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erstellt am:
04.09.2017
Ansprechpartner/in:
Pressesprecher: Christian Haegele und Sabine Schlemmer-Kaune
Drei Jahre nach dem Start der Fachkräfteinitiative Niedersachsen hat die Landesregierung heute in Hannover eine positive Bilanz gezogen. Unter der Leitung von Wirtschaftsminister Olaf Lies kamen Sozialministerin Cornelia Rundt, Kultusministerin Frauke Heiligenstadt und Andrea Hoops, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kultur,mit den Spitzenvertretern der Arbeitsmarktpartner (u. a. Arbeitgeberverbände, Kammern, Gewerkschaften sowie die Bundesagentur für Arbeit) zusammen. Einigkeit bestand darin, dass der niedersächsische Arbeitsmarkt aktuell in sehr guter Verfassung ist. Dennoch spüren immer mehr Unternehmen in Niedersachsen, dass qualifizierte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt knapp werden. Vor diesem Hintergrund sei eine Fortsetzung der Fachkräfteinitiative Niedersachsen unerlässlich, sagte Lies.
Wirtschaftsminister Olaf Lies erklärte: „Wir haben in den letzten drei Jahren sehr viel erreicht. Mit unseren Partnern ist es uns gelungen, dem in vielen Branchen vorhandenen oder drohenden Fachkräftemangel entschieden zu begegnen. Vier Millionen Menschen sind bei uns im Land mittlerweile erwerbstätig, davon 2,82 Millionen sozialversicherungspflichtig. Das ist ein historischer Höchststand. Insbesondere die Beschäftigungsquoten von Frauen und Älteren sind erneut angestiegen. Fortschritte sind auch bei der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte erreicht worden. Auch die Weiterbildungsbeteiligung ist auf einem Höchststand. Und auch die Entwicklung bei der Zahl der MINT-Studierenden ist gestiegen. Das ist erfreulich und dennoch gilt: Trotz der hohen Zuwanderung der vergangenen Jahre, werden dem niedersächsischen Arbeitsmarkt bis 2030 etwa 400.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter nicht mehr zur Verfügung stehen. Insofern wird der demographische Wandel seine volle Schlagkraft erst in den nächsten Jahren entwickeln. Damit der Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse wird, müssen wir weiterhin großen bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Anstrengungen unternehmen. Insbesondere werden neue Qualifizierungskonzepte für junge Menschen aber auch für alternde, schrumpfende Belegschaften ein wichtiger Schlüssel für die künftige Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft sein.“ Wirtschaftsminister Olaf Lies forderte die Unternehmerinnen und Unternehmer auf, verstärkt auch Teilzeitbeschäftigten und Minijobbern eine Chance zu geben. „Allein in Niedersachsen wollen 270.000 Teilzeitbeschäftigte mehr Stunden arbeiten, gleiches gilt für die zahlreichen Minijobber. Hier ist die Wirtschaft gefragt, Potenziale zu erkennen und zu nutzen“, sagte Lies.
Gemeinsam mit Kultusministerin Frauke Heiligenstadt stellte Minister Olaf Lies, das neue Modellprojekt „Lernen und Arbeiten 4.0 in der Berufsausbildung“ vor. Die Landesregierung stellt hierfür 500.000 Euro zur Verfügung. Kultusministerin Frauke Heiligenstadt: „Die Arbeitswelt 4.0 stellt neue Anforderungen an die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler in unseren berufsbildenden Schulen. Das Land Niedersachsen hat daher im vergangenen Jahr das Leuchtturmprojekt zur Digitalisierung in der Arbeits- und Berufswelt BBS fit für 4.0 an den Start gebracht. Dieses haben wir nun konsequent weiterentwickelt“, erläutert Kultusministerin Heiligenstadt. Im Mittelpunkt stehen die Themen Lernen und Arbeiten 4.0 sowie der Erwerb berufsübergreifender digitaler Kompetenzen. „Wir freuen uns, dass wir ab diesem Schuljahr vier weitere berufsbildende Schulen mit kaufmännischen und gewerblich-technischen Ausbildungsgängen an den beiden Standorten Lüneburg und Wolfsburg dabei unterstützen können, sogenannte smart factories einzurichten. In der smart factory werden sie ihre Auszubildenden zukünftig in einer hoch modernen Ausbildungsumgebung auf die Anforderungen der digitalen Wirtschaft vorbereiten können.“ Smart factories sind Lernwerkstätten, die an realen Produktionsbedingungen und Fertigungsumgebungen moderner, digital arbeitender Betriebe ausgerichtet sind. Sie geben den Auszubildenden Einblicke in die Arbeits- und Berufswelt 4.0 und vermitteln Kenntnisse über digitale Produktionsabläufe. Die Landesregierung fördert die Einrichtung von smart factories an den beiden Standorten Lüneburg und Wolfsburg mit jeweils 250.000 Euro. An vier weiteren Standorten in Niedersachsen – Emden, Osnabrück, Neustadt am Rübenberge und Goslar – arbeiten bereits sieben berufsbildende Schulen in smart factories.
