Erdgasförderung im Landkreis Leer
Der Abgeordnete Kurt Herzog (LINKE) hatte gefragt:
Neben ExxonMobile fördert auch die Gaz de France Suez Produktion Exploration Deutschland GmbH sogenanntes Tight Gas in Niedersachsen. Im Landkreis Leer wurden mehrere Bohrungen niedergebracht. Die Firma Gaz de France bezeichnet diese mit dem Buchstaben Z und fortlaufender Nummerierung im Erdgasfeld Leer.
Ich frage die Landesregierung:
- Wann wurden welche Bohrungen im Erdgasfeld Leer durch oben genannte Firma bzw. deren Firmenkonsortium durchgeführt?
- Welche der Bohrungen sind heute noch in Benutzung und produzieren?
- Wo genau verlaufen die Transportleitungen des Erdgasfeldes Leer?
- In welcher Tiefe sind die Transportleitungen verlegt worden?
- Wann wurden sie verlegt?
- Aus welchem Material bestehen die Transportleitungen?
- Aus was besteht das die Transportleitungen umgebende und unterlagernde Sediment, und wie durchlässig ist es?
- Wo findet die Aufbereitung (Trennung von Lagerstättenwasser und Gas) statt?
- Wo verbleibt das Lagerstättenwasser?
- Welche der Bohrungen wurde gefrackt?
- Wie hoch war/ist die Menge an Gesamtflüssigkeit, die beim Fracking-Verfahren eingesetzt wurde?
- Welche Chemikalien wurden/werden der Frac-Flüssigkeit zugesetzt?
- Wie hoch war/ist die Konzentration der Chemikalienzusätze in der Frac-Flüssigkeit?
- Welche Frac-Drücke wurden im Einzelnen angewendet?
- Wie hoch ist der Anteil an Quecksilber im geförderten Gas der einzelnen Förderlöcher?
- Wo verbleibt das bei der Gasförderung aus dem Rotliegenden wahrscheinlich anfallende Quecksilber?
- Wie hoch ist der Anteil der folgenden Substanzen am geförderten und aufbereiteten Rohgas der einzelnen Förderlöcher:
– Benzol,
– Toluol,
– Xylol,
– Ethybenzol,
– Frac-Chemikalien? - Mit welchen Gehalten an gelösten Stoffen aller Art verlassen die Lagerstättenwässer nach Abtrennung des Erdgases die Aufbereitungsstätte (Angabe aller Gehalte bis hinunter zu 0,01 %)?
Die Erdgasförderung in Niedersachsen leistet seit vielen Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung in Deutschland. Wie verlässlich und robust die heimische Erdgasversorgung aus Erdgaslagerstätten in Kombination mit der unterirdischen Erdgasspeicherung ist, haben in der Vergangenheit die Streitigkeiten über die Gaslieferungen zwischen Russland und der Ukraine und die durch Lieferunterbrechungen verursachten mehrwöchigen Notsituationen in Osteuropa deutlich gezeigt.
Vor dem Hintergrund rückläufiger heimischer Erdgasreserven haben die in Niedersachsen ansässigen Unternehmen der Erdgasindustrie in den letzten Jahrzehnten große Anstrengungen zum Aufschluss neuer Erdgasvorkommen unternommen. Dabei ist es den Unternehmen immer wieder gelungen, durch die Entwicklung und den Einsatz innovativer Technologien neue Erdgasreserven zu erschließen. Im Ergebnis konnten nicht nur die Versorgungssicherheit verbessert und Einnahmen für das Land generiert, sondern auch Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen gesichert werden. Zu den innovativen Technologien zählen fortschrittliche seismische Aufsuchungsverfahren sowie moderne Richtbohr- und Bohrlochbehandlungstechniken, die unter anderem die wirtschaftliche Erschließung von so genannten Tight-Gas-Lagerstätten ermöglicht haben. Hierbei handelt es sich um Erdgasvorkommen, die in dichten Sandsteinformationen in einer Tiefe bis über 4000 m liegen. Der erste wirtschaftliche Aufschluss dieser Vorkommen gelang in Niedersachsen bereits vor rund 15 Jahren. Seitdem wird das dort vorhandene Erdgas ohne besondere Vorkommnisse gefördert. Zu den bekannten Tight-Gas-Fördergebieten zählen die Regionen um die Ortschaften Leer und Söhlingen.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1.:
Die im Jahr 2008 gegründete Gaz de France Suez Produktion Exploration Deutschland GmbH hat im Raum Leer folgende Bohrprojekte realisiert:
Name der Bohrung |
Beginn der Bohrarbeiten |
Ende der Bohrarbeiten |
Leer Z5 |
2007 |
2009 (mit Unterbrechungen) |
Leer Z6 |
2008 |
2008 |
Neben diesen Bohrprojekten wurden im Raum Leer folgende Tiefbohrungen mit den geologischen Zielhorizonten Zechstein und Rotliegend erstellt:
Name der Bohrung |
Beginn der Bohrarbeiten |
Ende der Bohrarbeiten |
Leer Z1 |
1968 |
1968 |
Leer Z2 |
1970 |
1971 |
Leer Z3 |
1981 |
1982 |
Leer Z3a |
1997 |
1997 |
Leer Z4 |
2005 |
2005 |
Die Bohrungen Leer Z1 und Leer Z2 haben keine wirtschaftlich förderbaren Erdgasvorkommen erschlossen und sind verfüllt. Bei der Bohrung Leer Z3a handelt es sich um eine Ablenkung der Bohrung Leer Z3.
