Flüsterasphalt
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 28.08.2009 - TOP 28
Die Abgeordnete Gabriela König (FDP) hatte gefragt:
Ursprünglich wurde offenporiger Asphalt in den USA als sogenannter Dränasphalt für Deckschichten auf Flugplätzen hergestellt. Das Bestreben war, das Wasser aus der Kontaktzone Reifen/Fahrbahn fernzuhalten, wobei auf den Start- und Landebahnen der Griffigkeit vorrangige Bedeutung zugeordnet war. Die offenporigen Asphaltdeckschichten wurden weiterentwickelt, damit sie aufgrund einer verbesserten Dränage ein noch höheres Maß an Verkehrssicherheit gewährleisten können. Im Vordergrund stand hier die Vermeidung von Sprühfahnen, die die Sicht erheblich beeinträchtigen können.
Die gestiegenen Forderungen nach lärmmindernden Asphaltbelägen im Straßenbau führten dann zu einer anderweitigen Nutzung der Erfahrungen, die mit dem Dränasphalt gemacht worden waren. Dieser wurde zu Flüsterasphalt weiterentwickelt und kann Verkehrslärm bereits an der Entstehungsquelle verhindern oder zumindest wesentlich dämpfen.
Gegen eine grundsätzliche Verwendung des Flüsterasphalts im Straßenbau sprachen in der Vergangenheit zum einen die höheren Kosten, zum anderen das Argument, dass die Poren des Asphalts schnell verstopfen und der Effekt verpufft.
Ich frage die Landesregierung:
- Existieren Studien über die tatsächliche Wirksamkeit des Flüsterasphalts in den Bereichen Lärm- und Unfallvermeidung, und wenn ja, was sagen diese Studien aus?
- Ist die Verwendung von Flüsterasphalt beim Bau nach wie vor teurer, und wenn ja, wie groß ist der Preisunterschied?
- Inwieweit werden durch Flüsterasphalt besondere Ansprüche an Pflege und Unterhalt der jeweiligen Streckenabschnitte entstehen?
Die Forschung im Bereich der Straßenbautechnik ist ein kontinuierlicher Prozess. Ein wichtiges Kriterium ist der Nachweis der Bewährung in Form von Versuchs- und Erprobungsstrecken. Seit etwa 20 Jahren gibt es in Deutschland Erfahrungen mit Strecken, die in offenporigen Asphaltbauweisen (OPA) ausgeführt sind. In den vergangenen Jahren wurde dazu eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien erarbeitet. Die Ergebnisse aller Studien wurden in Statuspapieren der Bundesanstalt für Straßenwesen (bast) und in Merkblättern der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) ausgewertet und veröffentlicht. Letztlich wurde am 01.01.2009 durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) der einlagige offenporige Asphalt zur Regelbauweise nach ZTV Asphalt.
Verkehrsminister Dr. Philipp Rösler beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1:
Erkenntnisse aus der Forschung werden in Allgemeine Rundschreiben (ARS) des Bundes eingearbeitet und sind von den Ländern für Bundesfernstraßen anzuwenden. So flossen die Forschungsergebnisse mit Einführung durch das BMVBS als Fahrbahnoberflächen-Korrekturwert (DStrO) von -5 dB(A) für einschichtige offenporige Asphaltdeckschichten in die Richtlinien für den Lärmschutz ein. Des Weiteren wurde einem offenporigen Asphalt eine akustische Lebensdauer von mindesten 8 Jahre zugewiesen. Zur Unfallvermeidung durch OPA wurden bisher keine Aussagen getroffen.
Zu 2:
Ja, die Herstellungskosten einer offenporigen Asphaltdeckschicht sind höher als die Herstellungskosten für z. B. eine Splittmastixdeckschicht (SMA).
Der Preisunterschied beträgt ca. 30 %.
Zu 3:
Ziel von Unterhaltung und Winterdienst ist die ständige Gewährleistung der Verkehrssicherheit der Straße. Materialbedingt erfolgt die Selbstreinigung des offenporigen Asphalts durch Sog der Reifen im Bereich der Rollspuren. In den Rand- und Standstreifen werden Ablagerungen durch Niederdruckreinigung einschließlich Absaugung beseitigt.
Durch die offenporige Struktur neigt der OPA zu rascherem Ansetzen von Schnee und Eis, woraus folgende Winterdienst-Maßnahmen resultieren:
- Früheres Ausrücken und Präventivbehandlung mit Flüssigtaumitteln
- Erhöhte Fahrtenanzahl der Streudienste
Darüber hinaus ist der OPA anfälliger gegen mechanische Beschädigung z. B. beim Lösen der Lauffläche eines LKW-Reifens und dem anschließenden Ausrollen auf den Felgen.
Artikel-Informationen
erstellt am:
28.08.2009
zuletzt aktualisiert am:
19.03.2010