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Unternehmensgründungen in Niedersachsen

Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 21.01.2010 - TOP 23


Die Abgeordnete Ursula Weisser-Roelle (LINKE) hatte gefragt:

Nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Wiesbaden, vom 3. November 2009 sei im Jahr 2008 die Anzahl der Unternehmensgründungen in Deutschland 7 % hinter dem Wert des Vorjahres gewesen. Damit sei diese Anzahl zum vierten Mal in Folge gesunken. Mit 206 000 Firmengründungen im Jahr 2008 sei dies der niedrigste Wert seit der staatlichen Einheit.

Von den großen Wirtschaftsbereichen seien im Jahr 2008 der Bausektor und der Handel am stärksten betroffen gewesen. Dagegen sei in den Wirtschaftszweigen Maschinenbau sowie Mess- und Steuertechnik noch eine positive Entwicklung der Gründungstätigkeit zu verzeichnen gewesen.

Der deutliche Rückgang der Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland im Jahr 2008 sei im Wesentlichen auf zwei Entwicklungen zurückzuführen. So habe die zunehmende Verschlechterung des konjunkturellen Umfelds die Anzahl der sogenannten chancenorientierten Gründungen erheblich reduziert. Auch vermehrte Gründungen "aus der Not" heraus seien im Jahr 2008, anders als in den früheren Jahren, nicht erfolgt. Denn erst im Laufe des Jahres 2009 habe die Krise auch auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen, sodass die normalerweise bei steigenden Arbeitslosenzahlen zu beobachtende stärkere Gründungsdynamik noch nicht eingesetzt habe.

Von dem Rückgang der Gründungstätigkeit seien nahezu alle Branchen betroffen gewesen. Im produzierenden Gewerbe sei die Anzahl der Gründungen um 10 % gesunken. Dies sei vor allem auf die Entwicklung des Bausektors zurückzuführen, der die Anzahl der Gründungen im produzierenden Gewerbe dominiere. Gegenüber dem Vorjahr seien im Bausektor 15 % weniger Unternehmen gegründet worden. Mit einem Rückgang von 11 % habe der Handel den zweitstärksten Rückgang zu verkraften gehabt.

Ich frage die Landesregierung:

  1. Wie hoch war die Zahl der Firmenneugründungen in Niedersachsen in den Jahren 2005, 2006, 2007 und 2008?
  2. In welchen Zweigen der niedersächsischen Wirtschaft war die Zahl der Firmengründungen in diesen Jahren rückläufig?
  3. Welche Maßnahmen wird die Landesregierung ergreifen, um Firmengründungen in Niedersachsen anhaltend attraktiver zu machen?

Wirtschaftsminister Jörg Bode beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:

Die Ermittlung von verlässlichen Zahlen im Gründungsbereich ist durch verschiedene Datenquellen und unterschiedliche Ausgangsdatenlagen differenziert zu sehen. Im Folgenden werden für die Entwicklung auf Bundesebene die Erhebungen des Institutes für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) herangezogen, die ihrerseits auf Meldungen der einzelnen Bundesländer basieren. Für die Entwicklung in Niedersachsen werden die Daten des Nds. Landesbetriebs für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN) zu Grunde gelegt.

Nach Erhebungen des IfM verläuft die Anzahl der Existenzgründungen sowohl auf Bundes- wie auch auf Länderebene seit 2004 rückläufig. Die Entwicklung in Niedersachsen folgt hierbei dem Bundestrend.

Um diesem Trend entgegen zu wirken und die Gründungsintensität zu erhöhen, hat das Niedersächsische Wirtschaftsministerium im August 2009 die Initiative "Gründerfreundliches Niedersachsen" gestartet. Näheres geht aus der Antwort auf die Frage 3 hervor.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wir folgt:

Zu 1:
Im Jahr 2008 erfolgten nach Erhebungen des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik (LSKN) in Niedersachsen 70.636 Gewerbeanmeldungen. In 2007 waren es 73.703, in 2006 76.736, in 2005 77.461 Gewerbeanmeldungen. Diese Zahlen umfassen allerdings auch sogenannte "unechte" Gewerbeanmeldungen, wie u. a. die Ummeldung oder den Zuzug eines bereits bestehenden Betriebes oder die Gründung einer unselbständigen Zweitniederlassung.

Die Zahl der echten Neugründungen entwickelte sich in Niedersachsen wie folgt:

2008: 33.886; 2007: 36.947; 2006: 40.958; 2005: 44.260.

Auf Bundesebene stellen sich die Zahlen wie folgt dar:

2008: 399.434; 2007: 425.792¸2006: 471.249; 2005: 495.500.

Die für das erste Halbjahr 2009 im Vergleich zum Halbjahresstand 2008 vorliegenden Zahlen deuten sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene auf eine leichte Entspannung hin. Mit 17.818 Existenzgründungen in Niedersachsen (207.940 im Bund) im Vergleich zu 17.758 (207.610 im Bund) im Vergleichszeitraum 2008 stiegen diese immerhin leicht um 60 bzw. 0,37 % (Bund: + 330 bzw. + 0,16 %) an.

