Zugverbindungen im Schienenpersonennahverkehr in Niedersachsen
Die Abgeordnete Daniela Behrens (SPD) hatte gefragt:
Mit großer Überraschung und Empörung haben die vielen Pendler an den Bahnhöfen Loxstedt, Lunestedt, Stubben, Lübberstedt und Oldenbüttel auf der Strecke zwischen Bremen und Bremerhaven durch die Berichterstattung der lokalen Tageszeitungen zur Kenntnis nehmen müssen, dass es erhebliche, einschneidende Änderungen zum Fahrplan 2011 geben soll. Dies betrifft die Verbindung RB 24053 um 4:59 Uhr von Bremerhaven nach Bremen. Künftig soll dieser Zug durch einen Regionalexpress ersetzt werden, der direkt von Bremerhaven nach Bremen ohne Zwischenhalte durchfährt. Für die vielen Pendler bricht damit eine wichtige Verkehrsverbindung weg, die sie brauchen, um rechtzeitig an ihrem Arbeitsplatz in Bremen und Umgebung zu sein.
Mit dieser Änderung würde die Verschlechterung der RB-Verbindungen, die seit Jahren auf der Strecke passiert, weiter verschärft. In den vergangenen Jahren sind bereits zahlreiche RB-Verbindungen gestrichen worden (z. B. die Verbindungen um 6:02 Uhr, 19:04 Uhr und 18:04 Uhr ab Bremen und 3:59 Uhr ab Bremerhaven). Diese Streichungen im Bereich des Berufsverkehrs führen zu einer Verlagerung des Verkehrs auf das Auto und reduzieren die Attraktivität des ländlichen Raums zwischen Bremen und Bremerhaven erheblich.
Die Strecke wird ab Dezember 2010 von der Regio-S-Bahn bedient. Diesen Dienst haben die Länder Niedersachsen und Bremen an die NordWestBahn vergeben. Verantwortlich für die Planung des SPNV ist die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen. Sie ist eine 100-prozentige Tochter des Landes Niedersachsen und erfüllt u. a. im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Aufgaben, die dem Land Niedersachsen durch Bahnreform und Regionalisierung übertragen wurden. Politisches Ziel und Aufgabe der Landesnahverkehrsgesellschaft ist eigentlich, eine wesentliche Verbesserung des SPNV gerade im ländlichen Raum zu organisieren.
Ich frage die Landesregierung:
- Wie beurteilt die Landesregierung diese Fahrplanänderung, und sind ab Dezember 2010 weitere Verschlechterungen im Regio-S-Bahn-Verkehr in Niedersachsen zu erwarten?
- Was unternimmt die Landesregierung, um solchen Verschlechterungen des Schienenpersonennahverkehrs, insbesondere zwischen Bremen und Bremerhaven, entgegenzutreten?
- Mit der Vergabe an die NordWestBahn sollte eine Verbesserung des SPNV auf der Strecke einhergehen. Wie will die Landesregierung diese Verbesserungen für die Menschen im Unterweser-Raum realisieren?
Verkehrsminister Jörg Bode beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:
Die LNVG ist einer der drei Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr in Niedersachsen und konzipiert das niedersächsische Nahverkehrsangebot außerhalb der Region Hannover und des Gebietes des Zweckverbandes Großraumes Braunschweig im Auftrag des Landes.
Nach demNiedersächsischen Nahverkehrsgesetz muss sich die Bedienung der Fahrgäste mit Verkehrsleistungen an den Bedürfnissen der Bevölkerung und raumstrukturellen Erfordernissen orientieren. Das heutige Nahverkehrsangebot ist ein komplexes Verbindungsnetz - die einzelnen Linien müssen in Abhängigkeit vom Verkehrsmarkt unterschiedlichen Anforderungen genügen. Dabei gilt es auch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Reisenden, hinsichtlich Ausgangs- und Zielort, Abfahrt- und Reisezeiten sowie Anschlusssicherung in Bezug auf Nah- und Fernverkehr aufeinander abzustimmen.
Während der Erarbeitung des Konzeptes 2013+ hat die LNVG die Angebote auf allen SPNV-Linien eingehend analysiert. Ergebnis ist, dass landesweit noch mehr einheitliche Angebotsstandards geschaffen werden sollen. Ziel ist dabei in der Regel auf allen Metropol- und Express-Linien ganztägig und allen Wochentagen einen Stundentakt anzubieten.
Zusammen mit der Freien Hansestadt Bremen hat sie auch das Regio-S-Bahn Netz Bremen/Niedersachsen konzipiert. Das europaweite Ausschreibungsverfahren für die Bedienung der Strecken konnte ein privates Eisenbahnunternehmen für sich entscheiden – die NordWestBahn. Der Betrieb durch die NordWestBahn wird im Dezember dieses Jahres aufgenommen.
