Verkehrslärm und Flüsterasphalt
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 18.06.2009 - TOP 29
Der Abgeordnete Roland Riese (FDP) hatte gefragt:
Umweltlärm wird von vielen Menschen als eine der größten Umweltbelastungen empfunden. Zu den allgegenwärtigen Ursachen des Lärms gehört die Geräuschentwicklung im Straßenverkehr, deren Hauptursache das Abrollgeräusch von Reifen auf Fahrbahnen ist. In der Weiterentwicklung von Reifen und Fahrbahnbelägen liegt daher ein erhebliches Potenzial zur Minderung des Verkehrslärms.
Ich frage die Landesregierung:
- Wie schätzt die Landesregierung den möglichen Beitrag von sogenanntem Flüsterasphalt zur Reduzierung von Verkehrslärm an Bundesautobahnen, Bundesstraßen, Landesstraßen und im innerörtlichen Bereich in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht ein?
- Welche Erfahrungen hat das Land Niedersachsen im Zusammenhang mit der Grunderneuerung der A 30 zwischen Hasbergen-Gaste und Bruchmühlen im Zusammenhang mit geräuschmindernden Straßenbelägen gesammelt?
- Wie stellt sich die niedersächsische Forschungsförderung zum Thema Verkehrslärmreduzierung durch Fortentwicklung von Reifen und Straßenbelägen dar?
Verkehrsminister Dr. Philipp Rösler beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:
Ein Anspruch auf Lärmschutz besteht nur dann wenn die gesetzlich festgelegten Immissionsgrenzwerte überschritten werden. Dabei ist das Lärmschutzprinzip des Bundes zu berücksichtigen, die Überschreitungen der Tagesgrenzwerte werden mit aktiven Schutzmaßnahmen und verbleibende Nachtgrenzwertüberschreitungen durch passiven Schallschutzmaßnahmen abgedeckt.
Der Umfang und die Art des Lärmschutzes werden im Planfeststellungsverfahren auf Grundlage einer schalltechnischen Berechung unter Berücksichtigung der bestehenden technischen und wirtschaftlichen Randbedingungen festgestellt.
Dieses vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1:
Der porous Asphalt (PA), auch als offenporige Asphaltdeckschicht (OPA) bezeichnet, ist eine aktive Lärmschutzmaßnahme, die das bei höheren Geschwindigkeiten dominante Rollgeräusch bereits bei seiner Entstehung mindert. Allerdings bleibt im Einzelfall zu prüfen, ob aufgrund der jeweils vorgegebenen Immissionsgrenzwerte und der örtlichen Situation ein technisch wirksamer und wirtschaftlich vertretbarer Einsatz möglich ist. Um die Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit zu entfalten, sind wichtige Kriterien zu beachten, z. B. sollte die zulässige Geschwindigkeit auf der Straße größer als 60 km/h sein sowie landwirtschaftlicher Verkehr ausgeschlossen sein bzw. kein Baustellenverkehr auftreten, damit das Zusetzen des erforderlichen Porenvolumens verhindert wird. Das größte Potential für die Anwendung wird deshalb auf stark frequentierten Außerortsstraßen gesehen. Dazu zählen insbesondere Bundesautobahnen, hoch belastete Bundes- und Landesstraßen.
Zu 2.:
Im Rahmen eines Pilotprojektes der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) wurde der Bereich auf der A 30 zwischen Hasbergen/Gaste und dem Autobahnkreuz Osnabrück-Süd (I. und II. Bauabschnitt, mit 10 km Gesamtlänge) im Jahre 2004, 2005 sowie 2007 erstmalig in der Bundesrepublik Deutschland mit einem zweischichtigen offenporigen Asphalt (ZWOPA) hergestellt. Im ersten Bauabschnitt wurde die Fahrbahn in beiden Fahrtrichtungen heiß-auf-kalt mit herkömmlichen Fertigern eingebaut. Im zweiten Bauabschnitt wurde die Fahrbahn mit zwei gestaffelten nebeneinander fahrenden Kompaktmodulfertigern im sogenannten heiß-auf-heiß Verfahren hergestellt. Das Verdichtungskonzept des Kompakteinbaus führte insgesamt zu guten Ergebnissen. Die Auswertung der Langzeitbeobachtung durch die BAST wird zeigen, ob sich die erhoffte Verbesserung der Nutzungsdauer durch ein verzögertes Verschmutzungsverhalten der zweischichtigen Bauweise einstellen wird und ob hier Unterschiede in den beiden Bauweisen auftreten.
Zu 3.:
Die Forschung wurde in Niedersachsen kontinuierlich durch den Einbau von einlagigen offenporigen Asphaltstrecken der 2. u. 3. Generation in Autobahnabschnitten und dem zweilagigen offenporigen Asphalt im Zuge der Grunderneuerung der A 30 in Begleitung durch die Bundesanstalt für Straßenwesen gefördert.
Eine niedersächsische Hochschule und Vertreter der Wirtschaft aus Niedersachsen (Leibnitz Universität Hannover, Continental AG und RW Sollinger Hütte GmbH) sind unter anderem zurzeit an einem Forschungsverbundprojekt "Leiser Verkehr 2" beteiligt, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Es wird das Ziel verfolgt den Verkehrslärm an der Quelle zu reduzieren.
An folgenden vier Teilzielen wird geforscht:
- der Optimierung von LKW-Reifen hinsichtlich der Geräuschemissionen,
- der Entwicklung eines Simulationstools für die Reifenoptimierung,
- der Integralen Verbesserung offenporiger Asphalte und der Optimierung von Standardbelägen,
- der akustischen Optimierung von Lamellen-Fahrbahnübergängen für lange Brücken.
Artikel-Informationen
erstellt am:
18.06.2009
zuletzt aktualisiert am:
19.03.2010