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Einmal Riga & Straßburg hin und zurück, bitte!

Auslandsticket für Auszubildende - powered by Wirtschaftsministerium & Erasmus


In einem fremden Land, dessen Sprache möglicherweise reichlich Kopf- und Zungenbrechen bereitet, auf sich selbst gestellt sein. Das formt den Charakter, erweitert den Horizont und bereichert nicht zuletzt in sprachlicher Hinsicht enorm. Für viele Studierende gehört mittlerweile ein sogenanntes Erasmus-Semester zum Standardrepertoire ihrer Studienzeit. Was viele (noch) nicht wissen: Diese Chance, über das Erasmus-Programm im europäischen Ausland Erfahrungen zu sammeln, gibt es auch für Auszubildende! Das Niedersächsische Wirtschaftsministerium ist mit an Bord. Nina Stöber hat als erste Auszubildende von der Kooperation profitiert. Die angehende Verwaltungsfachangestellte arbeitete acht Wochen in Riga bei der Deutsch-Baltischen Außenhandelskammer. Jüngst ging es für sie gemeinsam mit Personalerin Marina Müller zum Abschluss für anderthalb Tage nach Straßburg: Während Nina Stöber ihren Europapass-Mobilität entgegennahm, erhielt das Wirtschaftsministerium die Plakette „Erasmus+Ausbildungspartner“.

„Darauf können alle Beteiligten sehr stolz sein. Ich freue mich sehr, dass wir jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung bei uns entschieden haben, nun auch die Möglichkeit bieten, den Wert und die Werte eines geeinten Europas hautnah vor Ort zu erleben. Eine andere Kultur, eine andere Sprache, eine Ortsveränderung, andere Sichtweisen – all das sind Bereicherungen für’s Leben. Davon profitieren die Teilnehmenden persönlich wie beruflich. Deshalb sollte jede und jeder eine solche Chance nutzen, wenn sie sich bietet“, so Wirtschaftsminister Olaf Lies.

Skyline von Riga   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Teller mit Kuchen   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Kirche in Riga   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Straße in Riga   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Straße in Riga   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Skyline in Riga   Bildrechte: MW/Stöber
Gruppenbild in Parlament von Lettland   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Selfie von Nina Stöber, EU-Parlament im Hintergrund   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Auszubildende im EU-Parlament   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Auszubildende im EU-Parlament   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Nina Stöber im EU-Parlament   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Nina Stöber mit Auszubildenden im EU-Parlament   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Konferenzraum im EU-Parlament   Bildrechte: MW/Nina Stöber
Auszubildende im EU-Parlament   Bildrechte: MW/Nina Stöber

Was war das Beeindruckendste an meiner Erasmuszeit?

Wie normal es für Jugendliche und junge Erwachsene inzwischen ist, einen Teil ihrer Ausbildungszeit im Ausland zu verbringen. Ich habe in Riga besonders viele Erasmus-Studierende sowie Anwärterinnen und Anwärter kennengelernt, für die die Zeit in Lettland bereits ihr dritter oder vierter Auslandsabschnitt war.

Junge Europäerinnen und Europäer, und vielleicht auch insbesondere wir Deutschen, haben anscheinend ein großes Bedürfnis, die Welt und andere Kulturen kennenzulernen. Insbesondere Auszubildende in Verwaltungsberufen wissen oft gar nichts von dieser Möglichkeit. Deshalb würde ich mir wünschen, dass diese Info und Chance von den Ausbildungsbehörden stärker in den Fokus gerückt und gefördert wird. Gerade der kleine Exkurs ins Europaparlament hat mir noch einmal deutlich gemacht, dass interkulturelle Kompetenzen für eine gemeinsame europäische Zusammenarbeit unerlässlich sind.

Wovon werde ich meinen Enkeln noch erzählen?

Vermutlich von der beeindruckenden Solidarität gegenüber der Ukraine, die in Lettland und insgesamt im Baltikum sehr viel präsenter und alltäglich sichtbar war als bei uns in Deutschland. Das fängt im allgemeinen Straßenbild an: Es gibt kaum einen Straßenzug, in dem in Schaufenstern, an Fassaden, auf großformatigen Plakatwänden oder gar Häuserdächern nicht mindestens eine Ukraineflagge zu sehen ist. Das demonstriert: „Wir stehen an der Seite der Ukraine!“

Mein Aufenthalt in Riga begann im Februar. Am 24. Februar jährte sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Für mich wurde der Krieg in Europa an diesem Tag richtig greifbar. Denn unmittelbar gegenüber der russischen Botschaft war ein erbeuteter russischer Panzer ausgestellt, zusammen mit Informationen über die bisher gefallenen Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten.

