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2. Mittelständischer Stahlgipfel in Berlin: Landesregierung und niedersächsische Unternehmen fordern Tempo und Verlässlichkeit

Beim 2. Mittelständischen Stahlgipfel in Berlin hat Niedersachsen breite Präsenz gezeigt und wichtige Impulse zur Sicherung der Stahlindustrie gesetzt: Sowohl der Niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies, als auch Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne waren vor in der gastgebenden Sächsischen Landesvertretung vor Ort, ebenso wie Manager der niedersächsischen Stahlunternehmen Georgsmarienhütte Holding und BENTELER Steel/Tube. Zudem nahm der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG, Gunnar Groebler, am Stahlgipfel teil. Ziel war, nach dem konstruktiven 1. Stahlgipfel der Bundesregierung den Handlungsdruck auf den Bund und die EU-Kommission weiter hochzuhalten und dabei die besonderen Herausforderungen für mittelständische Stahlunternehmen im Blick zu behalten.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne: „Die Produktion von Rohstahl geht immer weiter zurück und wird 2025 noch unter den schwachen Kennzahlen des Vorjahres liegen. Wir haben einen enormen Handlungsbedarf und das haben wir bei diesem 2. Stahlgipfel sowohl politisch als auch von Unternehmensseite noch einem sehr deutlich hinterlegt. Die Landesregierung steht hinter den Stahlproduzenten für hochwertige Industriearbeitsplätze in unserem Land. Daher kämpfen wir für kurzfristige Lösungen in der aktuellen Krise und dafür, dass sich die Unternehmen weiter innovativ, klimaneutral und mit einer marktfähigen Produktpalette behaupten können. Wir sehen ganz viel positive Zukunft für den Stahl bei uns in Niedersachsen, wenn wir dem Druck durch die Handelspolitiken der USA und Chinas jetzt standhalten. Dafür müssen wir die Stromkosten wirksam in den Griff bekommen. Insbesondere für die mittelständischen Elektrostahlproduzenten ist das existenzentscheidend. Das Bekenntnis der Koalition in Berlin zum Industriestrompreis ist gut, er muss aber auch wirksam umgesetzt werden und mit anderen Entlastungsmaßnahmen kombinierbar sein. Dafür muss dringend das EU-Beihilferecht angepasst werden, welches viel zu kompliziert und nicht krisentauglich ist. Das gilt auch und insbesondere für die Gültigkeitsdauer der Entlastungen beim Strompreis. Die Unternehmen brauchen Planungssicherheit und das bedeutet mehr als drei Jahre. Und es muss schnell und verlässlich gehandelt werden.“

Gunnar Groebler, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Der mittelständische Stahlgipfel hat unmissverständlich gezeigt: Ohne die Elektrostahlindustrie gibt es keine belastbare industrielle Zukunft für Deutschland. Sie ist das Rückgrat der Kreislaufwirtschaft, schafft Wertschöpfung in den Regionen und sichert direkt mehr als 30.000 Arbeitsplätze. Bricht diese Struktur weg, gerät das gesamte industrielle Gefüge ins Wanken. Deshalb braucht es jetzt entschlossene politische Leitplanken aus Berlin und Brüssel – für international wettbewerbsfähige Energiepreise, für faire Marktbedingungen und für eine verlässliche Versorgung mit hochwertigem Schrott. Zudem kann eine öffentliche Hand, die konsequent CO2-armen Stahl aus Deutschland und der EU einsetzt, für dringend benötigte Konjunkturimpulse sorgen.“

Thomas Michels, Chief Operating Officer (COO) von BENTELER Steel/Tube: „Elektrostahl ist ein strategischer Grundstoff für Energieinfrastruktur, Mobilität und Maschinenbau. Wenn wir diese Kapazitäten verlieren, entstehen neue Abhängigkeiten – und damit das Gegenteil von Resilienz. BENTELER zählt zu den Vorreitern der grünen Transformation: Wir produzieren bereits heute CO₂-reduzierten Stahl im Elektrostahlverfahren. Als Familienunternehmen tragen wir Verantwortung – für industrielle Wertschöpfung, für unsere Mitarbeitenden und für den Klimaschutz. Damit wir diese Verantwortung auch künftig wahrnehmen können und unsere Investitionen Wirkung entfalten, brauchen wir Planungssicherheit und stabile Rahmenbedingungen. Dazu gehören ein wettbewerbsfähiger Industriestrompreis, der schnelle Hochlauf einer verlässlichen Wasserstoff-Infrastruktur sowie ein wirksamer Schutz vor marktverzerrenden Billigimporten – etwa durch eine ambitionierte Umsetzung der EU-Safeguards und einen konsequenten CO₂-Grenzausgleich (CBAM). Bei BENTELER Steel/Tube haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und sind bereit, weiter in die Transformation unserer Werke zu investieren. Doch es braucht jetzt entschlossenes politisches Handeln, um die industrielle Basis zu sichern und die grüne Transformation voranzutreiben.“

In Niedersachsen arbeiten rund 10.000 Menschen direkt in der Stahlindustrie und etwa 350.000 in stahlverarbeitenden Betrieben. Mit einem Anteil von knapp 17 Prozent der deutschen Rohstahl-Gesamtproduktion ist Niedersachsen einer der wichtigsten Stahlstandorte Deutschlands. Die Landesregierung arbeitet mit Unternehmen aus der Branche, den Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden im „Niedersächsischen Stahldialog“ seit Jahren eng zusammen. Der Stahldialog hat sehr frühzeitig auf die aktuellen Probleme aufmerksam gemacht und konkrete Vorschläge gemacht. Diese sind in beiliegendem Papier zusammengefasst.


Artikel-Informationen

erstellt am:
21.11.2025

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