: Hier geht es vor allem um die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren sowie die verbesserte Arbeitsmarktintegration von Langzeitarbeitslosen. Zu den kommenden Maßnahmen zählen u. a. das Handlungskonzept zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf sowie die Fokussierung auf die gleichberechtigte Förderung und Integration von (langzeit-)arbeitslosen Frauen und Männern im SGB II.
  • Gesteuerte und qualifizierte Zuwanderung sowie Arbeitsmarktintegration aller Gruppen von Menschen mit Migrationsgeschichte: Hierzu gehören z. B. neben der verbesserten Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse auch das aktive Anwerben ausländischer Fachkräfte. Geplant ist hierzu ein neues Förderprogramm, das die bisherige Unterstützung von Unternehmen bei der betrieblichen Integration Geflüchteter auf qualifizierte internationale Zuwanderer ausweitet. Der Interministerielle Arbeitskreis (IMAK) Berufliche Anerkennung wird seine Arbeit im Jahr 2020 abschließen.
  • Erweiterung von Bildungspotenzialen: Gearbeitet wird u. a. an der Stärkung der dualen Berufsausbildung, der Unterstützung der beruflichen Weiterbildung sowie des lebenslangen Lernens. Zu den kommenden Maßnahmen zählen z. B. die fortgesetzten Aktivitäten des Bündnisses duale Berufsausbildung (BDB) sowie die Umsetzung der Nationalen Weiterbildungsstrategie in Niedersachsen.

In einem gesonderten Teil des Aktionsplans finden branchen- und berufsspezifische Initiativen Berücksichtigung. Hier geht es um Bereiche, in denen es besondere Engpässe gibt, also vornehmlich IT-Fachleute, Erziehungs- und Gesundheitsberufe. Neu hinzukommen die Verkehrs- und Logistikberufe, bei denen der Fachkräftemangel in den vergangenen Monaten immer deutlichere Spuren hinterlassen hat.

Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Bernd Althusmann kündigte mehrere Initiativen seines Ministeriums an:

  • Im November findet ein Fachgespräch mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen statt, bei dem konkrete Maßnahmen zur Behebung des Lokführermangels besprochen werden.
  • Ein neues Förderprogramm zur Flankierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes „Welcome Guide“ wird derzeit erarbeitet. Ziel ist es, dass vor allem auch kleine und mittlere Unternehmen leichter von den neuen rechtlichen Möglichkeiten zur Gewinnung internationaler Fachkräfte profitieren.
  • Neu ist auch eine „Weiterbildungsprämie“ für Meisterabschlüsse außerhalb des Handwerks. Ab 2020 sollen, ergänzend zur bereits bestehenden Meisterprämie im Handwerk, alle weiteren Meisterabschlüsse mit 1.000 Euro prämiert werden.

In den Bereich des Kultusministeriums fällt u. a. der Niedersachsen-Plan „Mehr Fachkräfte für die Kita“. Minister Grant Hendrik Tonne weist darauf hin, dass in den Berufen Sozialpädagogischer Assistent und Erzieher 600 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen wurden: „Aufsteigend wird eine Schulgeldfreiheit für Sozialpädagogische Assistenten und Erzieher eingeführt – davon erhoffen wir uns ein deutlich größeres Interesse der jungen Menschen an diesen Ausbildungsgängen.“ Die Schulgeldfreiheit für die Gesundheitsfachberufe soll gesetzlich verankert werden.

Angesichts des demographischen Wandels, der gerade im ländlichen Raum zu Veränderungen führt, legt das Niedersächsische Sozial- und Gesundheitsministerium einen besonderen Schwerpunkt auf die Fachkräftesicherung im Pflege- und Gesundheitsbereich. „Deshalb haben wir die Schulgeldfreiheit für die Ausbildung in Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie oder Podologie bereits sichergestellt“, unterstreicht die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann. „Darüber hinaus setzen wir uns für eine tarifgerechte Bezahlung der Pflegekräfte ein. In Zukunft werden wir die Förderung von Investitionskosten an die tarifgerechte Entlohnung von Beschäftigten knüpfen.“

Zudem hat Sozialministerin Carola Reimann die Konzertierte Aktion Pflege Niedersachsen (KAP.NI) ins Leben gerufen, um gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden, Pflegekassen, Kommunalen Spitzenverbänden und privaten Pflegeanbietern Maßnahmen zu Verbesserung der Pflege in Niedersachsen zu entwickeln. Da auch in vielen anderen Branchen Fachkräfte fehlen, setzt sich das Ministerium zudem für eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen ein. Das Niedersächsische Sozialministerium entwickelt daher ein Handlungskonzept für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Dabei werden wir auch die besondere Situation von Alleinerziehenden und pflegenden Angehörigen berücksichtigen“, kündigt Carola Reimann an.

Auch setzt sich das Sozialministerium für eine Fortsetzung des erfolgreichen Programms „Koordinierungsstellen Frauen und Wirtschaft“ in der neuen EU-Förderperiode ein. Die 25 kurz „Ko-Stellen“ genannten Einrichtungen beraten Frauen vor Ort beim Wiedereinstieg in den Beruf. Um auch zugewanderten Menschen den Weg auf den Arbeitsmarkt zu eröffnen, ist eine schnelle Anerkennung vorhandener Berufsqualifikationen wichtig. Deshalb unterstützt die Landesregierung das IQ-Netzwerk Niedersachsen. „Unsere Gesellschaft ist langfristig auf die Fachkräfte aus anderen Ländern angewiesen“, erläutert Sozialministerin Reimann, „deshalb ist es wichtig, Menschen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.“

Das Wissenschaftsministerium hat sich zudem das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren bis zu 200 zusätzliche Medizinstudienplätze zu schaffen. Es ist bereits gelungen, die Grundlage für 150 zusätzliche Medizinstudienplätze zu legen, die künftig an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) (+50), an der European Medical School (EMS) in Oldenburg (+40) und an einem zusätzlichen klinischen Standort der Universitätsmedizin Göttingen (voraussichtlich: Braunschweig) (+60) eingerichtet werden sollen.

Hintergrund: Im letzten Jahr hat die Landesregierung die 2014 ins Leben gerufene Fachkräfteinitiative Niedersachsen neu ausgerichtet. Partner der Fachkräfteinitiative sind die Vertreter von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Kammern, Wohlfahrtsverbänden, kommunalen Spitzenverbänden, der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit. Einmal jährlich findet ein Spitzengespräch Fachkräfteinitiative statt.



Artikel-Informationen

erstellt am:
22.10.2019

Ansprechpartner/in:
Pressesprecher Dr. Eike Frenzel, Pressesprecherin Annette Schütz

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