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Niedersächsischer Staatspreis für das gestaltende Handwerk verliehen

Werren: Können, Kunstfertigkeit und Kreativität der Preisträger zeugt von großem Potenzial im Handwerk


HANNOVER. Wirtschaftsstaatssekretär Joachim Werren hat die hannoversche Goldschmiedin und Diplom-Designerin Maike Dahl mit dem Niedersächsischen Staatspreis für das gestaltende Handwerk 2006/2007 ausgezeichnet. Niedersächsische Förderpreise erhielten die Goldschmiedin Anette Walz aus Hannover sowie der Gürtler und Metallgestalter Ruprecht Holsten aus Horstedt. "Mit ihrem Können, ihrer Kunstfertigkeit und Kreativität gehören die Preisträger zu den herausragenden Vertretern ihrer Zunft", sagte Werren bei der Preisverleihung in Hannover. "Ihre Arbeiten zeugen vom großen Potenzial des niedersächsischen Handwerks."

Der Niedersächsische Staatspreis und die Förderpreise für das gestaltende Handwerk werden seit 1958 vergeben und sind mit 5.000 bzw. 2.500 Euro dotiert. Mit den Preisen werden herausragende Ergebnisse handwerklicher Formgebung und innovativer Gestaltungskraft ausgezeichnet.

Die von Maike Dahl zum Wettbewerb eingereichten Silberdosen und –schalen überzeugten die Jury nicht nur durch die materialgerechte und exquisite Verarbeitung, sondern auch durch ihre vorbildliche Gestaltung. So entwickelt sie aus einer nachvollziehbaren Fertigungstechnik eine eigene Ornamentik. Dabei entstehen raffiniert gefaltete Silberschalen, die sich ihrem Inhalt entgegen zu neigen scheinen und oftmals um ihren Mittelpunkt trudeln. Sie sind gleichermaßen dekoratives Objekt und funktionales Gefäß. Darüber hinaus machen ihre Silberarbeiten deutlich, dass zeitgemäße Gestaltung auch dazu geeignet ist, das traditionsreiche und schon fast vom Aussterben bedrohte Handwerk des Silberschmiedens in die Zukunft fortzuführen.

Mit großer Konsequenz verfolgt Maike Dahl ihr Anliegen, silberne Gefäße und Geräte wieder im Alltag zu verankern. Dabei ist es ihr in herausragender Weise gelungen, ihr Tafelsilber so zu gestalten, dass es den Ansprüchen eines modernen Haushaltes genügt. Es ist nicht nur zeitgemäß in seiner Anmutung, wunderschön anzusehen und anzufassen, sondern vor allem auch einfach in der Handhabung und sogar spülmaschinenfest. Mit einem Wort absolut ‚alltagstauglich’. "Mit der Verbindung von Gebrauchsfähigkeit und Design, von traditioneller Handwerkskunst und neuen Anwendungsideen ist Frau Dahl beispielgebend", würdigte der Staatssekretär die Leistung der Preisträgerin.

Werren zeigte sich auch von der innovativen Gestaltungskraft der beiden Förderpreisträger beeindruckt: "Beide Preisträger beweisen mit der ihnen jeweils eigenen Kreativität, dass Handwerkskunst in ihren Möglichkeiten quasi grenzenlos ist und jedem Stil oder gestalterischen Willen einen perfekten Ausdruck verleihen kann."

Anette Walz beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema "Körperschmuck". Dabei zeigen ihre neuesten Exponate eine verstärkte Tendenz zur immer stärkeren Entmaterialisierung. Ihr Schmuck wird zunehmend filigraner. Die klassischen Objekte der Goldschmiedekunst – Ring, Kette, Ohrstecker – beginnen sich aufzulösen, verlieren ihren eindeutigen Charakter. Dies zeigt sich insbesondere an den aus Feingold gesägten und gebogenen Objekten, die Anette Walz zum Wettbewerb einreichte. Am weitesten vorangetrieben wurde der Prozess der Entmaterialisierung bei der Arbeit "Hochzeitsschmuck": Dabei handelt es sich um neun Fingerhülsen aus Feingold, die Assoziationen an Mehndi, die aus Indien stammende, kunstvolle Technik der ornamentalen Körperbemalung hervorrufen. Wie die Hennatattoos, die im Gegensatz zur echten Tätowierung innerhalb von zwei bis drei Wochen verblassen, ist der von Anette Walz gefertigte filigrane Hochzeitsschmuck nur für eine temporäre Nutzung gedacht: für das einmalige Tragen an einem ganz besonderen Tag.

