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Ein Jahr D-Ticket: Land, VDV und GVN ziehen Jahresbilanz und bewerten Angebot als Erfolg

Am 1. Mai wird das D-Ticket ein Jahr alt. Und kurz vor diesem Anlass haben VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) und Deutsche Bahn eine Jahresevaluation veröffentlicht.

Die Kernaussagen sind:

Die Akzeptanz des D-Tickets ist hoch. Aktuell besitzen 11,2 Millionen Menschen das Ticket. Über 20 Millionen Menschen hatten ein D-Ticket seit Mai mindestens einen Monat in Besitz. Und es werden weitere Nutzergruppen dazukommen, beispielsweise Studierende, die mit dem Deutschlandsemesterticket bundesweit den Nahverkehr nutzen können.

Das D-Ticket treibt die Digitalisierung des ÖPNV voran, der 53 Prozent der Kunden besitzen es digital auf ihrem Smartphone.

Die Menschen haben eine überwiegend positive Einstellung zum D-Ticket, denn der ÖPNV wird preiswerter und flexibler, die Bedingungen sind klar und einfach, besonders die deutschlandweite Nutzungsmöglichkeit sticht hervor.

D-Ticket-Besitzer nutzen den ÖPNV häufiger. Etwa jeder zweite Deutschland-Ticket Besitzer nutzt den ÖPNV (fast) täglich und damit häufiger als zuvor. D-Ticket-Besitzer fahren deutlich häufiger als ÖPNV-Fahrer mit anderen Tickets – im Durchschnitt 35 Fahrten pro Monat. Mit dem D-Ticket werden häufiger Fahrten mit einer Distanz von über 30 Kilometern unternommen. Unter Bartarif-Umsteigern wird fast jede fünfte D-Ticket Fahrt aus anderen Verkehrsmitteln (vornehmlich Pkw) verlagert.

Das D-Ticket bindet, lädt aber auch zum Ausprobieren ein. 29 Prozent der Befragten besaßen es die vollen acht Monate, auf der anderen Seite kündigen 7 Prozent zum Monatsende.

Dennoch gibt es auch Schwachstellen: In Metropolen und bei Jüngeren ist die Nutzung am höchsten, wohingegen die Nachfrage gering ist, je weniger städtisch der Wohnort ist. Und: Die Nutzerzahl ist laut Evaluation weitgehend abgeschöpft, spätestens wenn die knapp drei Millionen Studierenden auf solidarische D-Tickets gewechselt haben.

Wichtigste Kaufgründe sind die nationale Gültigkeit (40 Prozent) und der günstige Preis (38 Prozent).

Die Nutzer sind im Durchschnitt 49 Jahre und haben ein vergleichsweise geringes Einkommen (35 Prozent unter 2.500 Euro Nettoeinkommen). Sie sind Pendler, die an mehr als vier Tagen in der Woche ins Büro fahren, und wohnen in städtischen Bereichen.

Verkehrsminister Olaf Lies: „Das D-Ticket ist das Instrument, das den ÖPNV revolutioniert hat, und ich habe den Eindruck, dass es schon viel länger als ein Jahr auf dem Markt ist, weil wir so häufig darüber sprechen. Die Nutzerzahlen beweisen, dass das Angebot einen positiven Einfluss auf das Mobilitätsverhalten der Menschen hat. Wir haben ein günstiges Angebot geschaffen, dass merklich ein Baustein der Mobilitätswende, aber auch der Klimawende ist. Wir müssen diesen Erfolg jetzt ganz klar verstetigen. Diesen Auftrag haben uns die Nutzer klar gegeben. Wir haben die Nachfrage mit sehr viel Engagement gesteigert. Nun geht es darum, das Angebot im ÖPNV zu verbessern. Diese Verantwortung müssen Bund und Länder gemeinsam übernehmen.“

Michael Neugebauer, Vorsitzender der VDV-Landesgruppe Niedersachsen/Bremen: „Auch in Niedersachsen ist das Deutschland-Ticket auf der Nachfrageseite ein Erfolg, wie zu erwarten aber nicht aber auf der Einnahmeseite. Durch das stark verbilligte bundesweite ÖPNV-Abo sind Fahrgäste, die wir coronabedingt verloren hatten, zurückgekehrt. Aber die weit überwiegende Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten zahlen mit dem Deutschland-Ticket erheblich weniger als vorher für die Leistungen des ÖPNV. Hinzu kommen Kostensteigerungen für Treibstoffe, Fahrzeuge und im Bereich Personal. Die wirtschaftliche Lage der Branche spitzt sich dadurch dramatisch zu. Soll das Ticket langfristig angeboten werden, benötigen wir auch eine langfristige, auskömmliche Finanzierung. Nicht zuletzt im Verhältnis zwischen Städten, dem Umland und dem ländlichen Raum muss das Land Niedersachsen faire Einnahmeverteilungen finden. Fazit: ein Jahr D-Ticket ist ein wichtiger Geburtstag. Er verdeutlicht aber, dass die Gesamtfinanzierung des ÖPNV gesichert werden muss.“

Rainer Levelink, Vorsitzender der GVN-Fachvereinigung Omnibus und Touristik: „Der GVN gratuliert dem Deutschlandticket recht herzlich. Auch wenn der Weg für die Branche in den kommenden Jahren weiterhin noch sehr kostenintensiv und zeitaufwendig ist, werden die privaten Verkehrsunternehmen das Projekt mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft weiterhin tatkräftig unterstützen, um seinen langfristigen Erfolg zu sichern. Einen guten ÖPNV gibt es nicht zum Nulltarif. Das Deutschlandticket hat seinen Wert und damit den Anspruch auf eine auskömmliche Finanzierung, darüber sollten sich der Bund, die Länder aber auch die Fahrgäste im Klaren sein. Jeder muss an dieser Stelle seiner Verantwortung gerecht werden. Dann klappt es auch dauerhaft mit dem Deutschlandticket – und wir können auch in den kommenden Jahren am 1. Mai einen Geburtstag feiern.“

Das Land Niedersachsen betont gemeinsam mit VDV und GVN aus Anlass des ersten Geburtstags, dass Bund und Länder Rahmenbedingungen für die auskömmliche Finanzierung und eine Preisdynamik ab 2025 festlegen müssen, um das Ticket langfristig zu sichern. Hier muss vor allem der Bund auch seine Hausaufgaben in Sachen Regionalisierungsmitteln nachkommen. Und auch langfristig ist die auskömmliche Finanzierung des ÖPNV eine fair aufzuteilende Gemeinschaftsaufgabe, bei der auch der Bund in der Pflicht ist, für die Sicherheit zu sorgen, dass ein guter ÖPNV in einem Flächenland wie Niedersachsen weiterhin angeboten werden kann.

Artikel-Informationen

erstellt am:
29.04.2024

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