Geplante Standortschließungen bei der Deutschen Telekom
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 09.12.2010 - TOP 22. Antwort von Wirtschaftsminister Jörg Bode auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Markus Brinkmann (SPD)
Der Abgeordnete Markus Brinkmann (SPD) hatte gefragt:
Die Deutsche Telekom AG beabsichtigt, in Deutschland insgesamt die Zahl ihrer Standorte in den Bereichen Vertrieb und Service sowie IT-Abteilungen drastisch zu reduzieren. Beim Vertrieb und Service sollen 113 Standorte in 58 Städten geschlossen werden, die IT-Standorte/Abteilungen sollen von 96 auf 5 sinken. In Niedersachsen sind hiervon die Standorte in den Städten Aurich, Braunschweig, Göttingen, Oldenburg und Osnabrück betroffen. Insgesamt werden an den vorgenannten Standorten rund 300 Arbeitsplätze in Wegfall geraten.
Die entsprechenden Arbeitsplätze sollen nach den Plänen der Deutschen Telekom künftig an den Standorten Hannover bzw. Münster (NRW) zentralisiert werden.
Ich frage die Landesregierung:
- Wie bewertet die Landesregierung den durch die Deutsche Telekom beabsichtigten Abbau von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen an den vorgenannten Standorten in Niedersachsen, und liegen der Landesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob von den geplanten Maßnahmen der Deutschen Telekom auch Auszubildende bzw. Ausbildungsplätze betroffen sind?
- Welche Initiativen sind seitens der Landesregierung geplant oder gegebenenfalls bereits erfolgt, um den beabsichtigten Abbau von Arbeitsplätzen zu verhindern, und beabsichtigt die Landesregierung, den Vorstoß der rheinland-pfälzischen Landesregierung zu unterstützen und mit einer Bundesratsinitiative den Bund als Hauptaktionär der Deutschen Telekom an seine Verantwortung für die Beschäftigten und ihre Familien zu erinnern?
- Wie hat sich die Zahl der Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze bei der Deutschen Telekom in den Jahren 2003 bis 2010 in Niedersachsen entwickelt?
Die Deutsche Bundespost wurde privatisiert um daraus Unternehmen entstehen zu lassen, die marktgerecht agieren. Die Deutsche Telekom AG ist heute ein am Markt agierendes Unternehmen und hat seine Produkte, Organisationsform und Kostenstruktur nach den Bedingungen des Wettbewerbs auszurichten. Dazu gehört auch das Thema „Reorganisation“. In diesem Zusammenhang ist es grundsätzlich nicht auszuschließen, dass es zu Standortverlagerungen und Personalabbau kommt. Das Interesse der Landesregierung ist, das diese Prozesse nicht einseitig zu Lasten Niedersachsens gehen. Veränderungen sind jedoch unvermeidlich.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1.:
Die Deutsche Telekom teilt auf Nachfrage mit, dass auf Grund betriebswirtschaftlicher Veränderungsprozesse folgende Änderungen geplant sind. Es sollen "Bürogemeinschaften" Telekom eigener Unternehmen zusammen gefasst werden, die bisher aus 2 bis max. 10 Mitarbeitern bestanden. Diese „neuen“ größeren Einheiten werden an weniger Standorten zusammengefasst. Die jetzigen Bürogemeinschaften bestehen teils noch aus den 60er und 70er Jahren aus den Zeiten der Deutschen Bundespost und der Deutschen Bundespost Telekom.
Um die Arbeitsplätze dieser hier betroffenen hochqualifizierten Fachkräfte nachhaltig zu sichern, müssen größere Einheiten geschaffen werden, in denen sowohl der Bereich Fortbildung und die notwendige bessere Zusammenarbeit zu einer effizienteren Arbeitserledigung führen muss.
Nach Auskunft der Deutschen Telekom AG lasse die Wettbewerbssituation auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt hier keinen Spielraum. Weder Auszubildende noch Ausbildungsplätze seien von dieser Maßnahme betroffen.
Zu 2.:
Die Niedersächsische Landesregierung steht in regelmäßigem Austausch mit der Deutschen Telekom AG und fungiert durchaus als Moderator generell und in Einzelfragen zu ganz verschiedenen Angelegenheiten der Niederlassungen in Niedersachsen und deren Mitarbeitern. Wie unter 1. bereits erwähnt, hat das geplante Konzept keinen Arbeitsplatzabbau in Niedersachsen zum Ziel. Jedem Beschäftigten wird am neuen Zielstandort ein gleichwertiger Arbeitsplatz angeboten.
Zur geplanten Bundesratsinitiative aus Rheinland-Pfalz kann sich die Landesregierung erst positionieren, wenn diese vorliegt.
Zu 3.:
Die Deutsche Telekom AG hat zu dieser Frage folgende Auskunft erteilt:
„Es ist erkennbar, dass bei relativ großen Schwankungsbreiten der Anteil an Arbeitsplätzen, bezogen auf Deutschland, relativ gleich geblieben ist. Im Mittel waren und sind etwa 7% der inländischen Arbeitskräfte in Niedersachsen beschäftigt:
2003 2005 2007 2009 2010 |
12263 12068 11325 9462 9125 |
7,1% 7,1% 7,4% 7,3% 7,0%“ |
Die DTAG bildet seit vielen Jahren weit über den eignen Bedarf aus.
Im Mittel waren und sind etwa 5,6 % der inländischen Auszubildenden in Niedersachsen beschäftigt.
2003 2005 2007 2008 2009 2010 |
589 620 673 659 610 548 |
5,3 % 5,4 % 5,8 % 5,8 % 5,8 % 5,5 % |
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erstellt am:
09.12.2010