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Radwegebau an Landesstraßen und Bundesstraßen in Niedersachsen

Die Abgeordneten Frank Oesterhelweg (CDU) und Björn Försterling (FDP) hatten gefragt:

Der Bau und die Unterhaltung von Radwegen nicht nur an Bundes-, sondern auch an Landesstraßen sind in vielfacher Hinsicht von immer größerer Bedeutung.

Vor dem Hintergrund des steigenden Umwelt- und Gesundheitsbewusstseins der Bürgerinnen und Bürger ist beispielsweise die Anbindung von Orten an Grund-, Mittel- und Oberzentren wichtig, um den Weg zur Schule, zu Behörden, zu kulturellen Einrichtungen und beispielsweise Nahversorgungszentren auf umweltverträgliche, gesunde und sichere Art zurücklegen zu können.

Auch für den gesamten Bereich von Tourismus und Naherholung ist ein gut strukturiertes Rad­wegenetz unabdingbar. Immer mehr Menschen orientieren sich bei ihrer Freizeit- und Urlaubsplanung nicht nur beispielsweise an landschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten, sondern auch an Faktoren wie dem Radwegenetz.

Radwege sind dabei auch ein wichtiger Baustein für die Attraktivität und die Zukunftsfähigkeit unserer ländlichen Räume.

In vielen Bereichen lässt das gestiegene Verkehrsaufkommen das Radfahren an Landesstraßen ohne Radwege schlichtweg nicht mehr zu.

Über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg besteht Einigkeit darüber, wie wichtig Radwege sind.

Im Zuge der öffentlichen Diskussion über den Radwegebau wird allerdings darauf hingewiesen, dass die Verteilung der Mittel für den Radwegebau landesweit unterschiedlich gewichtet werde und dass die Ausstattung mit Radwegen regional nicht ausgewogen sei.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:

  1. Wie haben sich die Ausgaben des Landes Niedersachsen für den Neubau und die Unterhaltung von Radwegen in den vergangenen zehn Jahren entwickelt (bitte hier Neubau und Unterhaltung separat ausweisen)? Wie verhält es sich mit Radwegen an Bundesstraßen?
  2. Wie gestaltete sich in den vergangenen zehn Jahren die Verteilung dieser Mittel auf die Straßenbauämter und auf Landkreise bzw. kreisfreie Städte (bitte hier Neubau und Unterhaltung separat ausweisen)? Wie verhält es sich mit Radwegen an Bundesstraßen?
  3. Wie hat sich das Radwegenetz an Landesstraßen und Bundesstraßen in Niedersachsen in den vergangenen zehn Jahren entwickelt, d. h. konkret:
    a) Wie viele laufende Kilometer Landesstraßen/Bundesstraßen gibt es insgesamt und in den Zuständigkeitsbereichen der Straßenbauämter und Landkreise/kreisfreien Städte?
    b) Wie viele laufende Kilometer Radwege an Landesstraßen/Bundesstraßen gibt es insgesamt und in den entsprechenden Bereichen?
    c) Wie hoch sind somit die „Deckungsgrade“ in den entsprechenden Bereichen (Kilometer Radwege pro Kilometer Landes- bzw. Bundesstraßen in Prozent)?
  4. Wird der Bau von Gemeinschaftsradwegen bevorzugt behandelt, wenn beispielsweise die Gemeinden den Grunderwerb und die Landkreise die Planung für die betreffenden Radwege übernehmen?
  5. Wird beispielsweise ein notwendiger Lückenschluss einem komplett neuen Projekt vorgezogen?
  6. Besteht die Möglichkeit, dass das Land beispielsweise einen Lückenschluss zwischen zwei Radwegabschnitten an Landesstraßen herstellt, indem beispielsweise auch ein Verbindungsweg an kommunalen Straßen finanziell gefördert wird?
  7. Nach welchen Kriterien werden Prioritätenlisten für den Bau von Radwegen an Landes- und Bundesstraßen erstellt und Mittel verteilt?
Verkehrsminister Jörg Bode beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung am 25.05.2012 wie folgt:

Radwege an Bundes- und Landesstraßen erfüllen eine wichtige Funktion zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Darüber hinaus sind sie im Kurzstreckenbereich ein Angebot für den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad. Radverkehr findet in vielfältiger Weise statt und unterliegt unterschiedlichen Nutzungsansprüchen. Zusätzlich zum Alltagsverkehr hat sich der freizeitorientierte und touristische Radverkehr fest etabliert. Der Bau von Radwegen ist seit vielen Jahren fester Bestandteil niedersächsischer Verkehrspolitik. Inzwischen verfügt Niedersachsen bundesweit über die meisten Straßen begleitenden Radwege an Bundes- und Landesstraßen. Gleichwohl bestehen nach wie vor zahlreiche Wünsche nach Netzergänzungen.

