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Akzeptanz der Bahnpendler zwischen Soltau und Hamburg kein Maßstab für Fahrplangestaltung?

Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 14.05.2009 - TOP 32


Der Abgeordnete Enno Hagenah (GRÜNE) hatte gefragt:

Die in Soltau und Umgebung lebenden Berufspendler nach Hamburg kommen seit dem Fahrplanwechsel Ende 2008 bei Abfahrt in Hamburg um 18:37 Uhr laut Fahrplan erst um 20:01 Uhr in Soltau an, also ca. 20 Minuten später als vorher. Da die Regionalbahn in Buchholz wegen der Eingleisigkeit der Strecke nur sehr kurze Zeit auf den 18:37-Metronom aus Hamburg wartet, kann selbst dieser späte Anschluss häufig nicht gehalten werden. In diesen Fällen kommen die Pendler, die 18:37 Uhr in Hamburg abgefahren sind, erst um 21:40 Uhr in Soltau an.

Vor dem Fahrplanwechsel konnten die Pendler für ihre Heimfahrt von Hamburg nach Soltau den Zug ab Hamburg Hauptbahnhof um 18:15 Uhr nutzen. Seit Ende 2008 besteht die Verbindung nach Soltau mit Umstieg in Buchholz erst mit dem um 18:37 Uhr in Hamburg Hauptbahnhof abfahrenden Metronom.

Wegen der späteren Verbindung und der erheblichen Anschlussschwierigkeiten sind viele betroffene Bahnkunden unzufrieden. Einige sind bereits ganz auf das Auto umgestiegen. Andere haben ihren Unmut in einer Unterschriftenaktion dokumentiert.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

  1. Weshalb setzt sich die Landesnahverkehrsgesellschaft über Bedürfnisse einer Zielgruppe, die bisher mit dem Pkw nach Tostedt oder Buchholz anreist, um den Zug nach Hamburg pünktlich zu erreichen, hinweg und verzichtet hier auf positives Marketing und die Ermittlung von Kundenwünschen?
  2. Wie oft hat es seit dem Fahrplanwechsel Ende 2008 Verspätungen des 18:37-Metronoms gegeben, sodass die verbundene Regionalbahn nach Soltau nicht erreicht werden konnte?
  3. Welche Konsequenzen werden aus den vorgebrachten Beschwerden und gegebenenfalls aus den Untersuchungsergebnissen für den nächsten Fahrplan gezogen?

Verkehrsminister Dr. Philipp Rösler beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember letzten Jahres hat sich die Fahrplangestaltung auf der "Heidebahn" zwischen Buchholz und Soltau geändert. Dabei hat das Land die Wünsche der Nahverkehrskunden, in dieem Fall der Berufspendler aus der Heideregion und aus dem Raum Soltau nach Hamburg, sehr wohl im Blick.

Für diese Kundengruppe war das Fahrtenangebot nachmittags zurück Richtung Soltau bislang unbefriedigend. Von den vier in der Hauptverkehrszeit nachmittags in Buchholz beginnenden Zügen endeten zwei bereits in Schneverdingen, erreichten Soltau also gar nicht. Die beiden anderen Züge fuhren zwar bis Soltau durch, auf Grund der Eingleisigkeit der Strecke mussten diese Züge aber in Schneverdingen Gegenzüge abwarten. Dadurch entstanden Wartezeiten von 12 bzw. 18 Minuten.

Dieses hat Kunden und Landesnahverkehrsgesellschaft nicht zufrieden gestellt. Zum Fahrplanwechsel im Dezember wurde deshalb ein neues Angebotskonzept auf den Weg gebracht. Dieses neue Konzept hat zum Ergebnis, dass die Standzeiten der beiden bis Soltau fahrenden Züge drastisch reduziert werden konnten. In einem Fall von 18 auf 8 Minuten, im anderen Fall konnte der kreuzungsbedingte Aufenthalt völlig entfallen; möglich wurde dieses durch die Verlegung der Abfahrtzeit in Buchholz (von 18.43 auf 19.09 Uhr).