Panzer hatte ich zwar auch früher schon gesehen, aber dieser jagte mir einen richtigen Schauer über den Rücken! Die russischen Soldaten hatten diesem Exemplar den Namen ihrer Einheit eingeätzt: Wolverine, ein populärer Marvel-Comic-Held. Als ich das sah, wurde mir schlagartig so richtig bewusst: „Dieser Krieg passiert jetzt und nicht in der Vergangenheit, irgendwann vor 70 Jahren.“ Im nächsten Moment kam mir der Gedanke albern vor. Natürlich wusste ich das schon seit einem Jahr. Aber so etwas zu wissen und es zu fühlen, waren in diesem Augenblick zwei ganz verschiedene Dinge.

Was war das Überraschendste? Womit hätte ich nicht gerechnet?

Bei so einem Auslandsaufenthalt wird man von vielen Dingen überrascht, wenn nicht sogar überrumpelt.

1. Die Bahn: Ich erinnere mich gerne an die lettische Bahn. Die Züge dort sind superalt, supergünstig und superpünktlich. Für 2,40 Euro kommt man von Riga aus an den Strand und wieder zurück. Für knapp 7 Euro einmal quer durchs Land. Das war schon toll. Deshalb freue ich mich, dass es bei uns nun das Deutschlandticket gibt.

2. Ins Fettnäpfchen getreten: Einer meiner Mitpraktikanten hatte im März Geburtstag. Uns war klar: „Da feiern wir rein.“ Wir hatten beschlossen, dass jeder etwas zur Feier mitbringt. So machte ich mich nach einer Runde auf der Eisbahn noch einmal auf den Weg in den Supermarkt. Mein Ziel: Zutaten für einen leckeren Cocktail besorgen. Im Supermarkt angekommen dann der Schreckmoment: ein mit Absperrband eingewickeltes Getränkeregal. Was ich bis dahin nicht wusste: In Lettland darf Alkoholnach 22 Uhr nicht mehr verkauft werden, während die Läden jedoch meist bis 24 Uhr geöffnet haben.

3. Cafékultur mal anders: Riga bietet unzählige gemütliche Cafés. Das habe ich so in noch keiner anderen Stadt gesehen. Und genau deswegen arbeiten viele Menschen in Riga nicht im Homeoffice, sondern im „Café-Office“. Auch ich habe mir das Experiment gegönnt, für einen Nachmittag, für eine Recherche in meinem Lieblingscafé. In Deutschland hätte ich mich das vermutlich nicht getraut. In Riga hingegen ist es vollkommen okay, vier Stunden lang einen Tisch zu besetzen, mit nur einem einzigen Getränk und einem einzigen Stück Kuchen. Die Arbeit ging mir so gleich noch viel leichter von der Hand.

Lettischer Lieblingskuchen oder Lieblingsspeise?

Ganz klar Eclair. Es gibt Eclair in hunderten verschiedenen Sorten. Mit klassischer Sahnefüllung, Fruchtcreme, Pudding… mit Obst oder auch ohne. Wer die volle Auswahl auf überschaubarem Raum haben möchte, dem empfehle ich einen Ausflug in die Markthallen von Riga.

Französisches Frühstück oder deutsches Frühstück? Und warum?

Französisches!! Warum?... ein Wort… Croissant =^.^=

Riga in einem Satz:

Riga ist eine kulturelle Perle am Rande der EU und Heimat von vielen freundlichen und bodenständigen Menschen.

Straßburg in einem Satz:

Die Zeit war leider etwas zu knapp, um Straßburg richtig kennenzulernen. Aber von dem, was ich gesehen habe, würde ich es so beschreiben: Europa trifft auf Kleinstadtflair.

Europaparlament – was hat mir besonders gut gefallen?

Wir durften von den Besucherrängen des Parlaments aus bei einer Plenarsitzung zusehen. Besonders beeindruckt haben mich dabei die Dolmetscherinnen und Dolmetscher sowie das ganze System „dahinter“, ebenso wie die auf nur anderthalb Minuten begrenzte, sehr kurze Redezeit der Abgeordneten. Der Sinn dahinter: Möglichst viele Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Ein anderer positiver Effekt ist meiner Meinung nach, dass die Sprecherin oder der Sprecher auf diese Weise das Anliegen sehr konkret und präzise schildern muss, ohne große Umschreibungen.

Vor der Übergabe unserer Europapässe konnten wir uns mit der Abgeordneten Sabine Verheyen über ihre Arbeit im Parlament austauschen. Sehr spannend! Wann hat man dazu schon mal die Gelegenheit?

Weitere Informationen:

Die Aufenthaltsdauer variiert zwischen zwei Wochen bis maximal drei Monaten.

Zur Auswahl stehen elf verschiedene Länder Europas.

Bewerbungsfristen: Es gibt keine vorgegebenen Termine für die Praktika. Die Bewerbung sollte jedoch drei Monate vor dem beabsichtigten Praktikumsbeginn eingehen.

Weitere Infos: https://www.europe-for-you.org/

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