Gasförderung im Wattenmeer
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 18.02.2011 - TOP 28. Antwort von Wirtschaftsminister Jörg Bode auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Roland Riese (FDP)
Der Abgeordnete Roland Riese (FDP) hatte gefragt:
Für den niedersächsischen Küstenraum hat der Küstenschutz seit alters eine außerordentlich hohe Priorität. In der Bevölkerung wird außer der Entwicklung des Meeresspiegels auch die Auswirkung der Gasförderung im küstennahen Bereich auf die geologische Stabilität und die Deichsicherheit diskutiert.Ich frage die Landesregierung:
- Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die Auswirkungen der Gasförderung im Bereich des Nationalparks Wattenmeer und im angrenzenden Territorium der Nordsee auf die geologische Stabilität und den Wasserhaushalt der Grenzregion vor?
- Welche großflächigen Gebietsabsenkungen durch die Gasförderung haben bereits stattgefunden, und welche werden erwartet?
- Gibt es Vereinbarungen mit den Niederlanden, die im Falle von Schäden, die ursächlich auf die Gasförderung in den Niederlanden und darauf beruhenden geologischen Änderungen zurückzuführen sind, für einen vollständigen wirtschaftlichen Ausgleich solcher Schäden sorgen?
An der Niedersächsischen Küste und für die vorgelagerten Ostfriesischen Inseln bildet der Küstenschutz eine unverzichtbare Voraussetzung für die Erhaltung der Lebensgrundlagen der hier lebenden Menschen. Küstenschutz zählt zu den Schwerpunktaufgaben der Landesregierung, denn die Leistungsfähigkeit dieses Siedlungs-, Wirtschafts- und Kulturraumes mit der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft kann als Lebensgrundlage für die Menschen dauerhaft nur durch einen wirksamen Küstenschutz gesichert werden.
Auch die Erdgasförderung kann den Küstenschutz beeinflussen. So sind Deichabsenkungen im Südwesten der Krummhörn bekannt, die auf die seit 1963 stattfindende Erdgasförderung der „Neederlandse Aardolie Maatschappij“ (NAM) im Bereich des niederländischen Groningen zurückzuführen sind. Nach den hierzu durchgeführten Messungen und Bodensenkungsprognosen ist jedoch eine Gefährdung der im Schutz der Deiche lebenden Bevölkerung nicht erkennbar.
Im Bereich des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und im angrenzenden niedersächsischen Territorium der Nordsee findet aktuell keine Gasförderung statt. Es existieren noch die Bohrungen Manslagt Z1 der ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) in der Emsmündung und Leybucht Z1 der Gaz de France (GdF) nördlich von Greetsiel. Beide Bohrungen sind ausgefördert. Landseitig hat EMPG seit Anfang der siebziger Jahre im Bereich Krummhörn aus den Feldern Groothusen und Greetsiel Erdgas gefördert. 1999 wurde die Förderung aus dem größeren der beiden Felder (Groothusen) wegen Erschöpfung der Lagerstätte eingestellt; aus dem Feld Greetsiel wird weiterhin gefördert.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1.:
Der Landesregierung liegen keine Hinweise über Auswirkungen der bisherigen Gasförderung im Bereich des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und im angrenzenden niedersächsischen Territorium der Nordsee auf die geologische Stabilität und den Wasserhaushalt der Grenzregion vor.
Infolge der Erdgasgewinnung auf niederländischem Gebiet bildet sich ein Senkungstrog aus, der über die Emsmündung bis in den Bereich Krummhörn auf niedersächsischem Gebiet reicht.
Zu 2.:
Großflächige Gebietsabsenkungen werden nach derzeitigem Erkenntnisstand nur durch die Erdgasförderung der NAM im Raum Groningen verursacht. Von der NAM werden dazu regelmäßig Bodensenkungsprognosen erstellt und durch Messungen überprüft. Nach den Prognosen ist für das Jahr 2050 als voraussichtlichem Ende der Erdgasförderung eine maximale Senkung von ca. 40 cm im Bereich Groningen zu erwarten. Auf niedersächsischem Gebiet werden maximale Senkungen von ca. 20 bis 25 cm im Bereich Knock / Rysumer Nacken prognostiziert, die nach Nordosten schnell abnehmen. Bisher sind in diesem Bereich maximale Senkungen von ca. 12 bis 13 cm aufgetreten.
Auch die EMPG führt seit Beginn der Erdgasförderung aus den Feldern Groothusen und Greetsiel im Bereich Krummhörn Beweissicherungsmessungen durch. Die Messungen bestätigten die Prognosen der NAM und konnten Gebietsabsenkungen durch die Gasförderung der EMPG ausschließen. Aktuell hat EMPG im Jahr 2010 ein Nivellement im Bereich Greetsiel durchgeführt, das zurzeit ausgewertet wird.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass großflächige Gebietsabsenkungen mit schadensrelevanten Auswirkungen durch die Gasförderung in Niedersachsen bislang nicht aufgetreten und auch künftig nicht zu erwarten sind.
Zu 3.:
Vereinbarungen mit den Niederlanden zur Regulierung möglicher Schäden infolge der dortigen Gasförderung sind nicht bekannt.
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erstellt am:
18.02.2011