Sozialministerin Cornelia Rundt betonte:„Fachkräfte für unseren Arbeitsmarkt zu gewinnen und zu halten, wird uns als Zukunftsthema auch in den nächsten Jahren fordern. Die Fachkräfteinitiative war daher die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Als Gleichstellungs-, Migrations- und Sozialministerin seien ihr dabei drei Kernpunkte besonders wichtig, so Ministerin Rundt: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen und sie auch für die sogenannten MINT-Berufe zu interessieren, die Beschäftigungsquote von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu steigern sowie die Fachkräfte für das Berufsfeld der Pflege und anderer sozialer und Gesundheitsberufezu begeistern. „Hier sind wir insgesamt bereits auf einem guten Weg. Durch eine Vielzahl von Maßnahmen, von der frühkindlichen Bildung bis zu gendergerechten Bildungsangeboten, führen wir Mädchen und junge Frauen an duale Berufsausbildungen oder Studiengänge des MINT-Bereichs heran. Wir stärken die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, damit Frauen sich nicht für das eine oder das andere entscheiden müssen. Erfreulich ist auch, dass der Beschäftigungsanteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte von 53,1 Prozent im Jahr 2005 auf 63,1 Prozent im 2016 angestiegen ist“, sagte Ministerin Rundt, im gleichen Zeitraum sei der Erwerbslosenanteil bei Migrantinnen und Migranten von 12,3 Prozent auf 5,1 Prozent gesunken. „Die Fachkräftegewinnung in der Pflege zeigt ebenfalls einen positiven Trend auf: Die Zahlen der Schülerinnen und Schülern in der Altenpflege haben im Vergleich zu 2015 deutlich zugelegt.Auch die Zahl der erteilten Berufsurkunden in Pflegeberufen hat im Jahr 2016 weiter zugenommen und sogar erstmals die 5.000er-Marke überschritten.“ Ministerin Rundt zieht insgesamt eine positive Bilanz: „Wir haben viel erreicht und das gilt es nun, mit vereinten Kräften fortzusetzen.“
Staatssekretärin Andrea Hoops: „Die Förderung von Studierenden in den Fächergruppen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) leistet einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung. Dafür ist es wichtig, junge Menschen für die MINT-Fächer zu begeistern und auf ihrem Weg zum Studienerfolg zu unterstützen. Gemeinsam mit den Hochschulen hat die Landesregierung in der MINT-Vereinbarung vom 29.05.2017 ein ganzes Paket an konkreten Maßnahmen zur Stärkung der Studienorientierung und Steigerung des Studienerfolgs entwickelt. Diese in dieser Form bundesweit einzigartige Vereinbarung setzt einen für alle verpflichtenden Standard, auf den sich die Studierenden verlassen können. Gebündelt werden die Maßnahmen in unserer Initiative „MINT in Niedersachsen – Dein Studium. Deine Perspektiven.“. Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Seit dem Wintersemester 2006/2007 konnte die Zahl der MINT-Studierenden in Niedersachsen bereits um über 60 Prozent auf 82.000 Studierende gesteigert werden.“
Hintergrund:
Die Fachkräfteinitiative ist am 8. Juli 2014 von der Landesregierung gemeinsam mit den Arbeitgeberverbänden, den Gewerkschaften, den Kammern, der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit, den kommunalen Spitzenverbänden und weiteren gesellschaftlichen Gruppen mit der Unterzeichnung der Vereinbarung zur Fachkräftesicherung gestartet und in ihrer Laufzeit bis 2018 angelegt. Alle Informationen findet sich auch im Internet unter www.fachkraefteinitiative.niedersachsen.de
Die Fachkräfteinitiative Niedersachsen - Zahlen und Fakten
Der Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten fällt erneut deutlich größer aus als der Anstieg der Erwerbstätigen insgesamt. Mehr als die Hälfte (56,6 Prozent) der Bevölkerung in Niedersachsen im Alter zwischen 15 und unter 65 Jahren ist aktuell sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein Zuwachs von knapp 2,0 Prozentpunkten seit 2013.
