6. Mittelstandstag: Niedersachsens Mittelstand kommt vital aus der Krise
Über 400 Mittelständler informieren sich über künftige Finanzierungsstrategien
Viele Mittelständler treibt gegenwärtig die Sorge um, ihre Bonität drohe sich angesichts schlechter Geschäftszahlen im Krisenjahr 2009 zu verschlechtern. Am Ende fehle im einsetzenden Aufschwung das notwendige Kapital für Investitionen. Diese Sorge beeinflusste auch die Diskussionen auf dem 6. Mittelstandstag Niedersachsen. Veranstaltet wurde der ganztägige Kongress von der NBank gemeinsam mit der Commerzbank, der Hypovereinsbank sowie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterHouseCoopers. Die Veranstalter ermutigten die über 400 anwesenden Unternehmer, das vertrauensvolle Gespräch mit ihrer Bank zu suchen, um aus der Krise heraus die Chance einer langfristigen Unternehmensentwicklung zu nutzen.
Wirtschaftsminister Jörg Bode dankte in seinem Grußwort all jenen Unternehmern, die in der Krise ihre Beschäftigten gehalten haben:„Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes den Laden zusammengehalten, auch wenn einige von Ihnen die Wirtschaftskrise hart getroffen hat.“ Erleichtert registrierte der Minister, dass die Gefahr einer Kreditklemme von Landesregierung, NBank, Kreditwirtschaft, Kammern und Unternehmerverbänden rechtzeitig erkannt worden sei und zu einer verstärkten Zusammenarbeit der Beteiligten geführt habe. „Jetzt sollten wir den Blick nach vorne richten“, forderte er, „und insbesondere die Chancen des niedersächsischen Mittelstandes im Export stärker nutzen.“ Die Internationalisierung zu fördern, sehe er als einen der zentralen Schwerpunkte seiner Wirtschaftspolitik an.
Als vital und zukunftsorientiert empfindet Erk Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der NBank, den niedersächsischen Mittelstand. „In den Gesprächen auch hier auf dem Mittelstandstag höre ich bei den Unternehmern immer wieder einen verhaltenen, doch immer lauter werdenden Optimismus“, berichtete er in seiner einführenden Rede. Viele Mittelständler erwarteten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage und hofften auf den endgültigen Durchbruch in 2011. „An der weiterhin hohen Nachfrage zum Beispiel unserer Darlehen und Beteiligungen erkennen wir eine ungebrochen hohe Investitionsbereitschaft im Land“, bekräftigte Westermann-Lammers seine Zuversicht und motivierte die Unternehmer: „Selten sind die Zeiten für eine Neuausrichtung, eine Umstrukturierung, für Innovationen so günstig wie heute.“
„Über 40 Prozent der niedersächsischen Unternehmen wollen nach der Krise verstärkt auf ihre Profitabilität achten. Nur 13 Prozent geben an, dass überdurchschnittliches Wachstum für sie nach der Krise wichtiger sein wird“, zitierte Robert Cholewa eine aktuelle Studie der Commerzbank. Cholewa ist in der Gebietsfiliale Hannover der Bank verantwortlich für das Firmenkundengeschäft. Um eventuelle Strukturprobleme rechtzeitig zu erkennen und für den kommenden Aufschwung gerüstet zu sein, sollten die Unternehmen seines Erachtens ihre Wachstumsstrategien überprüfen. „Unternehmen, die wachsen wollen, brauchen nicht nur Mut. Sie brauchen auch Unterstützung“, sieht er neben der Politik dabei die Banken in der Pflicht.
Wert auf eine intensive Beratung zu legen, empfahl den Unternehmern Gregor Pierzyna. Der Leiter Firmenkundengeschäft der HypoVereinsbank Hannover hielt in seinem Beitrag eine kompetente Beratung auf der Basis aussagefähiger Zahlen als unabdingbar für eine solide Finanzierungsstruktur. Natürlich seien fallweise „beratungs- und mehrwertlose“ Banken günstiger zu haben, denen gute Sicherheiten ohne weitere Fragen zur strategischen Unternehmensentwicklung ausreichten. Weit trägt diese „Pfandleiher-Mentalität“ nach Meinung Pierzynas aber nicht: „Eine gesunde Finanzierungsstruktur ist aber das Ergebnis eines intensiven Dialogs von Bank und Unternehmen. Dazu müssen beide ihre Hausaufgaben machen.“
Über den Erfolg der anstehenden Finanzierungsgespräche entscheidet für Helmuth Schäfer eine klar formulierte zukunftsweisende Unternehmensstrategie. „Diese muss auf einer kritischen Statusanalyse beruhen und mit entsprechenden Planungen unterlegt sein“, führte der Mittelstandsexperte von PricewaterhouseCoopers aus und betonte: “Jetzt gilt es für Unternehmen im Zusammenspiel mit den Finanzierungspartnern einerseits eine ausreichende finanzielle Basis für den wiedereinsetzenden Aufschwung aufzubauen, andererseits die in der Krise begonnenen Maßnahmen konsequent fortzuführen.“
Der Mittelstandstag Niedersachsen ist eine Plattform für mittelständische Unternehmen, um unverbindlich in das persönliche Gespräch mit Experten von Banken, Unternehmensberatungen, Wirtschaftssozietäten, Eigenkapitalgebern sowie Kammern zu kommen. Auf dem ganztägigen Kongress informieren sich jedes Jahr mittelständische Unternehmen praxisnah zu Wachstums- und Finanzierungsstrategien. Organisiert wird der Mittelstandstag Niedersachsen von dem Frankfurter Kongress-Veranstalter Convent.
Artikel-Informationen
erstellt am:
23.06.2010
zuletzt aktualisiert am:
24.06.2010