Zu 2:
Ein Rückgang an Existenzgründungen in Niedersachsen ist in nahezu allen Branchen erkennbar. Eine Ausnahme bildet hier das Kredit- und Versicherungsgewerbe. Hier ergab sich, erstmals seit 2004, in 2008 wieder ein Anstieg in Vergleich zum Vorjahr in Höhe von 8,06 %.

Im Einzelnen entwickelte sich die Zahl der Existenzgründungen in den Hauptbranchen wie folgt:

Existenzgründungen in den Branchen:
(ohne Automatenaufsteller und Reisegewerbe)

Jahr 2005 2006 2007 2008
Handel, Instandhaltung u. Rep. v. Kfz. u.
Gebrauchsgütern
11.549 10.226 9.036 7.967
Baugewerbe 5.507 5.281 4.526 4.011
Gastgewerbe 4.495 4.457 4.204 3.994
Kredit- und Versicherungsgewerbe 2.505 2.334 1.688 1.824
Verarbeitendes Gewerbe einschl. Maschinenbau
Medizin-, Mess- und Steuertechnik
1.684 1.672 1.443 1.262
Land- und Forstwirtschaft 1.393 1.331 1.311 670

Den stärksten Rückgang verzeichnete die Land- und Forstwirtschaft. Dort ergab sich eine Verringerung der Existenzgründungen in 2008 um 48,89 % (641) im Vergleich zu 2007.

Im Verarbeitenden Gewerbe einschließlich der Wirtschaftszweige Maschinenbau, Mess- und Steuertechnik erfolgten in 2008 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 12,54 % (181) weniger Existenzgründungen.

Mit einem Rückgang von 11,83 % (1069) folgt der Handel (Handel, Instandhaltung u. Rep. v. Kfz. u. Gebrauchsgütern).

Im Baugewerbe ist in Niedersachsen ein Rückgang zum Vorjahr in Höhe von 11,38 % (515) zu verzeichnen, damit ein Wert etwas unter dem bundesweiten Schnitt von minus 15 % an Unternehmensgründungen im Bausektor nach den Erhebungen des ZEW.

Eine Verringerung von 5% (210) entfällt auf das Gastgewerbe.

Zu 3:
Wichtige Einflussfaktoren auf die Gründungsintensität sind steuerrechtliche und andere wirtschaftsrechtliche Rahmenbedingungen, die durch die Bundes- und Europaebene gesetzt werden. Unabhängig davon hat das Niedersächsische Wirtschaftsministerium hat im August 2009 die Initiative "Gründerfreundliches Niedersachsen" gestartet, um Existenzgründerinnen und -gründer in Niedersachsen verstärkt zu unterstützen.

Gemeinsam mit am Gründungsgeschehen beteiligten Organisationen soll eine stärkere Bündelung und Publikation des vorhandenen Angebots im Gründungsbereich erreicht werden. Durch die Vernetzung und Abstimmung der Partner untereinander wird zukünftig der Überblick über die regionalen Beratungs-, Förder- und Unterstützungsangebote erleichtert und so die Erschließung neuer Märkte und Dienstleistungen ermöglicht.

Zugleich sollen wichtige Impulse vermittelt werden, um Mut zu machen für den Weg in die eigene Selbstständigkeit. Bewährte und neue Instrumente der Gründungsförderung in Niedersachsen unterstützen die Suche nach neuen Perspektiven wie die der eigenen Existenzgründung, gerade unter dem Eindruck der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.

Hierzu wurden verschiedene Förderprogramme entwickelt, um alle Zielgruppen von Gründerinnen und Gründern - ob aus der Arbeitslosigkeit heraus oder frisch von der Uni - von der Idee zur Gründung über den Start in die Selbständigkeit bis in die oftmals schwierige Nachgründungsphase zu unterstützen.

Diese reichen von der Förderung von Juniorfirmen, der Unterstützung wissensbasierter, innovativer Existenzgründungen direkt aus den Hochschulen heraus über Gründungsberatungsangebote für Migranten, der Veranstaltung von Unternehmerinnenkongressen zur Netzwerkpflege bis hin zu speziellen Coaching-Förderangeboten im Vorgründungsbereich, insbesondere für arbeitslose Gründerinnen und Gründer. Zudem stehen verschiedene finanzielle Hilfen zur Verfügung, die Unternehmen in die Lage versetzen sollen, ihre finanziellen Spielräume durch Zuschüsse oder Darlehen zu erweitern.

Korrespondierend wurde ein Internetportal entwickelt, das Gründerinnen und Gründern bei ihrem jeweiligen Gründungs- bzw. Nachfolgevorhaben wertvolle Unterstützung bieten soll.

Unter www.gruenderfreundliches.niedersachsen.de sind zielgruppenspezifische Informationen, Unterstützungsangebote und Kontaktdaten von Anlaufstellen für Unternehmerinnen, Migrantinnen und Migranten, Gründerinnen und Gründer aus Hochschulen sowie für Schülerfirmen abrufbar.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
21.01.2010
zuletzt aktualisiert am:
19.03.2010

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