Zu 2.:
Derzeit wird aus den Bohrungen Leer Z3a, Leer Z4 und Leer Z6 teilweise intermittierend Erdgas gefördert.
Zu 3.:
Die Erdgastransportleitungen verlaufen nördlich der Ortschaft Collinghorst und südlich der Ortschaften Breinermoor und Backemoor. Die Transportleitungen verbinden die einzelnen Förderbohrungen mit der nordöstlich der Ortschaft Collinghorst gelegenen Gasverdichterstation Folmhusen. Das bei der Erdgasgewinnung anfallende Lagerstättenwasser wird nicht über Rohrleitungen sondern mit Tankwagen zu einer Versenkbohrung abtransportiert.
Zu 4.:
Die Erdgastransportleitungen liegen mindestens 1,20 m unter der Tagesoberfläche.
Zu 5.:
Die Erdgastransportleitungen zu den einzelnen Bohrungen wurden in den folgenden Jahren verlegt:
Erdgastransportleitung zu der Bohrung |
Jahr |
Leer Z3/Z3a |
1985 |
Leer Z4 |
2006 |
Leer Z5 |
2007/2008 |
Leer Z6 |
2009 |
Zu 6.:
Die Erdgastransportleitungen bestehen aus Stahl.
Zu 7.:
Die Erdgastransportleitungen liegen in sandigen, teils anmoorigen Böden. Konkrete Angaben zu der Durchlässigkeit dieser Böden liegen der Landesregierung nicht vor.
Zu 8.:
Die Abtrennung des bei der Erdgasförderung anfallenden freien Lagerstättenwassers erfolgt bei den Bohrungen Leer Z3a und Leer Z4 in den obertägigen, technischen Anlagen auf der jeweiligen Förderstelle. Das aus der Bohrung Leer Z6 geförderte Erdgas wird über eine Rohrleitung zu der Bohrung Leer Z5 transportiert, wo die Abtrennung des Lagerstättenwassers erfolgt.
Zu 9.:
Das bei der Erdgasförderung abgetrennte Lagerstättenwasser wird über eine Versenkbohrung in den Untergrund zurückgeführt.
Zu 10.:
Die Bohrungen Leer Z3a, Leer Z4 und Leer Z6 wurden einer hydraulischen Bohrlochbehandlung unterzogen.