Bei der Beantwortung wird davon ausgegangen, dass die Fragesteller die Erhaltung von Radwegen und nicht deren Unterhaltung meinen.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1.:
Seit 2003 wurden für den Neubau und die Erhaltung von Radwegen an Landesstraßen folgende Aufwendungen getätigt:

(Eine getrennte Erfassung in Neubau und Erhaltung erfolgte für Landesmaßnahmen erst ab 2008).


Landesstraßen

2002

2003

2004

2005

2006

2007

Geschäftsbereich der NLStBV







Aurich

610

636

607

669

1.215

684

Gandersheim

128

-7

0

100

403

645

Goslar

164

207

74

110

138

103

Hameln

240

244

402

324

432

1.242

Hannover

1.080

527

1.044

797

883

720

Lingen

130

166

70

154

69

154

Lüneburg

102

861

603

22

564

265

Nienburg

395

578

269

305

339

173

Oldenburg

801

663

698

329

157

569

Osnabrück

860

2.392

679

1.036

969

1.226

Stade

292

124

346

24

316

131

Verden

230

442

141

260

264

507

Wolfenbüttel

160

392

126

29

202

9

Summe [T €]

4.582

7.222

5.056

4.158

5.951

6.427

[Mio. €]

4,6

7,2

5,1

4,2

6,0

6,4


Landesstraßen

2008

2009

2010

2011

Geschäftsbereich der NLStBV

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Aurich

380

122

991

444

376

319

220

370

Gandersheim

85

29

720

27

443

26

612

70

Goslar

0

0

70

0

32

217

227

0

Hameln

673

80

411

180

350

81

120

104

Hannover

247

164

571

235

61

169

352

168

Lingen

210

379

567

408

319

619

64

490

Lüneburg

826

146

306

240

850

153

56

294

Nienburg

289

144

970

219

714

197

797

201

Oldenburg

331

304

559

296

111

164

552

296

Osnabrück

1.507

193

360

205

820

165

616

57

Stade

879

185

338

437

305

245

922

245

Verden

133

257

294

581

91

382

412

331

Wolfenbüttel

324

118

90

2

577

195

-10

364

Summe [T €]

5.882

2.121

6.246

3.275

5.050

2.930

4.941

2.990

[Mio. €]

8,0

9,5

8,0

7,9

Der Bund führte 2003 einen neuen, gemeinsamen Haushaltstitel für den Neubau und die Erhaltung von Radwegen an Bundesstraßen ein. Für den Zeitraum vor 2003 liegen daher keine gesondert ausgewiesenen Finanzierungsdaten für Radwege vor.


Bundesstraßen

2002

2003

2004

2005

2006

Geschäftsbereich der NLStBV

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Aurich




0


264


180


156

Gandersheim




0


0


0


298

Goslar




172


0


505


0

Hameln




198


0


2.812


1.235

Hannover




0


859


90


0

Lingen




0


0


0


0

Lüneburg




701


552


1.218


2.228

Nienburg




743


1.583


1.116


2.179

Oldenburg




0


0


0


0

Osnabrück




268


34


0


0

Stade




0


0


367


0

Verden




208


0


327


434

Wolfenbüttel




398


663


446


0

Summe [T. €]


4.300

10.700

2.688

10.000

3.921

4.700

7.061

6.500

6.530

[Mio. €]

4,3

13,4

14,0

11,8

13,0


Bundesstraßen

2007

2008

2009

2010

2011

Geschäftsbereich der NLStBV

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Erhaltung

Neubau

Aurich


0


0


0


0


0

Gandersheim


255


0


0


346


737

Goslar


796


0


547


0


994

Hameln


0


572


233


0


254

Hannover


0


0


2.163


0


0

Lingen


0


0


0


0


0

Lüneburg


1.904


1.469


1.570


2.058


0

Nienburg


949


1.000


964


0


577

Oldenburg


240


0


0


0


0

Osnabrück


106


350


0


0


246

Stade


0


0


0


0


0

Verden


256


540


35


34


0

Wolfenbüttel


0


0


190


470


801

Summe [T. €]

5,5

4.506

7,1

3.931

4,6

5.702

8,1

2.908

4,4

3.609

[Mio. €]

10,0

11,0

10,3

11,0

8,0


Zu 2.:

Unter 1. stehen die Summen für jeden der 13 Geschäftsbereiche der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV). Die Mittelverteilung erfolgt dabei auf der Ebene der regionalen Geschäftsbereiche, die mit den Landkreisgrenzen nicht deckungsgleich sind. Eine Differenzierung nach Landkreisen kann aufgrund der Datenstruktur auf elektronischem Wege nicht erzeugt werden.

