Modellversuch: Deutlich weniger Tote und Verletzte bei Baumunfällen
Minister Lies: „Die ersten Zwischenergebnisse stimmen zuversichtlich“
Die Zahl schwerer Baumunfälle ist in sechs niedersächsischen Modell-Landkreisen zum Teil deutlich zurückgegangen. Das ist die erste erfreuliche Zwischenbilanz einer Kampagne für mehr Verkehrssicherheit, die das niedersächsische Verkehrsministerium 2014 / 2015 in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, dem Umweltministerium sowie den sechs Landkreisen (Cuxhaven, Emsland, Friesland, Osnabrück, Osterholz und Hildesheim), den örtlichen Polizeibehörden und der Landesverkehrswacht gestartet hat.
In den sechs Landkreisen ist die Zahl der Baumunfälle (außerorts) mit getöteten bzw. schwerverletzten Personen von 178 (im Jahr 2014) auf 163 (im Jahr 2015) gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 8,4 Prozent – dieses Ergebnis ist deutlich positiver als der Landestrend, der einen Rückgang schwerer Baumunfälle von 5,3 Prozent aufweist. (942 in 2014, 892 in 2015). Noch deutlicher zeigt sich das Ergebnis des Modellprojektes auf den 308 ausgewählten Untersuchungsstrecken, die im Zuge des Projektes mit speziellen Warntafeln versehen und Geschwindigkeitsbegrenzungen belegt wurden. Hier ist die Zahl schwerer Baumunfälle innerhalb eines Jahres sogar um ein Drittel gesunken (51 Unfälle mit Getöteten und Schwerverletzten gab es 2014; im vergangenen Jahr waren es noch 34). Auf den Untersuchungsstrecken wurde auch bei den Baumunfällen insgesamt ein Rückgang registriert: um 16 Prozent, von 155 auf 130.
Verkehrsminister Olaf Lies erklärte dazu am Mittwoch in Hannover:
„Während bedauerlicherweise landesweit die Zahl der Verkehrstoten gestiegen ist, haben wir bei den schweren Baumunfällen in unseren Modell-Landkreisen einen vergleichsweise erfreulichen Trend zu verzeichnen. Die Zahl der schweren Unfälle, der Verkehrstoten und auch der Schwerverletzten ist im Vergleich der Jahre 2014 und 2015 ganz deutlich zurückgegangen. Dieses Zwischenresultat stimmt uns sehr zuversichtlich. Die Zahlen zeigen, dass wir mit unserer Initiative offenbar auf einem guten Weg sind. Vor allem die Temporeduzierungen auf besonders gefährlichen Strecken wirken ganz offensichtlich. Es passieren insgesamt schon signifikant weniger Baumunfälle, aber wegen des reduzierten Tempos zeigt sich der positive Trend bei der Schwere der Unfallfolgen noch deutlicher: Weniger Tempo bedeutet weniger Unfälle, weniger Verkehrstote und weniger Schwerletzte – so lautet die Botschaft. Der Modellversuch läuft bis Mitte 2017. Wir werden danach die Ergebnisse sorgfältig auswerten und dann entscheiden, wie es weiter geht.“
Zum Modellversuch:
Alarmiert von den hohen Baumunfallzahlen, hatte das niedersächsische Verkehrsministerium im Sommer 2014 die Verkehrssicherheitsinitiative gegen Baumunfälle vorgestellt. In inzwischen sechs Modell-Landkreisen wurden diverse Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählt zum einen Aufklärungs- und Öffentlichkeitskampagne mit Pressearbeit und speziellen Warntafeln an den Strecken sowie ein Schutzplankenprogramm in Höhe von fünf Millionen Euro. Außerdem wurden zwölf mobile Dialogdisplays angeschafft, die Verkehrsteilnehmern mit einem lachenden oder einem weinenden Smiley eine direkte Rückmeldung zur gefahrenen Geschwindigkeit geben. Weil Baumunfälle besonders häufig an schmalen Straßen zu beklagen sind, hat das Ministerium den Modell-Landkreisen die Genehmigung erteilt, auf solchen Strecken Tempolimits von 70 bzw. 80 Stundenkilometer anzuordnen – dies abhängig von der Straßenbreite (unter 6 Meter bzw. unter 6,50 Meter). Die sechs Landkreise haben insgesamt 309 solcher Untersuchungsstrecken eingerichtet. Auf diesen Strecken gab und gibt es Verkehrszählungen (vorher/nachher) und auch unsichtbare und anonyme Geschwindigkeitsmessungen, um zu testen, ob das angeordnete Tempolimit auch akzeptiert wird. Mit der Umsetzung der Maßnahmen wurde größtenteils Anfang 2015 begonnen (im Landkreis Hildesheim erst zur Jahresmitte 2015). Der Modellversuch, der von einem Ingenieurbüro begleitet wird, soll bis Sommer 2017 dauern, danach werden alle Ergebnisse ausgewertet.
Die Unfallzahlen:
Schwere Baumunfälle (mit Getöteten und Schwerverletzten)*:
*Die verwendete Kategorie „Unfälle mit Getöteten und Schwerverletzten“ entspricht der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik. Hintergrund für die Zusammenfassung: Es ist oft nur Zufall, ob bei einem Unfall ein Mensch schwer verletzt wird oder zu Tode kommt. Hintergrund für die Nennung der Zahl der Unfälle – und nicht der verletzten und bzw. getöteten Personen: Schon ein Unfall mit mehreren Fahrzeuginsassen - und damit auch Verletzten - kann die Statistik verfälschen. Daher gilt die Zahl der schweren Unfälle als aussagekräftiger. Der Vollständigkeit halber: In den sechs Modelllandkreisen ist im Vergleich der Jahre 2014 und 2015 auch die Zahl der bei Baumunfällen getöteten und schwer verletzten Personen gesunken: von 34 auf 28 bzw. von 181 auf 163.
Aufteilung nach Landkreisen:
Landkreis Cuxhaven:
Gesamt: Auf den Untersuchungsstrecken:
2014: 38 2014: 8
2015: 23 2015: 1
Landkreis Emsland:
Gesamt: Auf den Untersuchungsstrecken:
2014: 40 2014: 5
2015: 40 2015: 3
Landkreis Friesland:
Gesamt: Auf den Untersuchungsstrecken:
2014: 7 2014: 1
2015: 9 2015: 2
Landkreis Hildesheim:**
Gesamt: Auf den Untersuchungsstrecken:
2014: 26 2014: 7
2015: 39 2015: 13
**Der Landkreis Hildesheim ist etwas später in den Modellversuch eingestiegen. Die Untersuchungsstrecken wurden erst zur Jahresmitte 2015 eingerichtet. Insofern sind die Zahlen noch nicht aussagekräftig. Ein positiver Trend zeichnet sich jedoch auch im Landkreis Hildesheim ab. Nach Auskunft der Polizeiinspektion Hildesheim haben sich auf den 101 allein im Landkreis Hildesheim eingerichteten Untersuchungsstrecken 63 Prozent aller Baumunfälle in der ersten Jahreshälfte ereignet. In der zweiten Jahreshälfte – also nach Einrichtung der Maßnahmen - ereigneten sich dann noch 37 Prozent aller Baumunfälle.
Landkreis Osnabrück:
Gesamt: Auf den Untersuchungsstrecken:
2014: 52 2014: 28
2015: 45 2015: 17
Landkreis Osterholz:
Gesamt: Auf den Untersuchungsstrecken:
2014: 15 2014: 2
2015: 7 2015: 0
Artikel-Informationen
erstellt am:
23.03.2016
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