Ferienregelung – Notbremse gezogen
Hirche: „Erfolg für Tourismus und Familien“ - Kultusminister stimmen Neuordnung zu
HANNOVER. Der Alptraum kommt dieses Jahr, doch die Kultusminister haben sich nun den Forderungen der Wirtschaftsminister angeschlossen die 1999 beschlossene Ferienregelung zurückzunehmen. Ab dem Jahr 2005 werden neue Ferienzeiten gelten. Staus mit einer Gesamtlänge von 15.000 Kilometer prophezeit der ADAC München für Juli/August in diesem Jahr. Ursache ist die Verkürzung der Gesamtferienzeiten auf nur noch 72 Tage. Künftig werden es 83 Tage sein. Wirtschaftsminister Hirche wertet dies als großen Erfolg für Niedersachsen. "Wir hatten die Ausweitung auf 90 Tage gefordert, doch mit kreativen Lösungen lassen sich diese 83 Tage noch erweitern", sagte Hirche. Durch den Ferienbeginn am Montag und das Ferienende am Freitag könne sich insgesamt ein größerer Zeitraum ergeben. Die Ministerpräsidenten werden am 26. Juni abschließend entscheiden.
Wichtig sei es die neue Regelung schnell umzusetzen. "Seit rund 100 Tagen haben wir dafür gekämpft diese bürokratische Regelung zu kippen", so Hirche "jetzt konnten wir auch die anderen Länder überzeugen." Der bisherige Vorschlag der Kultusminister sah zwar schon den frühesten Ferienbeginn am 20 Juni und das späteste Ferienende am 15. September vor, doch hatten zahlreiche Bundesländer Vorbehalte angemeldet. Die Forderung einer Rücknahme der 1999 beschlossenen Neuregelung wurde von der Landesregierung seit März dieses Jahres vorangetrieben.
Die jetzige Regelung wurde bereits 1999 mit Zustimmung der alten Landesregierung beschlossen und sollte für die Jahre 2003 bis 2008 gelten. Statt einer Verteilung auf bis zu 91 Tage erfolgt ab diesem Jahr eine Konzentration auf nur noch 72 Tage. Bei dieser Planung fallen die Ferienzeiten von Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen zusammen. 41 Millionen Menschen fahren fast zeitgleich in den Urlaub. Neben einem Chaos auf den Autobahnen führt dies zu einem Ansturm auf die Urlaubsregionen, da alle zeitgleich in den Urlaub fahren. Das Ergebnis ist eine Verkürzung der Hauptsaison, wo bei der gleichen Anzahl von Zimmern jetzt erheblich mehr Urlauber nachfragen. Diese können aber nicht auf die jetzt verlängerte Nebensaison ausweichen, da dann die Kinder keine Ferien mehr haben.
Experten befürchten eine Abwanderung der Urlauber in die angrenzenden Regionen, die mit Auto oder der Bahn zu erreichen sind, z.B. Frankreich, Holland, Dänemark und Italien. Im nächsten Jahr sieht die Situation ähnlich aus. "Diese Regelung ist familienfeindlich und schädlich für die gesamte deutsche Tourismuswirtschaft", sagte Hirche. Die jetzt vorgeschlagene Aufhebung der Neuregelung gilt ab dem Jahr 2005. "Das werden noch zwei lange harte Jahre für die Tourismuswirtschaft und die Familien werden", so Hirche.
Seit Monaten haben Vertreter der Tourismuswirtschaft auf diese Fehlentwicklung hingewiesen. Niedersachsen sei hierbei besonders betroffen. Allein im letzten Jahr ist die Zahl der Übernachtungen um 2,7 % zurückgegangen. In diesem Jahr wird zwar in den beiden Ferienmonaten eine gute Belegung erwartet, doch wird in den angrenzenden Monaten mit drastischen Einbrüchen bei den Besucherzahlen zu rechnen sein. Die Folgen treffen nicht nur die Hotels und Privatanbieter von Zimmern, sondern auch die indirekt vom Tourismus abhängigen Branchen wie zum Beispiel Gastronomie und Handel.