Das überarbeitete Fahrplankonzept für die Regio-S-Bahn-Linie zwischen Bremerhaven-Lehe und Bremen sieht generell einen Stundentakt für die Metropol-Linie vor. Ergänzt wird dieses Angebot durch zwei Verstärkerzüge von Bremerhaven nach Bremen in der morgendlichen Hauptverkehrszeit (5:54 Uhr und 6:54 Uhr) und auch von Bremen nach Bremerhaven am Nachmittag. Die Bestellung solcher Verstärkerleistungen ist besonders kostenintensiv. Deshalb können sie zeitlich und räumlich insbesondere nur dort vorgesehen werden, wo innerhalb bestimmter Tageszeiten deutlich mehr Platzkapazitäten erforderlich sind als in den „normalen“ Taktzügen angeboten werden. Dies trifft auf den bisherigen Verstärkerzug mit einer Abfahrtzeit um 4:54 Uhr ab Bremerhaven-Lehe allerdings nicht zu.
Des Weiteren wird die Strecke neben dieser Metropol-Linie auch noch durch eine Regionalexpress-Linie bedient. Diese verbindet die aufkommensstarken Halte Bremerhaven-Lehe und Hauptbahnhof, Osterholz-Scharmbeck und Bremen Hbf durch eine attraktive Fahrzeit. Aufgrund der genannten Analyse zur Bedienhäufigkeit der Strecken und der entsprechend frequentierten Nutzung durch die Fahrgäste, soll auch diese Express-Linie zwischen Bremerhaven und Bremen auf einen Stundentakt verdichtet werden.
Vor diesem Hintergrund wird im nächsten Fahrplan der bisherige Metropol-Verstärkerzug um 04:54 Uhr durch einen Express-Frühzug ersetzt. Die Ankunftszeit des Express-Zuges in Bremen Hbf entspricht in etwa der Zeit des heute verkehrenden Metropol-Zuges. Damit bleibt für die aufkommensstarken Express-Halte in dieser Zeitlage das Angebot bestehen und wird durch die schnellere Express-Verbindung deutlich attraktiver. So beträgt der Reisezeitgewinn Bremerhaven Hbf und Bremen Hbf 17 Minuten und zwischen Osterholz-Scharmbeck und Bremen Hbf noch 8 Minuten.
Dies vorausgeschickt, wird die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt beantwortet:
Zu 1. und 2.:
Die Fragen 1 und 2 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.
Der Wegfall der Metropol-Linie zwischen Bremerhaven und Bremen um 04:54 Uhr ist keine echte Streichung einer Leistung, sondern eine Umwandlung des Angebotes. Für die Mehrzahl der Reisenden wird das Angebot durch die kürzere Reisezeit attraktiver. Eine Verschlechterung des Angebotes liegt damit nicht vor. Darüber hinaus enthält das Regio-S-Bahn-Konzept der LNVG und Bremens keine weiteren Umwandlungen oder Streichungen von Verbindungen.
Zu 3.:
Das Regio-S-Bahn Netz Bremen/ Niedersachsen wird mit dem neuen Betreiber NordWestBahn bezogen auf die Strecke Bremerhaven – Bremen sehr viel attraktiver:
- Die Fahrgäste werden wie im gesamten Netz besonders vom Einsatz neuer leistungsfähiger Fahrzeuge profitieren. Neben den Fahrtzeitgewinnen zählt hierzu natürlich besonders die komfortable Ausstattung - bequeme Sitze, Einstiege mit Spaltüberbrückung an allen Türen, eine barrierefreie Gestaltung und insbesondere behindertengerechte WCs sowie großräumige Mehrzweckbereiche mit Fahrradstellplätzen.
- Des Weiteren werden Bahnhaltepunkte auf der Strecke ausgebaut. Hiervon profitieren insbesondere die Gemeinden Stubben, Lunestedt und Lübberstedt.
- Es verkehrt bereits seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2009 täglich ein zusätzlicher RB-Zug zwischen Bremerhaven-Lehe (Abfahrtzeit 21:28 Uhr) und Bremen Hbf mit Bedienung aller Zwischenhalte.
- Ab Dezember 2010 verkehrt der Zug mit der Abfahrt um 23:28 Uhr zwischen Bremerhaven und Bremen nicht nur an Freitagen und Samstagen sondern täglich.
- Als Kompensation für den Entfall einer Verstärkerleistung um 06:02 Uhr wurden zusätzliche Zugleistungen im Spätverkehr von Bremen nach Bremerhaven bestellt (z.B. 21:56 Uhr ab Bremen).
Im Übrigen wurde im Rahmen der regionalen Planungsgespräche der LNVG das Angebot mit den ÖPNV-Aufgabenträgern abgestimmt und auch von den Landkreisen Osterholz, Cuxhaven und der Stadt Bremerhaven akzeptiert.
Artikel-Informationen
erstellt am:
10.06.2010