Niedersächsischer Hafentag in Brake
Rösler: Mit dem Ausbau der Hafeninfrastruktur die Wachstumschancen nach der Krise nutzen
BRAKE/HANNOVER. "Jetzt ist die Zeit, die Hafeninfrastruktur und deren Verkehrsanbindungen gezielt auszubauen. Es geht darum, die besten Startchancen für die Zeit nach der Krise zu erlangen. Dazu wird das Land bis 2012 mehr als 300 Millionen Euro in die Erweiterung seiner Seehäfen investieren und diese nachhaltig stärken", sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler heute beim diesjährigen Hafentag in Brake.
Rösler betonte die Bedeutung der maritimen Wirtschaft als wichtige Zukunftsbranche in Niedersachsen, die für das Land erhebliche Entwicklungspotenziale biete. Trotz der derzeitigen Krise habe die Küste die große Chance, zum Gewinner der Globalisierung zu werden. "Diese Chance wollen wir nutzen und die Küste zu einer zweiten Wirtschaftsachse in Niedersachsen entwickeln. Dazu müssen wir unseren Seehäfen und der hier vor- und nachgelagerten Wirtschaft durch eine gute Infrastruktur bestmögliche Bedingungen für ihre Aktivitäten bieten", so der Minister. Dazu gehöre auch, die einzelnen Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasserstraße so aufeinander abzustimmen, dass sie die in Zukunft steigenden Güterströme bewältigen können.
Rösler verwies auf die Notwendigkeit, dass sich auch die Wirtschaft weiterhin mit finanziellem Engagement beteiligt. "Das hat in der Vergangenheit gut geklappt, die Unternehmer haben mit ihren Investitionen die staatlicherseits geschaffene Infrastruktur belebt und damit Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze generiert. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Wirtschaft möchte ich fortsetzen", sagte Rösler.
Viele Großprojekte seien dadurch bereits in Angriff genommen worden, die für die Wirtschaft nicht nur in Niedersachsen, sondern in ganz Deutschland von überragender Bedeutung sind.
Als überaus wichtig bezeichnete Rösler die multifunktionale Ausrichtung der niedersächsischen Seehäfen, die deren Unabhängigkeit bei konjunkturellen Problemen einzelner Branchen sichere. Diese Strategie werde NPorts mit Unterstützung der Landesregierung weiterverfolgen. So habe beispielsweise die Branche der Offshore-Windenergie dafür gesorgt, dass die niedersächsische Küstenregion schwächer von der Konjunkturkrise getroffen wurde als viele andere norddeutsche Hafenstandorte. "Niedersachsen hat in Cuxhaven und Emden frühzeitig einzigartige Infrastrukturen für die Offshore-Branche entwickelt und sich damit eine ausgezeichnete Startposition im Standortwettbewerb erarbeitet. In den Häfen entstehen neue industrielle Arbeitsplätze und für die Umschlagsunternehmen entwickelt sich ein neues Marktsegment", sagte Rösler.
In diesem Zusammenhang bezeichnete Rösler die erst vor wenigen Tagen vorgestellte "Gleitende Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr" als ermutigend, wonach bereits im kommenden Jahr der Seeverkehr wieder in die Aufwärtsbewegung zurückfinden wird. Die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erstellte Studie schätzt das Wachstum des Seeverkehrs im kommenden Jahr auf knapp drei Prozent ein.
Zu den Investitionen des Landes in die niedersächsischen Seehäfen:
Der Bedarf an Hafenflächen ist in Brake in den letzten Jahren überproportional gewachsen. Hierauf hat die Landesregierung reagiert und die sogenannte Norderweiterung des Hafens realisiert. Die neue Hafenanlage wurde am 10. August dieses Jahres nach rund zweijähriger Bauzeit eröffnet. Hinter der Kaianlage erstrecken sich 30 Hektar Lagerflächen. Das Areal verfügt über eine leistungsfähige Gleis- und Straßenanbindung. Insgesamt sieben Kilometer Gleisanlagen wurden im Zuge des Neubaus verlegt. Das Land hat insgesamt 37,5 Millionen Euro in die Hafeninfrastruktur investiert.
Aufgrund einer Vereinbarung mit der Salzgitter AG, die den Bau eines weiteren Liegeplatzes durch ein Darlehen vorfinanziert, wird NPorts in die Lage versetzt, die Norderweiterung des Hafens Brake bereits jetzt um einen zweiten Großschiffsliegeplatz zu erweitern. Bis 2010 entstehen hier weitere 180 Meter Kailänge, so dass dann eine Gesamtkailänge von 450 Meter zur Verfügung stehen wird. Baubeginn wird noch in diesem Jahr sein, die Fertigstellung ist für Ende 2010 geplant. Das Investitionsvolumen für den zweiten Großschiffsliegeplatz beträgt 17,5 Millionen Euro.
