„Volldampf voraus“: Neues Vermarktungskonzept soll JadeWeserPort in Schwung bringen
WILHELMSHAVEN. Olaf Lies, Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, hat heute in Wilhelmshaven ein neues Vermarktungskonzept für den JadeWeserPort präsentiert und mit Andreas Bullwinkel auch den neuen „Chef-Vermarkter“ für Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen vorgestellt. „Wir hoffen und erwarten, dass das Projekt JadeWeserPort nach den bisherigen Anlaufschwierigkeiten jetzt genug Wasser unter den Kiel bekommt und Fahrt aufnimmt“, erklärte Lies. Bullwinkel versprach im Beisein auch des Bremer Hafensenators Martin Günthner, sich mit „vollem Einsatz“ seiner neuen Aufgabe widmen zu wollen. Lies stellte außerdem das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer-Institutes vor, die dem Hafen sehr gute Perspektiven bescheinigt.
Mit der Eröffnung des JWP im Jahr 2012 waren große Erwartungen an den Container-Umschlag und an schnellen wirtschaftlichen Aufschwung in der Region verknüpft. Die jetzige Situation ist ernüchternd: Die Auslastung des Hafens mit zurzeit lediglich zwei Containerlinien liegt weit hinter den Erwartungen, auch die Vermarktung der Logistikzone verläuft sehr schleppend. Eine wichtige Ursache sind die Marktverhältnisse im internationalen Containerverkehr. Bis 2008 waren noch hohe jährliche Wachstumsraten zu verzeichnen, sie waren Grundlage für die erwarteten Umschläge im JWP. Der JWP sollte sich hauptsächlich als Transshipmenthafen (Verladung von Schiff zu Schiff) positionieren. Das Marketing der JadeWeserPort-Gesellschaften war beschränkt auf Messen und Roadshows sowie die Grundstücksvermarktung.
Die tatsächliche Ausgangssituation stellt sich heute ganz anders dar als seinerzeit angenommen. Aufgrund der weltweiten Finanzkrise, die sich auch auf die Realwirtschaft ausgewirkt hat, sind erhebliche Einbrüche im internationalen Containerverkehr zu verzeichnen. Erst heute ist in etwa das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Die so genannte Nordrange ist damit bei weitem noch nicht ausgelastet.
Deshalb muss - anders als bisher - die Vermarktung des JWP jetzt konsequent auf das Generieren von Ladung für den Umschlag ausgerichtet werden. Minister Lies dazu: „Die Präsentation des Hafens auf Messen reicht in dieser Situation nicht aus. Wir brauchen eine Individualansprache, oder, anders gesagt: Wir müssen weltweit bei möglichen Kunden Klinken putzen. Ziel muss es sein, potenziellen Verladern indviduelle Konzepte und Transportlösungen über den JadeWeserPort aufzuzeigen, die klare wirtschaftliche Vorteile bieten.“
Die bisherige JadeWeserPort Logistics Zone GmbH & Co. KG hat daher als neue Aufgabe den Auftrag erhalten, gezielt Individualkunden anzusprechen, um zusätzliche Ladungsvolumina für den Hafen zu generieren. Schwerpunkte der Arbeit der neuen Vermarktungsgesellschaft „Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing“: Ansprache von Produktionsunternehmen der Bereiche Investitionsgüter-, Automobil-, Chemie-, Pharmaindustrie sowie Maschinenbau. Ansprache von Großhandelsunternehmen, Ansprache von Linienreedereien, nicht nur für den Überseeverkehr, sondern auch für den Feeder- und Europaverkehr, Ansprache von Logistikunternehmen und Transporteuren. Außerdem soll die Vermarktungsgesellschaft gemeinsam mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen neue, attraktive Güterverkehrskonzepte erstellen. Zusätzlich sollen Kunden aus dem Hinterland, der Region Nordwestdeutschland sowie den nördlichen Niederlanden generiert werden. Die neuen Vermarktungsaktivitäten sollen eng mit EUROGATE abgestimmt werden. Die Vermarktungsgesellschaft wird auch weiteres, branchenerfahrenes Personal suchen und einstellen, um zum Erfolg zu kommen. Die Landesregierung wird das neue Konzept durch flankierende Maßnahmen unterstützen: Die vorhandenen niedersächsischen Repräsentanzen im Ausland sollen genutzt werden, um für den Hafen zu werben. Minister Lies wird jede Gelegenheit nutzen, um den Hafen bei der Herstellung von Kontakten zur Wirtschaft wie auch zu den Ziel- und Quellenmärkten des JWP zu unterstützen.
