Mögliche Folgen des Baus der Y-Trasse für den Standort Celle
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 09.12.2010 - TOP 22. Antwort von Verkehrsminister Jörg Bode auf die mündliche Anfrage der Abgeordneten Rolf Meyer und Andrea Schröder-Ehlers (SPD)
Die Abgeordneten Rolf Meyer und Andrea Schröder-Ehlers (SPD) hatten gefragt:
In verschiedenen Artikeln der Celleschen Zeitung - zuletzt am 10. November 2010 - wird auf die Folgen des Baus der Y-Trasse für den Standort Celle eingegangen. Die Landtagskollegen Adasch und Langspecht verweisen auf ein Schreiben der Deutschen Bahn AG vom 8. September 2010, wonach Bahn-Chef Grube zusichert, dass langfristig keine Veränderung des Laufweges der ICE- und IC-Züge eintreten wird. Kollege Langspecht wird in der CZ wie folgt zitiert: „Er, Grube, hat ausdrücklich hervorgehoben, dass die Planungen der Bahn gerade nach Inbetriebnahme der Y-Trasse dahin gingen, dass diese Fernzüge, also auch die ICE-Züge, weiterhin über die Strecke Celle–Lüneburg fahren werden.“
Wir fragen die Landesregierung:
- Wenn an den Laufwegen der IC- und ICE-Züge und dem Halt im Oberzentrum Celle langfristig nichts geändert werden soll, werden dann die erwarteten, in ihrer Anzahl zunehmenden Gütertransporte verstärkt über das neue Gleis der Y-Trasse geführt?
- Von welchem Zuwachs bei den Gütertransporten, insbesondere angesichts der notwendigen Verbesserung der Hinterlandanbindung der norddeutschen Häfen, gehen die Planer der Bahn a) für die Y-Trasse und b) für die bisherige Verbindung über das Oberzentrum Celle aus, und ist nicht die Trennung der Güter- und Personenverkehre eine Notwendigkeit für die Beschleunigung insbesondere des Personenverkehrs?
- Können wir davon ausgehen - da den Kollegen Langspecht und Adasch das Schreiben der Bahn offenkundig bekannt ist -, dass der Wortlaut des Schreibens der DB AG zur Verfügung gestellt wird?
In Celle, Lüneburg und Uelzen wird der Nutzen der Y-Bahnstrecke für diese Zentren diskutiert. Es werden teilweise Befürchtungen geäußert, dass durch die Neubaustrecke mehr Güterzüge auf der bestehenden Verbindung Hannover – Hamburg verkehren werden. Und es wird befürchtet, dass die Anbindung an den Schienenfernverkehr verschlechtert wird. Diese Befürchtungen sind unbegründet, denn die Y-Strecke wird zum einen zu einer Entlastung der heutigen Strecke vom Güterverkehr führen und wird zum anderen nach Auskunft der DB AG nicht zu einer Verschlechterung des ICE/IC-Angebotes führen.
Die niedersächsische Landesregierung sieht in der Umsetzung der Y-Trasse die einmalige Chance, das Verkehrsaufkommen zu bewältigen und gleichzeitig die Interessen der Bevölkerung in Niedersachsen sowohl als Reisende wie auch als Anwohner der Strecken zu wahren.
Ohne den Bau der Y-Bahnstrecke sind die absehbaren Entwicklungen für die Ober- und Mittelzentren entlang der Strecke Hannover – Hamburg viel besorgniserregender. Denn mit oder ohne Y wird der Verkehr in Deutschland steigen und insbesondere der Hafenhinterlandverkehr ist von dieser Tendenz betroffen. Somit ist die Frage der Belastung durch Güterverkehr, die Sorge um eine Anbindung an den Fernverkehr oder auch die Frage, wie viele Trassen für den Regionalverkehr langfristig zur Verfügung stehen werden, eher ein Problem, wenn wir die Chance des Y-Baus jetzt nicht wahrnehmen.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1.:
Die Y-Trasse ist von Anfang an für den Güterverkehr und den Personenverkehr konzipiert worden. Diese Grundkonzeption der Y-Trasse beinhaltet Fahrzeitverkürzungen im Personenfernverkehr zwischen Hamburg, bzw. Bremen und Hannover. Daher werden die heute über die Bestandstrecken verkehrenden ICE-Linien, die zwischen Hannover und Hamburg bzw. Bremen nicht halten, auf die neue Trasse geführt. Die DB plant eine Linie des Personenfernverkehrs mit IC-Standard im 2-h-Takt weiterhin über die Nord-Süd-Strecke über Lüneburg, Uelzen und Celle zu führen und diese Orte auch weiterhin direkt an den Fernverkehr anzuschließen.
Zur Verbesserung der Hinterlandanbindung der norddeutschen Seehäfen und zur kapazitiven Erweiterung des norddeutschen Schienennetzes ist aktuell vorgesehen, die Y-Trasse ganztägig und nicht, wie ursprünglich geplant, nur nachts für den Güterverkehr zu nutzen.
Der steigende Güterverkehr wird sich somit auf beide Strecken verteilen und nicht nur die heutige Strecken belasten.
Zu 2.:
Laut Planungen, die die DB 2007 veröffentlichte, verdoppelt sich die tägliche Zahl an Güterzügen von und nach Hamburg von gut 200 Zügen pro Tag auf 400 von 2005 bis 2015. Wie viele von den 200 Güterzügen in 2005 der Strecke Hannover – Hamburg zuzuordnen sind, ist der Landesregierung nicht bekannt. Für die Prognose 2015 geht die DB von 211 Güterzügen aus, die ohne Y über Celle, Uelzen und Lüneburg verkehren, gegenüber 151 Güterzügen mit Y. D.h. das Y wird nach dieser Prognose die Bestandstrecke täglich um 60 Güterzüge entlasten.
Die Landesregierung geht davon aus, dass die Y-Strecke so geplant wird, dass schnelle Züge des Personenverkehrs nicht durch langsamere Güterzüge behindert werden. Dementsprechend werden Überholbahnhöfe geplant. Die Schere zwischen schnellen und langsameren Zügen wird allerdings nicht so groß sein, wie ursprünglich geplant, da nach der Überprüfung der Bedarfsplanprojekte durch den Bund im November 2010 eine maximale Streckengeschwindigkeit von 250 km/h statt 300 km/h vorgesehen ist.
Zu 3.:
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Rüdiger Grube, hat mit Schreiben vom 08.09.2010 den Abgeordneten Adasch und Langspecht persönlich auf Ihre Anfrage zu den geplanten Auswirkungen der Y-Trasse auf die Stadt Celle geantwortet.
Nachdem die Landesregierung Kenntnis von einem derartigen Schreiben erlangt hatte, hat sie die Abgeordneten um eine Kopie gebeten und diese unverzüglich erhalten.
Da die Fragesteller ihr Interesse an einer Zuleitung des Schreibens bekundet haben, hat die Landesregierung die Abgeordneten Adasch und Langspecht gefragt, ob sie auch den Fragestellern eine Kopie aushändigen würden. Die Abgeordneten Adasch und Langspecht haben erklärt, dass sie bei Interesse und auf Nachfrage durch die Fragesteller hierzu bereit sind.
Artikel-Informationen
erstellt am:
09.12.2010