Diese Verlegung führt dazu, dass der Anschluss aus Hamburg nicht mehr durch den "Metronom", sondern den "MetronomRegional" hergestellt wird. Zwar bedient der "MetronomRegional"-Zug zusätzliche Unterwegshalte, die Fahrzeit von Hamburg nach Soltau verkürzt sich durch den Wegfall des Kreuzungsaufenthaltes dennoch um 7 Minuten!

Darüber hinaus fährt seit Dezember nachmittags der bisher in Schneverdingen endende Zug bis Soltau. Den Pendler wird also eine zusätzliche Verbindung von Hamburg nach Soltau an neu angeboten.

Dieses vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

zu 1.:

Mit dem Wegfall oder der deutlichen Reduzierung der Kreuzungsaufenthalte und damit der spürbaren Verkürzung der Reisezeiten von Hamburg nach Soltau sowie der Einrichtung einer weiteren Zugverbindung hat die Landesnahverkehrsgesellschaft die Kundenwünsche getroffen. Die Zählungen bestätigen dieses: Es sitzen heute mehr Fahrgäste in den Zügen als noch im letzten Jahr.

Das Verkehrsgewerbe hat in ganz Deutschland, und so auch in Niedersachsen, nicht nur den Konjunktureinbruch, sondern zusätzlich die Erhöhung der Lkw- Maut seit dem 1. Januar 2009 zu verkraften. Eine Erhöhung, die – und das wurde von Niedersachsen immer gesagt - zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kommt. Niedersachsen hat konsequent im Bundesrat gegen die Mauterhöhung gestimmt, Bundesverkehrsminister Tiefensee war aber von dieser weiteren Erschwernis für das Güterkraftverkehrsgewerbe nicht abzubringen.

Fakt ist, dass die Belastungen des Verkehrsgewerbes Bundesthemen sind. Den Verkehrsministern der Länder ist es auf der letzten Konferenz im April 2009 in Erfurt gelungen, den Bund davon zu überzeugen, dass Gespräche mit dem Verkehrsgewerbe geführt werden müssen. Gespräche, um gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen zu finden, unter anderem für ein praxisnahes Antrags- und Auszahlungsverfahren der de-minimis-Mittel. Es ist nicht allein mit der Bereitstellung der Harmonisierungsmittel getan, das Gewerbe muss auch unter zumutbaren Bedingungen die Gelder abrufen können. Die ersten Gespräche unter Beteiligung der Länder haben bereits stattgefunden. Was produziert und gehandelt wird, muss auch transportiert werden. Deshalb wird das Konjunkturprogramm zusammen mit den flankierenden Maßnahmen des Landes auch dem Verkehrsgewerbe helfen.

zu 2.:

Hierzu liegen nur vorläufige Angaben vor. Danach konnte im Zeitraum vom 14. Dezember letzten Jahres, dem Fahrplanwechsel, bis zum 05. Mai diesen Jahres auf Grund von Verspätungen des "MetronomRegional" Zuges, der in Hamburg um 18.37 Uhr startet, vermutlich neun Mal der Anschlusszug in Buchholz nicht erreicht werden.

Die Verspätungsanfälligkeit des "Metronom"-Zuges ist auch aus Sicht des Landes über Gebühr hoch.

Allerdings gibt es dafür nachvollziehbare Gründe: Wegen der Sperrung der Strecke Hamburg – Berlin werden seit März die ICE-Züge Hamburg – Berlin über Hamburg-Harburg und Uelzen umgeleitet. Dadurch wird die bisher schon hoch belastete Strecke vom Hamburger Hauptbahnhof Richtung Süden zusätzlich belastet. Die geringste Störung im Betriebsablauf überträgt sich damit domino-artig auf die nachfolgenden Züge - auch die "Metronom"-Züge. Mit Wiederinbetriebnahme der Strecke Hamburg – Berlin im Juni sollte die Pünktlichkeit der "Metronom"-Züge wieder steigen und damit die Reisekette in die Heide wieder zuverlässig funktionieren.

zu 3.:

Die Zählungen zeigen, dass die Weichen richtig gestellt sind.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
15.05.2009
zuletzt aktualisiert am:
19.03.2010

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