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Verkehrsstau in Niedersachsen

Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 18.03.2010 - TOP 29


Der Abgeordnete Ernst-August Hoppenbrock (CDU) hatte gefragt:

Die tägliche Fahrt zur Arbeit, aber auch die Wochenendfahrten oder die Urlaubsreisen bringen die niedersächsischen Autofahrer immer wieder nur mit Verspätungen zu ihrem Ziel. Denn der Stau ist auf den niedersächsischen Autobahnen und Straßen zu einem Alltagserlebnis geworden. Dabei bringt der Stau nicht nur Stress für die betroffenen Autofahrer mit sich, sondern verursacht auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden, der von verschiedenen Stellen für die Bundesrepublik Deutschland auf rund 100 Milliarden Euro im Jahr geschätzt wird.

Ich frage die Landesregierung:

  1. Wie war die Entwicklung von Staulängen und Staustunden in Niedersachsen im Jahr 2009? Was waren die Hauptursachen?
  2. Wie stellt sich der Vergleich mit den Jahren 2007 und 2008 dar? Lässt sich hier eine bestimmte Entwicklung ableiten?
  3. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung ergriffen oder wird die Landesregierung noch ergreifen, um Verkehrsstaus insbesondere zu den Spitzenzeiten, d. h. während der Hauptreisetage der Ferienmonate und während des Feierabendverkehrs, zu verhindern oder zumindest zu reduzieren?

Verkehrsminister Jörg Bode beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:

Ein flächendeckendes Netz von Messstellen zur Staudetektion gibt es weder in Niedersachsen noch in anderen Bundesländern, so dass keine lückenlosen Statistiken zum Stauaufkommen des gesamten klassifizierten Straßennetzes vorliegen. Auf Basis der bei den Polizeidirektionen sowie der Landesmeldestelle eingegebenen Verkehrsstörungsmeldungen im Rahmen des Verkehrswarndienstes führt die Landesmeldestelle in der Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen/ Region Hannover Auswertungen zum Stauaufkommen durch. Meldungen des Verkehrswarndienstes berücksichtigen allerdings nur Verkehrsstörung einer bestimmten Größenordnung, auf Autobahnen in der Regel ab ca. 2 km Staulänge.

Dies vorausgeschickt beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1.:
Im Rahmen des Verkehrswarndienstes wurden in 2009 4.143 Staus mit einer Staulänge von insgesamt 17.808 km sowie einer Staudauer von 9.221 Stunden für das klassifizierte Straßennetz in Niedersachsen gemeldet. Die Hauptursachen der Staus sind gemäß Auswertung der Meldungen:

Unfallbedingte Staus : (1.093 Staus) ca. 26 %
Baustellenbedingte Staus : (1.350 Staus) ca. 33 %
Staus sonstiger Art : (1.700 Staus) ca. 41 %

(hohes Verkehrsaufkommen, Gefahrenstellen, defekte Fahrzeuge, etc.)

Zu 2.:
Da das EDV-gestützte Meldesystem der Landesmeldestelle bis 2007 nur eine statistische Auswertung begrenzt auf die Autobahnen A1, A2 und A7 zuließ und erst ab 2008 auf eine Auswertbarkeit aller im Rahmen des Verkehrswarndienstes erfassten Staumeldungen umgestellt wurde, ist eine direkte Vergleichbarkeit der Daten zum Stauaufkommen nur für die Jahre 2009 und 2008 gegeben.

  • Die Anzahl der gemeldeten Staus hat sich in 2009 (4.193 Staus) gegenüber 2008 (3.372 Staus) um ca. 24 % (821 Staus) erhöht.
  • Die Gesamtlänge dieser Staus hat sich in 2009 mit 17.808 km gegenüber 2008 mit 15.623 km um ca. 14 % erhöht.
  • Die Staudauer dieser Staus hat sich in 2009 mit 9.221 Stunden gegenüber 2008 mit 8.568 Stunden um ca. 8 % erhöht.

Die Verteilung der Hauptursachen der Staus stellt sich im Vergleich 2008/2009 wie folgt dar:

2009

Unfallbedingte Staus 1.093 ca. 26%
Baustellenbedingte Staus 1.350 ca. 33%
Staus sonstiger Art 1.700 ca. 41%

2008

Unfallbedingte Staus

1.028

ca. 30%
Baustellenbedingte Staus

945

ca. 28%
Staus sonstiger Art 1.399 ca. 42%

Aus dem Vergleich zwischen 2008/2009 ist erkennbar, dass die Erhöhung der Anzahl der Staus in baustellenbedingten und sonstigen Ursachen begründet liegt. Die Zunahme der baustellenbedingten Staus lässt sich in erster Linie auf die erhöhte Bautätigkeit aufgrund des beschlossenen Konjunkturprogramms der Bundesregierung für die Jahre 2009/10 zurückführen.