Zu 3. a) bis c):

Die Entwicklung der Längen der Bundes- und Landesstraßen, die Ausstattung mit Radwegen und die Deckungsgrade sind nachfolgend angegeben:

Jahr

Straßenlänge Bundesstraßen

Straßenlänge Landesstraßen

Gesamt-straßenlänge

Radwege an Bundesstraßen

Radwege an Landesstraßen

Radwege gesamt

Radwege an B-Str prozentual

Radwege an L-Str prozentual

Radwege gesamt prozentual


[km]

[km]

[km]

[km]

[km]

[km]

[%]

[%]

[%]

1999

4831

8351

13182

2936

3751

6687

61%

45%

51%

2000

4824

8309

13133

2956

4132

7088

61%

50%

54%

2001

4820

8296

13116

2990

4109

7099

62%

50%

54%

2002

4836

8313

13149

3009

4229

7238

62%

51%

55%

2003

4849

8320

13169

3028

4307

7335

62%

52%

56%

2004

4848

8317

13165

3005

4354

7359

62%

52%

56%

2005

4856

8319

13175

2996

4386

7382

62%

53%

56%

2006

4842

8323

13165

2997

4446

7443

62%

53%

57%

2007

4835

8327

13162

3005

4459

7464

62%

54%

57%

2008

4827

8322

13149

2995

4474

7469

62%

54%

57%

2009

4826

8307

13133

3012

4507

7519

62%

54%

57%

2010

4816

8306

13122

2944

4471

7415

61%

54%

57%

2011

Auswertung liegt noch nicht vor







Quelle: Längenstatistik der Straßen des überörtlichen Verkehrs; Bundesverkehrsministerium


Eine landkreisscharfe Differenzierung liegt nicht vor. Für die regionalen Geschäftsbereiche der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) sind nachstehend die Längen und prozentualen Deckungsgrade aus den vorhandenen Datenbeständen angegeben.

Geschäftsbereich der NLStBV

Landesstraßen

Längen

Radweg - Bestand

[km]

[km]

[%]

Aurich

613

454

74

Gandersheim

368

55

15

Goslar

410

66

16

Hameln

548

175

32

Hannover

719

259

36

Lingen

808

760

94

Lüneburg

612

275

45

Nienburg

491

260

53

Oldenburg

572

435

76

Osnabrück

731

417

57

Stade

694

507

73

Verden

773

541

70

Wolfenbüttel

712

231

32





Nds. gesamt:

8.033

4.434

55%





Quelle: NLStBV Zustandserfassung 2010



Geschäftsbereich der NLStBV

Bundesstraßen

Längen

Radweg - Bestand

[km]

[km]

[%]





Aurich

283

218

77

Gandersheim

270

99

37

Goslar

454

63

14

Hameln

299

133

45

Hannover

452

257

57

Lingen

480

344

72

Lüneburg

464

331

71

Nienburg

415

325

78

Oldenburg

157

121

77

Osnabrück

252

188

75

Stade

291

257

88

Verden

407

375

92

Wolfenbüttel

449

202

45





Nds. gesamt:

4.673

2.914

62%





Quelle: NLStBV Stand 31.12.2011



Zu 4.:
Grundlage für die Planung und den Bau von Radwegen an Landesstraßen ist das Radwegekonzept, das derzeit unter Mitwirkung der Akteure vor Ort fortgeschrieben wird. Durch die Übernahme von Planungsleistungen oder Hilfen beim Grunderwerb werden die Projekte in ihrer Dringlichkeit nicht bevorzugt. Für die Bundesstraßenradwege ist die Frage nicht relevant.

Zu 5.:
Nein. Siehe auch Ziffer 7.

Zu 6:
Im konkreten Einzelfall wäre zu prüfen, ob die Voraussetzungen für eine Förderung aus Mitteln des Entflechtungsgesetzes gegeben sind. Grundsätzlich ist eine Förderung möglich, wenn der Radweg in kommunaler Baulast an einer förderfähigen kommunalen Straße oder als sogenannter selbstständig geführter Radweg von der Kommune gebaut wird.

Zu 7.:
Maßgebend für den Bau von Radwegen an Landesstraßen ist das Radwegekonzept. Dies enthält eine Rangfolge der Vorhaben des „vordringlichen Bedarfs“. Wie bereits 2007 verfolgen die regionalen Geschäftsbereiche der NLStBV auch bei der jetzt anstehenden Fortschreibung das Ziel, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort (Landkreise, Gemeinden, Polizei, Politik, Initiative etc.) neue Radwegvorhaben zu bewerten und zu reihen. Radwege sollen dort gebaut werden, wo sie notwendig sind und gewünscht werden. Die Kriterien Radfahrerpotential (Bedarf und Nachfrage), Schulwegsicherung, Tourismus, Machbarkeit und Kostenrelevanz helfen bei der Entscheidung. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des jährlichen Bauprogramms abhängig von den dafür bereitgestellten Haushaltsmitteln.

Der Bau von Radwegen an Bundesstraßen in Niedersachsen erfolgt gemäß dem Schreiben des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung „Radwege an Bundesstraßen in der Baulast des Bundes“ vom 17.10.2008. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der Finanzmittelzuweisungen des Bundes. Einer Prioritätenliste bedarf es dazu nicht.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
22.06.2012

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