Die Beschäftigungsquote der Frauen (52,5 Prozent in 2016) ist seit 2013 um 2,9 Prozentpunkte gestiegen, die Beschäftigungsquote der Männer im gleichen Zeitraum um 0,9 Prozentpunkte. Frauen sind zu mehr als die Hälfte in Teilzeit beschäftigt. Ihre Teilzeitquote ist damit fast sechsmal so hoch wie die der Männer.
Die Beschäftigungsquote der Älteren zwischen 60 und 65 Jahren ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In dieser Altersgruppe sind zwar nur noch gut ein Drittel (36,2 Prozent in 2016) der Bevölkerung im entsprechenden Alter sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Seit 2013 hat die Beschäftigungsquote der Älteren aber um 4,9 Prozentpunkte (31,3 Prozent in 2013) zugelegt. Bei Frauen konnte die Beschäftigungsquote in dieser Altersgruppe im gleichen Zeitraum sogar um über ein Viertel von 25,9 Prozent in 2013 auf 32,6 Prozent in 2016 gesteigert werden.
Nach den aktuell vorliegenden Daten sind in Niedersachsen 63,1 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Alter von 15 bis unter 65 Jahre erwerbstätig. Ihre Erwerbsbeteiligung ist bis 2013 deutlich auf 65,1 Prozent angewachsen, aber seitdem entgegen der allgemeinen Entwicklung um 2,0 Prozentpunkte gesunken. Dies ist im Wesentlichen auf eine verstärkte Zuwanderung zurückzuführen. So ist allein in den letzten drei Jahren die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in der maßgeblichen Altersgruppe um 145.000 Personen angewachsen.
Im Jahr 2016 arbeiten 60 Prozent der Erwerbstätigen in Niedersachsen in einen Betrieb mit einem Branchen- oder Haus/Firmentarifvertrag. Damit ist die Tarifbindungsquote im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozentpunkt gestiegen. Auch 2013 lag sie bei 59 Prozent. In der langfristigen Entwicklung ist ein Rückgang der Tarifbindungsquote festzustellen, die sich in den letzten Jahren allerdings auf einem Niveau um die 60 Prozent stabilisiert hat.
Im Jahr 2016 wurden in Niedersachsen insgesamt knapp 5.200 Berufsurkunden in Pflegeberufen herausgegeben. Ihre Anzahl lag damit im 10-Jahres-Vergleich erstmals über 5.000 und konnte in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert werden. Gegenüber dem Jahr 2013 ist ein Anstieg um rund 11 Prozent zu verzeichnen. Dies stellt im Sinne der Fachkräftesicherung in den Pflegeberufen eine positive Entwicklung dar.
In 2015 haben gut 33.800 Schülerinnen und Schüler die allgemein bildende und berufsbildende Schule mit Hochschulreife verlassen. Gegenüber dem Schuljahr 2013 ist dies eine Steigerung um 6,3 Prozent. Damit hat sich der seit Jahren anhaltende Trend zu höherwertigen Schulabschlüssen fortgesetzt.
Im langfristigen Vergleich liegt die absolute Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge weiterhin im unteren Bereich. Während das Verhältnis zwischen neuen Ausbildungsverträgen und Schulabgängern in den Jahren vor 2013 relativ konstant bei 70 Prozent lag, ist der Anteil seitdem auf rund zwei Drittel zurückgegangen (2013 = 68,8 Prozent / 2014 = 67,2 Prozent / 2015 = 67,0 Prozent). Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen hat sich seit 2008 deutlich mehr als verdoppelt. Dieser Trend ist vor dem Hintergrund sinkender Zahlen an Schulabgängerinnen und Schulabgängern und einer gestiegenen Studierneigung zu sehen.
Im Jahr 2016 haben rund 37.500 Personen ein Studium in Niedersachsen aufgenommen. Im Vergleich zum Jahr 2013 hat die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger um 3,2 Prozent zugenommen und bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Das Anwachsen der Studienanfängerzahlen ist vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftebedarfs, insbesondere an hochqualifiziertem Personal, positiv zu bewerten.
Mit der Anerkennung von insgesamt acht Regionalen Fachkräftebündnissen sind diese nun landesweit und flächendeckend etabliert.
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04.09.2017
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Pressesprecher: Christian Haegele und Sabine Schlemmer-Kaune