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Eine „Zweite Chance“ zum Berufsabschluss für junge Erwachsene - Wirtschaftsministerium engagiert sich gemeinsam mit BA, UVN und DGB

Mit einem Betrag von bis zu sieben Millionen Euro wird sich das niedersächsische Wirtschaftsministerium für die berufliche Qualifizierung junger Erwachsener engagieren. Unter dem Motto „Die zweite Chance“ werden mit der Summe die Agenturen für Arbeit und Jobcenter unterstützt. Das Ziel: Möglichst viele arbeitslose Frauen und Männer im Alter zwischen 25 und 35 Jahren sollen motiviert werden, eine Berufsausbildung nachzuholen. Ein wesentlicher Baustein der Initiative: Nach dem erfolgreichen Abschluss, zum Beispiel am Ende einer betrieblichen Ausbildung oder einer Umschulungsmaßnahme, wird das Land Niedersachsen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Programmes eine Prämie in Höhe von 1.000 Euro zahlen. „Die zweite Chance“ versteht sich als gemeinsame Initiative des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, der Bundesagentur für Arbeit, der Unternehmerverbände Niedersachsen und des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, wies am Montag vor Journalisten daraufhin, dass zur Zeit in Niedersachsen rund 30.000 junge Erwachsene arbeitslos sind und auch keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. „Angesichts der ständig wachsenden Anforderungen in der Arbeitswelt wird es sehr schwer werden, diese noch recht jungen Erwachsenen in feste Jobs zu vermitteln. Außerdem klagt die Wirtschaft schon heute über einen Mangel an Fachkräften, der noch deutlich zunehmen wird. Wir können es uns vor diesem Hintergrund überhaupt nicht leisten, das vorhandene Potential, das wir im Land haben, brachliegen zu lassen.“

Lies begrüßte es ausdrücklich, dass sich die Agenturen für Arbeit und Jobcenter schon seit Jahresbeginn mit einer besonderen Kampagne für die Berufsausbildung junger Erwachsener engagieren. Allein in Niedersachsen konnten bereits rund 1.000 Frauen und Männer für den Beginn einer Umschulung oder Ausbildung gewonnen werden. Der Minister und die übrigen Beteiligten des Projektes haben nun das Ziel, diese Zahl deutlich auszubauen. „Mindestens 2.500 junge Erwachsene sollen eine Ausbildung nicht nur beginnen, sondern auch erfolgreich abschließen – darum geht es vor allem“, betonte Lies. „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich junge Erwachsene ohne Ausbildung oft lieber mit kurzfristigen Aushilfsjobs über Wasser halten, anstatt einen Berufsabschluss nachzuholen. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir mit unserer Erfolgsprämie genau den richtigen Anreiz setzen, damit diese jungen Frauen und Männer sich einen Ruck geben und dann auch bis zum Ende durchhalten“, erklärte der Minister.

Für die Prämie, die im Erfolgsfall auch den schon bisher gewonnenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Programmes ausgezahlt werden soll, hat das Ministerium 2,5 Millionen Euro vorgesehen. Mit weiteren 4,5 Millionen Euro sollen spezielle Qualifizierungen mit den Schwerpunkten „Aktivierung und Ausbildungsvorbereitung“ sowie „Prüfungsvorbereitung“ finanziert werden. „Wir wollen unser Möglichstes tun, damit diese jungen Erwachsenen, die noch Jahrzehnte ihres Berufslebens vor sich haben, eine zweite Chance bekommen. Und wir wollen gleichzeitig etwas gegen den Fachkräftemangel unternehmen. Ich bedanke mich hier auch ausdrücklich für die Unterstützung der Kammern, die im Bereich der beruflichen Bildung hervorragende Arbeit leisten und sich auch in diesem Projekt sehr stark engagiert haben“, betonte Lies abschließend.

