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Niedersächsisches Verkehrsministerium beendet Modellprojekt zu Baumunfällen


Nach drei Jahren ist heute (30. Juni 2018) das vom Niedersächsischen Verkehrsministerium gemeinsam mit dem Niedersächsischen Innenministerium gestartete Modellprojekt gegen Baumunfälle zu Ende gegangen.

Die jetzt vorliegenden Auswertungen der Strecken in den sechs Modell-Landkreisen haben gezeigt, dass die Zahl der Unfälle und der Unfallbeteiligten auf den Untersuchungsstrecken stärker zurückgegangen ist als auf nicht am Modellprojekt beteiligten Straßen. Außerdem konnte durch alle umgesetzten Maßnahmen, zu denen auch eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 70 km/h bzw. 80 km/h gehörte, die durchschnittliche Geschwindigkeit generell gesenkt werden.

Zusätzlich wurden in der Zeit des Modellprojekts mehr Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt und durch Öffentlichkeitsarbeit verstärkt auf die Gefahr von Baumunfällen hingewiesen. Diesen Maßnahmen ist ein großer Anteil an der positiven Entwicklung der Unfallsituation zuzuschreiben. Die Auswertungen des Modellprojekts haben gezeigt, dass für die gewünschte Unfallprävention Geschwindigkeitsbegrenzungen alleine nicht ausreichend sind.

Aus diesem Grund liegt die wesentliche Erkenntnis des Modellprojekts für das Niedersächsische Verkehrsministerium darin, dass eine stärkere Aufklärung und Information der Verkehrsteilnehmer entscheidend für die Reduzierung von Baumunfällen ist. Als nächsten Schritt ist daher eine Informationskampagne gemeinsam mit der Landesverkehrswacht Niedersachsen, um das Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmer gezielt für Baumunfälle zu schärfen.

Mit Abschluss des Modellprojekts wurde deutlich, dass kein Zusammenhang zwischen den geringeren Unfallzahlen und der durchschnittlich reduzierten Geschwindigkeit nachgewiesen werden konnte. Es gab durchaus Untersuchungsstrecken, auf denen zwar allgemein langsamer gefahren wurde, sich die Zahl der Baumunfälle aber trotzdem erhöht hat.



Hintergrund:

Seit vielen Jahren ist Niedersachsen das Bundesland mit der höchsten absoluten Anzahl an Baumunfällen. Dieser Entwicklung sollte mit dem auf drei Jahre angelegten Modellprojekt entgegen gewirkt werden. Erprobt wurden verschiedene Maßnahmen, um die hohe Zahl der Baumunfälle bzw. die Härte der Unfälle zu senken. Beteiligt waren die Landkreise Cuxhaven, Emsland, Friesland, Hildesheim, Osnabrück und Osterholz.

Vorausgegangen waren hierzu Auswertungen der Daten zu Baumunfällen im Land Brandenburg durch den Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GdV). Diese hatten ergeben, dass sich die größte Anzahl der Baumunfälle mit schweren Folgen an vergleichsweise schmalen Straßen mit dicht an der Fahrbahn stehenden Bäumen ergeben. Neben der Fahrbahnbreite spielt außerdem die Geschwindigkeit für einen Unfall eine entscheidende Rolle. Je geringer diese ist, desto geringer sind auch die Unfallfolgen.

Den am Modellprojekt beteiligten Landkreisen wurde daher ermöglicht, auf Straßen, an deren Fahrbahnrand viele Bäume stehen, Geschwindigkeitsbeschränkungen anzuordnen. Bei einer Fahrbahnbreite von bis zu 6 m lag diese bei 70 km/h und bei Fahrbahnbreiten zwischen 6 m und 6,50 m bei 80 km/h. Der Grund für die geminderte erlaubte Geschwindigkeit sollte mit dem Zusatzschild „Baumunfälle“ erläutert werden.

Außerdem wurde das Modellprojekt mit einer umfangreichen Öffentlichkeitskampagne begleitet, um auf das Risiko von Baumunfällen hinzuweisen. Hierzu gab es unter anderem die Plakatkampagne der Landesverkehrswacht „Bäume springen nicht zur Seite“ und sowie Dialogdisplays, die am Straßenrand aufgestellt wurden.

Ob bzw. wie wirksam diese Maßnahmen tatsächlich sind, wurde durch Geschwindigkeitsmessungen mit in Leitpfosten integrierten Messgeräten überprüft. Für die Autofahrer waren diese Messungen also nicht erkennbar, sodass sie ein realistisches Bild über das Fahrverhalten geben konnten. Parallel dazu wurden die Unfallzahlen in allen Landkreisen ausgewertet.

In einigen Landkreisen dauerten die für den Start des Modellprojekts erforderlichen Vorbereitungen länger als in anderen. Zum Teil hat sich die faktische Aufstellung der entsprechenden Verkehrszeichen über einen längeren Zeitraum hingezogen, sodass sie teilweise erst im Frühjahr 2015 aufgestellt werden konnten. Damit die Untersuchung aber größtmöglich valide ausfällt sollte der Untersuchungszeitraum mindestens drei Jahre betragen. Daher hat das Niedersächsische Verkehrsministerium die Möglichkeit geschaffen, die Schilder längstens bis zum 30. Juni 2018 stehen zu lassen. Sämtliche Verkehrsbeschränkungen, die im Rahmen des Projekts auf den Modellstrecken angeordnet wurden (Geschwindigkeitsbeschränkungen, Fahrstreifenbegrenzungen/Fahrbahnbegrenzungen oder Überholverbote), müssen danach grundsätzlich wieder aufgehoben werden. Ausnahmen gibt es bei den Strecken, auf denen es gemäß Straßenverkehrsordnung konkrete Gefahren gibt. Die Entscheidungen darüber, ob diese Regelungen bestehen bleiben oder nicht, treffen die zuständigen Verkehrsbehörden, gegebenenfalls auch in Abstimmung mit den örtlichen Unfallkommissionen.


Weitere Informationen:

In der Anlage befindet sich eine Kurzfassung der Auswertung des Modellversuchs. Die Auswertungen sowohl der Geschwindigkeitsmessungen für alle Untersuchungsstrecken sowie die Unfallzahlen für alle Landkreise können hier abgerufen werden.

Artikel-Informationen

erstellt am:
01.07.2018

Ansprechpartner/in:
Pressesprecher: Dr. Dominik Mayer und Julia Wolffson

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