Zu 3.:
Zur Verbesserung der Mobilität wird in Zukunft neben der Netzerweiterung durch Maßnahmen des Bedarfsplanes für die Bundesfernstraßen besonderes Augenmerk auf die Weiterentwicklung des Verkehrsmanagements zu legen sein. Als Flächenland mit vergleichsweise geringer Autobahndichte ist Niedersachsen ganz besonders auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen. Neben Ausbau und Erhalt von Straßenverkehrsanlagen mit langen Realisierungszeiträumen sind daher innovative Lösungen mit intelligenten und interdisziplinären Ansätzen sowohl bei der Weiterentwicklung von Fahrzeugen, als auch bei der Weiterentwicklung von Diensten und Infrastrukturen gefragt. In diesem Zusammenhang kommt der telematischen Infrastruktur besondere Bedeutung zu. Handlungsdimensionen für den Einsatz von Telematik sind in den Bereichen Sicherheit, Leistungsfähigkeit, Komfort und Umwelt mit folgender Zielsetzung zu sehen:

  • einen sicheren und stabilen Verkehrsfluss zu erreichen,
  • ein wirksames Baustellen- und Störfallmanagement zu realisieren,
  • für eine gleichmäßige Auslastung der Kapazitäten im Netz zu sorgen.

Schon seit längerem setzt das Land Niedersachsen baubetriebliche Instrumente ein, um die durch Baustellen auf Bundesautobahnen bedingten Verkehrsbehinderungen zu verringern. So können Bauzeiten durch Ausnutzung des Tageslichts, durch Nachtarbeit und unter Einbeziehung von Samstagen, Sonn- und Feiertagen wirksam verkürzt werden. Auf den stark belasteten Autobahnen bei Baustellen längerer Dauer kommen mobile Stauwarnanlagen sowie mobile Stauinformationstafeln zum Einsatz, um Auffahrunfälle auf das Stauende zu vermeiden und die Verkehrsteilnehmer rechtzeitig durch angezeigte Informationen auf Staus und Alternativrouten hinzuwei-sen.

Auf Streckenabschnitten mit temporären Kapazitätsengpässen, etwa während des Fernreiseverkehrs, sind intelligente Systeme zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit im Einsatz. Zu nennen ist hier die seit 2005 in Betrieb befindliche temporäre Freigabe des Seitenstreifens im Zuge der BAB A7 zwischen Anschlussstelle (AS) Soltau-Ost und Autobahndreieck (AD) Walsrode. Weitere Untersuchungen und Machbarkeitsstudien sind initiiert, um bei gegebener Wirtschaftlich-keit auch Streckenabschnitte mit Engpässen im Zuge der BAB A7 zwischen dem AD Walsrode und dem AD Hannover-Nord sowie im Zuge der BAB A2 mit einer Anlage zur temporären Freigabe des Sei-tenstreifens auszurüsten.

Durch Verkehrslenkungsmaßnahmen auf Autobahnen in großräumigen Netzmaschen soll bei detektierten Verkehrsstörungen/Staus der Verkehr über vorhandene Alternativrouten umgelenkt werden. Mit den benachbarten Bundesländern Hamburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen wurden in diesem Zusammenhang gemeinsame Verkehrsmanagementpläne erstellt und abgestimmt. Eine weitere Netzbeeinflussungsanlage ist für den Raum östlich von Hannover, Braunschweig, Salzgitter (Autobahnen A2, A391, A39, A7) geplant.

Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und Verbesserung des Verkehrsablaufs tragen die seit mehreren Jahren in Einsatz befindlichen Streckenbeeinflussungsanlagen im Zuge der A2 bei. Ende 2010 wird die A2 durchgängig mit einer Streckenbeeinflussungsanlage ausgerüstet sein.

Kernstück für weitere Verbesserungen des Verkehrsablaufs und für die Einrichtung intelligenter Verkehrsmanagementsysteme (wie z.B. Baustellenmanagementsystem, Störfallmanagementsystem) ist der Aufbau einer zukunftsfähigen Verkehrsmanagement- und Betriebszentrale. Ein entsprechendes Konzept wurde bereits erarbeitet.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
18.03.2010
zuletzt aktualisiert am:
19.03.2010

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