Zu 11. bis 13.:
Bohrung Leer Z 3a Bohrlochbehandlung: 1998 |
Masse bzw. Volumen |
|
Flüssigkeitsvolumen insgesamt |
344 |
Kubikmeter |
Wasser |
332 |
Kubikmeter |
Stützmittel (insbesondere Stützsande) |
70400 |
Kilogramm |
Verwendete Additive: |
||
Kaliumchlorid (100%) |
4288 |
Kilogramm |
Kaliumchlorid (10-30%) |
11,6 |
Kubikmeter |
Natriumhydroxid (10-30%) |
0,34 |
Kubikmeter |
Kristallines Siliciumdioxid, Quarz (1-5%) |
0,21 |
Kubikmeter |
Essigsäure (30-60%) |
0,05 |
Kubikmeter |
Essigsäureanhydrid (60-100%) |
||
Mannitol |
62 |
Kilogramm |
Natriumthiosulfat (60-100%) |
411 |
Kilogramm |
Methanol (10-30%) |
0,17 |
Kubikmeter |
Ethylenglykol-monobutylether (10-30%) |
||
Ethoxyliertes Nonylphenol (30-60%) |
Bohrung Leer Z4 Bohrlochbehandlung: 2005 |
Masse bzw. Volumen |
|
Flüssigkeitsvolumen insgesamt |
2300 |
Kubikmeter |
Wasser |
2255 |
Kubikmeter |
Stützmittel (insbesondere Stützsande) |
445000 |
Kilogramm |
Verwendete Additive |
||
Kaliumchlorid (22%) |
410 |
Kubikmeter |
Guarmehlderivat (30-60%) |
23,05 |
Kubikmeter |
Naphtha, hydrogeniert, schwerflüssig (30-60%) |
||
Poly(oxy-1,2-ethandiyl), a-(nonylphenyl)- w-hydroxy (5-10%) |
1,27 |
Kubikmeter |
Leichtes, aromatisches Lösungsmittel (10-30%) |
||
Isopropanol (30-60%) |
||
Essigsäure (10-30%) |
428 |
Kilogramm |
Ammoniumacetat (60-100%) |
||
Kaliumcarbonat (60-100%) |
4,18 |
Kubikmeter |
Glycerin (10-30%) |
0,63 |
Kubikmeter |
Propanol (10-30%) |
||
Zirkoniumnitrilotrisethanolat (60-100%) |
||
Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat (60-100%) |
208 |
Kilogramm |
Natriumthiosulfat (60-100%) |
6787 |
Kilogramm |
Chlorige Säure, Natriumsalz (5-10%) |
10,46 |
Kubikmeter |
Natriumchlorid (10-30%) |
||
Hydriertes Schwer-Naphtadestillat (30-60%) |
0,39 |
Kubikmeter |
Verzweigtes,ethoxyliertes Nonylpenol (1-5%) |
||
Methanol (10-30%) |
2,75 |
Kubikmeter |
Bisphenol-A-Epichlorhydrinharz (30-60%) |
||
Glykoläther (30-60%) |
1,83 |
Kubikmeter |
4,4`-Diaminodiphenylsulfon (30-60%) |
||
Biozid |
14,5 |
Kilogramm |
Bohrung Leer Z4 Bohrlochbehandlung: 2010 |
Masse bzw. Volumen |
|
Flüssigkeitsvolumen insgesamt |
561 |
Kubikmeter |
Wasser |
555 |
Kubikmeter |
Stützmittel (insbesondere Stützsande) |
69500 |
Kilogramm |
Verwendete Additive |
||
Kaliumchlorid (100%) |
22198 |
Kilogramm |
Parrafine, normale C5-20 (40-70%) |
3,28 |
Kubikmeter |
Substitutions-Guargummi (20-40%) |
||
Alkene, C > 8 (1-5%) |
||
Kaliumkarbonat |
0,07 |
Kubikmeter |
Kaliumhydroxid |
||
2 Hydroxypropansäure (10-30%) |
0,33 |
Kubikmeter |
Isopropanol (1-5%) |
||
Triethanolamin (15-40%) |
||
Triisopropanolamin (10-30%) |
||
Basisches Zirkonsulfat (10-30%) |
||
Cocamidpropylbetain (60-80%) |
1,12 |
Kubikmeter |
Kalziumperoxid (60-100%) |
78 |
Kilogramm |
Kalziumhydroxid (15-40%) |
||
Kalziumkarbonat (7-13%) |
||
Kaliumpersulfat (80-90%) |
21 |
Kilogramm |
Natriumthiosulfatpentahydrat |
0,8 |
Kubikmeter |
Tetrakis(hydroxymethyl)phosphoniumsulfat (2:1) (60-100%) |
0,03 |
