Städtetourismus ist Chance für Niedersachsen
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 09.09.2010 - TOP 28. Antwort von Wirtschaftsminister Jörg Bode auf die mündliche Anfrage der Abgeordneten Dirk Toepffer und Axel Miesner (CDU)
Die Abgeordneten Dirk Toepffer und Axel Miesner (CDU) hatten gefragt:
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es im ersten Halbjahr 2010 47,4 Millionen Übernachtungen in deutschen Städten. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stiegen die Übernachtungszahlen demnach um 9 %.
Die erfreuliche Entwicklung des Städtetourismus im bundesdeutschen Trend lässt sich auch in Niedersachsen ablesen. Der Sparkassenverband Niedersachsen weist in seinem aktuellen Tourismusbarometer Niedersachsen darauf hin, dass die Städte ein Wachstumsmotor im niedersächsischen Tourismus seien. In 21 untersuchten Städten ließ sich ein Wachstum von 29,7 % im gewerblichen Übernachtungstourismus feststellen. Das Bettenangebot stieg demnach um 22,7 %. Die jährlichen touristischen Aufenthaltstage lägen bei etwa 179 Millionen und generierten einen Bruttoumsatz von rund 6,185 Milliarden Euro für die niedersächsische Wirtschaft.
Wir fragen die Landesregierung:
- Wie beurteilt sie die Bedeutung der niedersächsischen Städte für die Tourismuswirtschaft im Land? Welche Umsatz-, Steuer- und Einkommenseffekte wurden durch den Städtetourismus in Niedersachsen im Jahr 2009 erzielt?
- Welche Projekte hat die Landesregierung gefördert bzw. sind geplant, um den Bekanntheitsgrad von niedersächsischen Städten zu befördern und das Image Niedersachsens als Reiseland zu pflegen?
- Welche Maßnahmen tragen aus Sicht der Landesregierung zur Optimierung der touristischen Stadt-Umland-Verflechtung bei?
Der Städtetourismus in Deutschland hat in den vergangenen Jahren stets an Bedeutung gewonnen und wurde von erfreulichen Wachstumsraten begleitet. Dieser Trend konnte auch in Niedersachsen beobachtet werden und belegt sich durch die in den letzten 10 Jahren konstant gestiegenen Übernachtungszahlen in den betrachteten Städten des Sparkassen- Tourismusbarometers Niedersachsen. Fast alle Städte konnten ihr Nachfragevolumen seit 1999 steigern. Auch im ersten Halbjahr 2010 lag der Städtetourismus sowohl bei den Ankünften mit einem Plus von 3,7 % als auch bei den Übernachtungen mit einem Plus von 3,9 % über dem Zuwachs von 2 % im Land insgesamt.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1.:
Der Städtetourismus ist einer der zentralen Motoren des Tourismus in Niedersachsen und hat sich in den letzten Jahren konstant positiv entwickelt. Dabei sind die durch den Städtetourismus ausgelösten wirtschaftlichen Effekte beträchtlich. So resultiert aus der touristischen Nachfrage in den vom Sparkassen-Tourismusbarometer betrachteten niedersächsischen Städten ein Bruttoumsatz von rd. 6.185 Mio. Euro. Der touristische Beitrag zum Steueraufkommen in diesen Städten beläuft sich auf rd. 134 Mio. Euro. Darin enthalten sind die anteilige Umsatzsteuer, die Gewerbe- und Grundsteuer der touristisch relevanten Betriebe sowie die anteilige Lohn- und Einkommensteuer der im Tourismus beschäftigten Personen. Die touristisch bedingten Einkommenseffekte belaufen sich auf 2.660,6 Mio. Euro. Das Einkommen aus der Tourismuswirtschaft liegt pro Jahr und Einwohner der betrachteten Städte bei rd. 1.178 Euro.
Zu 2.:
Von besonderer städtetouristischer Bedeutung sind die im Rahmen der Tourismusförderung mitfinanzierten Projekte Zoo Hannover, Zoo Osnabrück, Varusschlacht Kalkriese, das Museumsprojekt „Maritime Lebenswelten“ in Cuxhaven, der Ausbau der Kunsthalle und des Ostfriesischen Landesmuseums in Emden sowie die touristische Attraktivierung bzw. Erschließung montanhistorischer Anlagen (Rammelsberg, Areal am Pulverhaus) in Goslar.
In wenigen Wochen startet die Tourismusmarketing Niedersachsen als zentrale Marketingorganisation mit den Partnern Braunschweig, Bremerhaven, Celle, Goslar, Göttingen, Hameln, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück, Papenburg, Wilhelmshaven, Wolfenbüttel, Wolfsburg und der Autostadt Wolfsburg eine auf drei Jahre angelegte städtetouristische Kampagne mit dem Motte „Wann ist ihr Leibgericht? Kulinarische Zeitreisen durch Niedersachsens Städte“. Im ersten Jahr der Kampagne konzentrieren sich die Maßnahmen vorrangig auf den Quellmarkt Niedersachsen, dehnen sich danach auf die Metropolregion Hamburg sowie Nordrhein-Westfalen aus, die als weitere Märkte mit hohem Wachstumspotential gelten. Zum Thema „Kulinarik“, verknüpft mit dem Aspekt „Kultur“ wurden thematisch passende Themen-Arrangements entwickelt, die unterstützt durch ein zielgruppenorientiertes Marketing eine „kulinarische Zeitreise“ durch Niedersachsens Städte ermöglichen.
Zu 3.:
Im Interesse der Optimierung der touristischen Stadt-Umland-Verflechtung ist die Verbesserung der Kommunikation und Kooperation der beteiligten Akteure und die daraus entstehende Entwicklung attraktiver touristischer Angebote von entscheidender Bedeutung. Stadt und Umland verfügen über ein unterschiedliches Potenzial an touristischer Attraktivität, welches in Kombination eine Ergänzung des jeweiligen anderen Angebots und im Ergebnis eine Win-win-Situation darstellt.
Artikel-Informationen
erstellt am:
09.09.2010