Stellungnahmen der weiteren Beteiligten der Initiative:

Klaus Stietenroth, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit, zog eine positive Zwischenbilanz zu der Initiative, die bundesweit unter dem Motto „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“, steht. Gleichzeitig begrüßte er die Unterstützung des Landes Niedersachsen: „Die Jobcenter und Agenturen für Arbeit haben sich in den vergangenen Monaten stark für die Erstausbildung junger Erwachsener engagiert. Für die Kompetenzfeststellung wurden seit Anfang 2013 rund 28.000 Beratungsgespräche mit Arbeitslosen aus der Altersgruppe 25 bis 35 Jahre geführt. Rund 5.000 junge Erwachsene kommen demnach für eine Qualifizierung bzw. berufliche Erstausbildung infrage. Bereits rund 1.000 junge Arbeitslose konnten zwischenzeitig für eine Umschulung gewonnen werden oder sind in eine betriebliche Ausbildung eingemündet“, berichtete Stietenroth und lobte dabei auch das Engagement der Kammern für die Unterstützung der Akquisition von Umschulplätzen. Seit Jahresbeginn wurden von den Agenturen für Arbeit und Jobcentern bei Unternehmen rund 1.600 betriebliche Umschulungsplätze eingeworben. Die flankierenden Instrumente des Landes für die Initiative kommen jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt. Sie werden einen zusätzlichen Schub bringen“, erklärte Stietenroth.

Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, begrüßt die Initiative der Bundesagentur für Arbeit und die flankierenden Maßnahmen des Landes: „Umschulung ist ein bekanntes und bewährtes Instrument, das viele Unternehmen bereits praktizieren. Das laufende Projekt „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“ und die gemeinsame Landesinitiative „Zweite Chance“ setzen hier an, machen weitere Unternehmen auf dieses noch weitestgehend unerschlossene Erwerbspotential aufmerksam und prüfen die Befähigung der potenziellen Auszubildenden. Umschulung ist eine Chance für junge Arbeitslose und Unternehmen. Deshalb ist es für Unternehmen auch besonders wichtig, dass die Agenturen für Arbeit die Möglichkeit nutzen, für Berufe zu werben, die weniger häufig von jungen Menschen angewählt werden. Gerade hier herrscht der Mangel. Hinzu kommt, dass der Arbeitgeberservice als direkter Ansprechpartner zur Verfügung steht. Es ist schon eine andere Aufgabe, z.B. einen 29-Jährigen zum Lernen zu motivieren als einen Jugendlichen, für den die Ausbildung zum Selbstverständnis gehört. Da braucht es zielgerichtete und begleitende Beratung auch für Arbeitgeber", so Müller.

Hartmut Tölle, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Niedersachsen, unterstützt die Qualifizierungsoffensive: „Diese Initiative ist richtig, weil sie Menschen ohne Berufsabschluss eine wichtige Chance bietet. Wer keine anerkannte Ausbildung hat, landet oft in prekären Jobs oder wird arbeitslos." In Niedersachsen sei das Problem besonders groß, darauf hätten die Gewerkschaften seit Jahren hingewiesen, sagte der DGB-Vertreter. Die alte Landesregierung habe es leider versäumt, tragfähige Konzepte vorzulegen, bedauerte er: „Vor dem Hintergrund der Debatte um zukünftigen Fachkräftemangel ist dieses Programm genau der richtige Ansatz, dieses große Potential an zukünftigen Fachkräften zu nutzen."

Die neue Landesregierung müsse nun die Maßnahmen in enger Abstimmung mit den Sozialpartnern und der Bundesagentur für Arbeit entwickeln und durchführen, so Hartmut Tölle: „Im Zentrum der Initiative muss der Erwerb von Berufsabschlüssen mit guten Perspektiven stehen. Die Betroffenen dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Sie brauchen eine gute Ausbildung, die den gesetzlichen Vorgaben und tariflichen Regelungen bezüglich Entgelt, Betreuung, Ausbildungsplänen und Arbeitszeiten entspricht."

Zusätzliche Fakten:

  • 2011 war die Arbeitslosenquote bei ungelernten Personen bundesweit mit 19,6 % fast viermal so hoch wie bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung.
  • In Niedersachsen gibt es rund 30.000 arbeitslose junge Erwachsene im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Über 90 Prozent dieser Personengruppe befinden sich im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) und werden von den örtlichen Jobcentern betreut.
  • Vor diesem Hintergrund haben das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und die Bundesagentur für Arbeit das Projekt „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“ initiiert. Das Projekt wird aus dem Eingliederungsbudget der Jobcenter und Agenturen für Arbeit finanziert.
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Artikel-Informationen

erstellt am:
17.06.2013
zuletzt aktualisiert am:
18.06.2013

Ansprechpartner/in:
Herr Stefan Wittke

Nds. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung
Pressesprecher
Friedrichswall 1
30159 Hannover
Tel: (0511) 120-5427
Fax: (0511) 120-995427

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