Niedersächsischer Hafentag
Bode: Küste soll neue Wachstumsregion werden
EMDEN.„Wir wollen mit gezielten Investitionen in die Infrastruktur unsere Küstenregion zu einer neuen Wachstumsregion in Niedersachsen machen.“ Das sagte Verkehrsminister Jörg Bode auf dem diesjährigen Niedersächsischen Hafentag in Emden. „Dazu gehört der Ausbau der Häfen ebenso wie eine vernünftige Verkehrsanbindung für die Standorte und die Förderung von Wachstumsbranchen, wie der Luft- und Raumfahrtindustrie und der Onshore- und Offshore-Windkraftindustrie.“ In 2010 investiert Niedersachsen rund 180 Mio. Euro in den Ausbau der Seehäfen und in den JadeWeserPort.
Die maritime Wirtschaft sei eine wichtige Zukunftsbranche für das Land Niedersachsen und biete für den Standort Niedersachsen erhebliche Entwicklungspotenziale. Bode geht langfristig von einem anhaltenden Wachstum der maritimen Wirtschaft aus: „Ein Faktor hierfür ist der Ex- und Import, der zu rund 90 Prozent über die Seewege geht. Deutschland liegt beim Ranking der Exporteure ganz weit vorn. Diese Transportkette muss funktionieren, um weiterhin diese führende Rolle einzunehmen.“
Im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums wird regelmäßig die halbjährliche „Gleitende Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr“ erstellt. Erst kürzlich sei hierzu die „Kurzfristprognose Sommer 2010“ für das laufende und das folgende Jahr veröffentlicht worden. Danach werde der Seegüterumschlag in den deutschen Seehäfen 2010 voraussichtlich um rd. 9 % oder 23,6 Mio. t auf 283,1 Mio. t steigen. Damit seien rund 40% des Einbruchs von 2009 aufgeholt.
Bode führt das unter anderem auf die multifunktionale Ausrichtung der niedersächsischen Seehäfen zurück, die eine gewisse Unabhängigkeit bei konjunkturellen Problemen einzelner Branchen sichere. Bode: „Die Hafeninfrastrukturgesellschaft NPorts wird mit Unterstützung der Landesregierung diese Strategie weiterverfolgen und die Infrastruktur in den niedersächsischen Seehäfen in den kommenden Jahren sichern und ausbauen.“ In Niedersachsen seien rund 41.000 Menschen in den Häfen beschäftigt.
Zu den Investitionen des Landes in die niedersächsischen Seehäfen im Einzelnen:
In Emden wurde der Auftrag für das letzte noch fehlende Baulos für die Sanierung der Nesserlander Schleuse erteilt. Sie wird zum Sommer 2013 fertig gestellt sein. Mit der Sanierung der Nesserlander Schleuse investiert NPorts in die Wettbewerbsfähigkeit des Seehafens Emden. Für den gesamten östlichen Hafen sowie den Nord- und den Südkai ist die Straße zum Nordkai von großer Bedeutung. Er ist darüber an das überregionale Straßenverkehrsnetz der Stadt Emden und die A 31 angebunden. Diese Straße wird durch NPorts im nächsten Jahr grundsaniert.
Außerdem geht es bei Niedersachsens größtem Infrastrukturprojekt gut voran: der JadeWeserPort wird zum östlichsten Tiefwasserhafen der Nordrange und damit zu einem Drehkreuz gerade auch für den Verkehr nach Osteuropa werden. Wenn der Hafen im August 2012 in Betrieb geht, wird er bald schon gut ausgelastet sein. Auch für die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Wilhelmshaven stellt der JadeWeserPort eine zentrale Säule dar. Er wird ein wichtiger Impulsgeber sein für weitere Ansiedlungen in Wilhelmshaven. Dabei ist die Einigung, den JWP 2012 nun definitiv in Betrieb zu nehmen, ein wichtiges Signal, das neues Vertrauen in den Standort Wilhelmshaven schaffen kann. Der jetzt verbindliche Inbetriebnahmezeitpunkt ist besonders für die Investoren wichtig, die sich auf der unmittelbar an die Terminalflächen angrenzenden Logistikzone ansiedeln wollen. Der JWP als Hafeninfrastrukturprojekt ist ein bedeutender Bestandteil der Entwicklung der Wirtschaftsachse Küste in Niedersachsen.
Zu den Investitionen in die Häfen gehört darüber hinaus auch der Ausbau der Hafenzufahrten über Ems, Weser und Elbe und eine vernünftige verkehrliche Anbindung der Häfen an das Hinterland. Es besteht allgemeiner Konsens, dass auf das Verkehrswachstum und die größer werdenden Schiffe auch durch eine Anpassung der seewärtigen Zufahrten reagiert werden muss. Solche Anpassungsmaßnahmen sind Standortfaktoren, um die leistungsfähige Anbindung der deutschen Seehäfen und den internationalen Containerverkehr auch in Zukunft sicherzustellen.
Niedersachsen und Hamburg sind sich einig, dass Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens angesichts seiner großen Bedeutung für die wirtschaftliche Situation Norddeutschlands im gemeinsamen Interesse beider Länder liegen. Dabei ist die beantragte weitere Anpassung der Fahrrinne von Unter- und Außenelbe an die Erfordernisse der Containerschifffahrt eine wichtige Maßnahme zur Zukunftssicherung des Hamburger Hafens. Voraussetzung für den weiteren Fahrrinnenausbau ist aber, dass die Deichsicherheit und die Belange von Natur und Umwelt unbedingt gewährleistet werden.
Und auch landseitig gilt es, die Infrastruktur weiter auszubauen, denn die besten Häfen nützen nichts, wenn Güter nicht anständig hin- und abtransportiert werden können. Dabei geht es um Projekte wie die Küstenautobahn A 20, den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Oldenburg-Wilhelmshaven, den Ausbau vorhandener Bahnstrecken insgesamt, die Y-Trasse oder die Erweiterung des Schiffshebewerkes in Scharnebeck.
Regionalpolitische Wirkung der Seehäfen (aktuelle Untersuchung NPorts):
Die Seehäfen stellen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der niedersächsischen Küstenregion dar. Zur Darstellung der regionalwirtschaftlichen Wirkungen der Hafeninvestitionen und der Beschäftigungseffekte wurde eine aktuelle Untersuchung von NPorts in Kooperation mit dem Fachbereich Seefahrt der Jade Hochschule ins Leben gerufen. Die Untersuchung ergab hochgerechnet rd. 41.000 hafenabhängig Beschäftigte in Niedersachsen.
Das sind knapp 7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den niedersächsischen Hafenregionen. Im prozentualen Vergleich der hafenabhängig Beschäftigten zu der Gesamtheit der Beschäftigten der jeweiligen Regionen liegen Emden, Nordenham und Wilhelmshaven deutlich über dem Durchschnitt. Dabei spielen Windenergie und Im- und Export sowohl von Rohstoffen als auch von Automobilen eine große Rolle. Die Hafenregion Emden hat laut dieser Untersuchung rd. 5.700 hafenabhängige Beschäftigte, die vor allem in den Branchen Behörden/Verwaltungen (28%), Automobilhersteller/-exporteur (20%), Offshore Windenergie (20%) arbeiten.