Kubikmeter |
Bohrung Leer Z6 Bohrlochbehandlung: 2009 |
Masse bzw. Volumen |
|
Flüssigkeitsvolumen insgesamt |
3664 |
Kubikmeter |
Wasser |
3608 |
Kubikmeter |
Stützmittel (insbesondere Stützsande) |
1055000 |
Kilogramm |
Verwendete Additive |
||
Kaliumchlorid (22%) |
656 |
Kubikmeter |
Guarmehlderivat (30-60%) |
28,23 |
Kubikmeter |
Naphtha, hydrogeniert, schwerflüssig |
||
Ethanol (30-60%) |
6,07 |
Kubikmeter |
Zitrus-Auszug (1-5%) |
||
Zitronensäure (60-100%) |
320 |
Kilogramm |
Kaliumcarbonat (60-100%) |
7,09 |
Kubikmeter |
Essigsäure (10-30%) |
428 |
Kilogramm |
Ammoniumacetat (60-100%) |
||
Glycerin (10-30%) |
0,7 |
Kubikmeter |
Propanol (10-30%) |
||
Zirkoniumnitrilotrisethanolat (60-100%) |
||
Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat (60-100%) |
284 |
Kilogramm |
Natriumthiosulfat (60-100%) |
5,08 |
Kilogramm |
Chlorige Säure, Natriumsalz (5-10%) |
11,82 |
Kubikmeter |
Natriumchlorid (10-30%) |
||
Hydrogeniertes leichtes Erdöldestillat (10-30%) |
2,57 |
Kubikmeter |
Biozid |
23,1 |
Kilogramm |
Zu 14.:
Bei den im Erdgasfeld Leer durchgeführten hydraulischen Bohrlochbehandlungen betrugen die Drücke in den obertägigen Anlagen:
Leer Z3a (1998): 737 bar
Leer Z4 (2005): 624 - 783 bar
Leer Z4 (2010): 710 bar
Leer Z6 (2009): 640 - 840 bar
Zu 15.:
Analysen haben folgende Quecksilberanteile im Rohgas nachgewiesen:
Bohrung Leer Z3a: 217 µg/m³
Bohrung Leer Z4: 544 µg/m³
Bohrung Leer Z6: 484 µg/m³
Zu 16.:
Quecksilber ist eine natürliche Begleitkomponente bei der Förderung von Erdgas aus der geologischen Formation des Rotliegenden. Das hierbei anfallende Quecksilber wird in einem geschlossenen System abgetrennt und entsprechend der gesetzlichen Vorgaben von zertifizierten Unternehmen fachgerecht recycelt. Entsorger ist die Gesellschaft für Metall Recycling in Leipzig.
Zu 17.:
Die Gehalte an Benzol, Toluol und Xylol liegen bei allen genannten Förderbohrungen sowohl im Rohgas als auch im aufbereiteten Gas unter 0,01 %.
Ethylbenzol zählt aufgrund des geringen Gehaltes nicht zu den Standardkomponenten der Gasanalysen. Es wird davon ausgegangen, dass der Gehalt unter dem Benzolgehalt liegt, also weniger als 0,01 % beträgt.
Der Anteil der einzelnen Frac-Chemikalien im Rohgas wird nicht separat analysiert.
Zu 18.:Die Analysen des Lagerstättenwassers haben folgende gelöste Inhaltsstoffe nachgewiesen:
Bohrung |
Leer Z3a |
Leer Z4 |
Leer Z6 |
|
Al3+ |
[mg/l] |
1 |
3 |
1 |
Fe3+/2+ |
[mg/l] |
100 |
80 |
100 |
Mn2+ |
[mg/l] |
180 |
10 |
150 |
Ba2+ |
[mg/l] |
45 |
120 |
100 |
Sr2+ |
[mg/l] |
1500 |
1450 |
1150 |
Ca2+ |
[mg/l] |
36000 |
37500 |
32000 |
Mg2+ |
[mg/l] |
850 |
920 |
700 |
K+ |
[mg/l] |
2600 |
2860 |
2050 |
Na+ |
[mg/l] |
43500 |
45800 |
35000 |
Li+ |
[mg/l] |
100 |
100 |
60 |
Cu2+ |
[mg/l] |
3 |
1 |
1 |
Pb2+ |
[mg/l] |
15 |
25 |
15 |
Zn2+ |
[mg/l] |
45 |
50 |
10 |
SO42- |
[mg/l] |
50 |
55 |
300 |
Cl- |
[mg/l] |
140000 |
145000 |
117000 |
Artikel-Informationen
erstellt am:
16.09.2011