Die stählernen Gefäßobjekte von Ruprecht Holsten scheinen von jeder statischen Schwere befreit zu sein. Das macht einen Gutteil ihres Reizes aus. Sie gehen über das unmittelbar Alltagstaugliche und traditionell Dekorative – kennzeichnend für die Objekte so vieler anderer Metallgestalter – weit hinaus. Beeindruckend sind vor allem die klare Formensprache, die Ruprecht Holsten entwickelt hat, sowie die intensive Auseinandersetzung mit der Wirkung von Proportionen und der reizvolle Gegensatz der silbern polierten Gefäßränder im Kontrast zur matten schwarzen Wandung. Seine Schalen, Zwillingsvasen, Schiffchenformen sind frei von jedem überflüssigen Schnörkel. Sie überzeugen durch ihren Purismus und die Stringenz der Linienführung und erwecken gleichzeitig den Eindruck absoluter Leichtigkeit.

Wichtiger Hinweis:
Vom 27. Januar bis 24. Februar 2007 sind die Sieger- und Wettbewerbsarbeiten zum Niedersächsischen Staatspreis für das gestaltende Handwerk in einer Ausstellung in der Handwerksform Hannover, Berliner Allee 17, 30175 Hannover zu sehen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen. Jeweils mittwochs von 16.30 bis 17.30 Uhr führt Maike Dahl durch die Ausstellung. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11-18 Uhr sowie Samstag 11-14 Uhr. Sonn- und montags sowie an gesetzlichen Feiertagen ist geschlossen.

Anhang:

Maike Dahl wurde 1969 in Großburgwedel geboren. Ihre Goldschmiedeausbildung absolvierte sie von 1989 bis 1992 an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren-Neugablonz. Danach studierte sie an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden das Fach Metallgestaltung, das sie 1998 als Diplom-Designerin abschloss. Wesentliche Impulse für ihre heutige Tätigkeit erfuhr sie während eines Auslandsstudiums am Camberwell College of Arts in London (1996-1997).1998 machte sich Maike Dahl mit einem eigenen Werkstattatelier in Hannover-Linden selbständig. Seither ist sie regelmäßig mit ihren Exponaten auf den unterschiedlichsten Ausstellungen vertreten, beispielsweise in London, auf der Jahresmesse im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe sowie auf der Weihnachtsschau Kunst – Handwerk – Design in der Handwerksform Hannover. Auch in öffentlichen Sammlungen, etwa im Birmingham City Museum, in der Sammlung Mohrmann im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, im Kestner Museum Hannover und im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund, sind ihre silbernen Gefäße mittlerweile zu finden

Anette Walz wurde 1970 in Hamburg geboren. Von 1990 bis 1993 absolvierte sie ihre Ausbildung zur Goldschmiedin in der Werkstatt von Robert Köthe in Hannover, wo sie auch ihre ersten Gesellenjahre verbrachte. Danach folgte ein mehrjähriger Auslandsaufenthalt. Zunächst in England als Assistentin von Jacqueline Mina (London), daran anschließend ein Studium an der Gerrit-Rietveld-Akademie in Amsterdam bei Ruudt Peters und Iris Eichenberg. Seit 2001 unterhält Anette Walz ein eigenes Goldschmiedeatelier in Hannover.

Ruprecht Holsten wurde 1964 in Bremen geboren. Von 1982 bis 1985 absolvierte er seine Gürtlerlehre. Seit 1987 ist er als Metallgestalter tätig. Seine Werkstatt war zunächst in Otterstedt angesiedelt. Seit 2004 entstehen seine Metallarbeiten in einer neuen Werkstatt in Horstedt.

Kontakt:
Andreas Beuge (MW)
(0511) 120-5426

Dr. Sabine Wilp (Handwerksform)
(0511) 34859-36

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Artikel-Informationen

erstellt am:
29.01.2007
zuletzt aktualisiert am:
19.03.2010

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