Auch der vor Kurzem eingeleitete Neubau der Schleuse in Dörverden sowie der Bau der Schleuse in Minden werden die Anbindung des Hafens Brake an das Hinterland und damit die Standortqualität für den Braker Hafen ab 2012 erheblich verbessern.
Im März dieses Jahres ist in Cuxhaven die Offshore-Basis eröffnet worden. Für die Ansiedlung der Firmen CSC und Ambau, die Gründungselemente und Türme für Offshore-Windkraftanlagen herstellen, wurden umfangreiche Industrieflächen bereitgestellt und entwickelt. Zum anderen ist ein spezieller Hafen für den Umschlag von Offshore-Windenergieanlagen von Land auf See errichtet worden. Aufgrund der technologischen Entwicklung der Offshore-Windkraftanlagen sind diese Unternehmen auf Produktionsstandorte angewiesen, von denen eine direkte Verschiffung der Anlagen für den Export oder für die geplanten Offshore-Felder in der Nordsee und der Deutschen Bucht erfolgen kann. Die Investitionskosten für die Maßnahme belaufen sich auf rund 48 Millionen Euro, wobei 50 Prozent davon durch die EU gefördert wurden. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurden hier 500 neue Arbeitsplätze besetzt. Weitere 500 Arbeitsplätze werden durch die Produktionsausweitung geschaffen.
Es wird aber schon weiter geplant. Im Anschluss an die gerade fertig gestellte Offshore-Basis Cuxhaven, soll in östliche Richtung ein weiteres Hafen- und Gewerbegebiet in einer Größe von etwa 80 Hektar entstehen. Die Landesregierung, die Stadt Cuxhaven und NPorts bemühen sich nach Kräften, auch diese Industrieflächen und Hafeninfrastrukturanlagen kurzfristig zu realisieren. Ziel ist, einen ersten Teilbereich der Erweiterung der Offshore-Basis bereits 2011 in Betrieb zu nehmen und weitere 1.000 zusätzliche neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Im Hafen Emden werden Ende des Jahres die Bauarbeiten zur Sanierung der Nesserlander Schleuse beginnen. Diese stellt neben der Großen Seeschleuse das Eingangstor zum Emder Binnenhafen dar. Im Binnenhafen sind bis heute weit über 500 Menschen in der direkten Produktion von Offshore-Anlagen beschäftigt.
Da die Flächenkapazitäten im bestehenden Emder Hafen nahezu erschöpft sind, stellt Niedersachsen Ports bereits jetzt Planungen an, um den Hafen mittel- bis langfristig weiter auszubauen. Es stehen im Wybelsumer Polder und dem Rysumer Nacken mehrere hundert Hektar Fläche zur Verfügung, die für Hafenzwecke entwickelt werden könnten. Ziel ist es, durch diese Maßmahmen für 600 bis 800 Menschen neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Weitere Ausbauimpulse werden in Emden aber auch durch den Automobilumschlag und die Windkraftindustrie erwartet.
Anfang dieses Jahres ist in Stade-Bützfleth der Ausbau des Nordwest-Kais fertig gestellt worden. Die Hafenfläche ist im Zuge dieser Baumaßnahme durch Aufspülung um vier Hektar vergrößert und die Kaianlage um 315 Meter verlängert worden.
Die dort ansässige Umschlagfirma wird den Stückgutumschlag intensivieren. Über die RoRo-Rampe können beispielsweise Flugzeugelemente für das Airbus-Werk in Hamburg verschifft werden.
Im Hafen Wilhelmshaven wird seit Anfang des Jahres am Ausbau der Niedersachsenbrücke gearbeitet. Die Brücke wird verstärkt, damit sie einen zweiten Entlader mit hoher Umschlagleistung für Kohle aufnehmen kann.
Zusätzlich wird die Liegewanne ausgebaut, so dass zukünftig Cape Sizer der Größenklasse bis 200.000 tdw und 18,50 Meter Tiefgang abgefertigt werden können. Die Baumaßnahme steht in engem Zusammenhang mit dem Bau des JadeWeserPorts. Die Fertigstellung der Ausbaumaßnahme ist für Ende 2010 vorgesehen, das Investitionsvolumen von Landesseite beträgt 25 Millionen Euro.
Mit der Fertigstellung des JadeWeserPorts muss auch die zweigleisige Schienenanbindung zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg funktionstüchtig sein. Hierzu gehören selbstverständlich auch die Elektrifizierung und ein angemessener Lärmschutz.
Artikel-Informationen
erstellt am:
04.09.2009
zuletzt aktualisiert am:
19.03.2010