Zu diesem neuen Konzept gehört auch ein neues Gesicht: Das Wirtschaftsministerium hat nach einem „Chef-Vermarkter“ mit internationaler Erfahrung gesucht, der in der Seeverkehrswirtschaft gut vernetzt und bei den Marktbeteiligten anerkannt ist. Gefunden wurde dieser neue Mann mit Andreas Bullwinkel. Der 56-Jährige ist gelernter Kaufmann im Reederei- und Schiffsmaklergewerbe und Diplom-Wirtschaftsingenieur, seit 1974 in verschiedenen Positionen im Reederei- und Schiffsmaklergewerbe tätig, u.a. als Prokurist und Key Account Manager. Seit 2004 ist Bullwinkel Geschäftsführer von Seaports of Niedersachsen. Dieses Unternehmen hat er als Marketingorganisation der niedersächsischen Hafenumschlagsunternehmen aufgebaut. „Zu glauben, der JadeWeserPort werde von alleine in Schwung kommen, war ein großer Irrtum und ein strategisches Versäumnis der alten Landesregierung. Diese Fehler müssen wir jetzt korrigieren. Ich bin froh, dass wir für diese Aufgabe mit Herrn Bullwinkel einen erfahrenen und international anerkannten Fachmann gewonnen haben“, sagte Lies.
Andreas Bullwinkel erklärte zu seiner Berufung: „Ich fühle mich sehr geehrt, dass man mir diese große Aufgabe anvertraut, auf die ich mich sehr freue. Gemeinsam mit dem EUROGATE-Team, das ich ja aus meiner früheren Tätigkeit her sehr gut kenne, wollen wir auf der Grundlage des neuen Vermarktungskonzepts Spediteure, Ablader, Importeure und Exporteure von den unübersehbaren Vorzügen dieses Terminals überzeugen und so für eine verbesserte Marktakzeptanz und natürlich mehr Ladung sorgen.“
Minister Lies hob weiter hervor, dass der Hafen nach einem schwierigen Start alle Chancen habe. Dies werde auch bestätigt durch eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Institutes. Sie bescheinigt dem JadeWeserPort in Wilhelmshaven eine „sehr hohe Standortattraktivität für internationale Distributionslogistik“, denn die wichtigste Voraussetzung wurde mit dem Schaffen einer konkurrenzfähigen Infrastruktur in einer Lage zwischen den etablierten Nordrange-Häfen geschaffen.
Unterstützt wird das neue Engagement auch von wichtigen Partnern. So erklärte Emanuel Schiffer, Vorsitzender der Gruppengeschäftsführung des Hafenbetreibers EUROGATE:
„Wir begrüßen den neuen Ansatz für die Vermarktung in Wilhelmshaven sehr. Wir werden alles tun, um den neuen Geschäftsführer bei seiner Arbeit zu unterstützen und weiterhin gemeinsam auftreten. Es ist jetzt wichtig, die Ladungskunden von den Vorteilen Wilhelmshavens zu überzeugen und neue Hinterlandanbindungen zu gestalten.“
Artikel-Informationen
erstellt am:
01.07.2013
Ansprechpartner/in:
Herr Stefan Wittke
Nds. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Bauen
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